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Bexaroten

11.02.2002  00:00 Uhr

PHARMAZIE

NEU AUF DEM MARKT

Bexaroten

 

von Ulrich Brunner, Eschborn

Ein weiteres orphan drug ergänzt seit 15. Januar das deutsche Arzneimittelsortiment. Mit dem synthetischen Retinoid Bexaroten (Targretin® von Elan Pharma) können Hautmanifestationen bei Patienten mit cutanem T-Zell-Lymphom behandelt werden.

Beim cutanem T-Zell-Lymphom (CTCL) entarten T-Lymphozyten und befallen die Haut. Die bösartige Hautkrankheit, an der in Deutschland nur sehr wenige Menschen leiden, entwickelt sich normalerweise langsam über viele Jahre. In frühen Stadien kann die Haut jucken und trocken sein, mitunter entwickeln sich dunklere Flecken. Erst später bilden sich maligne Verdickungen auf der Haut. Dieser Krankheitszustand wird auch als Mycosis fungoides bezeichnet. Im fortgeschrittenen Stadium sind andere Organe wie Milz, Lunge oder Leber befallen. Wenn eine große Zahl bestimmter Tumorzellen im Blut gefunden werden, spricht man vom Sézary-Syndrom.

Das Zytostatikum Bexaroten darf nur in der CTCL-Therapie eingesetzt werden, wenn vorher mindestens eine systemische Behandlung nicht angesprochen hat und die Krankheit bereits deutlich fortgeschritten ist. Der genaue Wirkungsmechanismus ist noch nicht bekannt. Vermutlich bindet Bexaroten als Agonist im Gegensatz zu anderen Retinoiden spezifisch an Retinoid-Rezeptoren vom Typ RXR-a, -b und -g. Die RXR fungieren als intrazelluläre Transkriptionsfaktoren und sind an Proliferation und Zelldifferenzierung, Apoptose und Insulinsensibilisierung beteiligt. In vitro hemmte Bexaroten das Wachstum entarteten hämatopoetischen Zellen, in vivo verhinderte es die Tumorregression beziehungsweise Neubildung.

In einer klinischen Studie untersuchte man die Wirkung des Retinoids bei 94 Patienten mit fortgeschrittenem CTCL, das sich durch andere systemische Therapien nicht mehr beeinflussen ließ. 56 Probanden erhielten täglich 300 mg Bexaroten pro m2 Körperoberfläche (KO), 38 eine höhere Dosis. In der 300-mg-Gruppe sprachen 45 Prozent nach globaler Beurteilung des Arztes auf die Therapie an, in der anderen Gruppe 55 Prozent. Eine vollständige klinische Remission beobachteten die Prüfärzte bei 13 Prozent der Patienten, die mehr als 300 mg Bexaroten pro m2 KO eingenommen hatten. Die durchschnittliche Ansprechdauer lag bei 299 Tagen.

Bexaroten wird peroral als Suspension in Weichgelatinekapseln verabreicht. Die Therapie sollte erfahrenen Ärzten vorbehalten bleiben. Die Substanz darf nicht in der Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei unkontrollierten Schilddrüsenerkrankungen, Hypercholesterolämien, Hypervitaminose A oder Leberinsuffizienz gegeben werden. Bexaroten hat erwartungsgemäß ein breites Nebenwirkungsspektrum. Im Vordergrund stehen Linsentrübungen sowie Einflüsse auf das blutbildende und endokrine System beziehungsweise den Stoffwechsel. Bei Tagesdosen über 300 mg pro m2 KO verstärken sich die meisten Nebenwirkungen.

Bislang fehlen kontrollierte Studien, die die Wechselwirkungen von Bexaroten mit andere Arzneimitteln untersuchen. Die Pharmakokinetik verläuft bis zu 650 mg/m2 KO dosislinear. Die Eliminationshalbwertzeit beträgt zwischen einer und drei Stunden. Das Retinoid bindet zu über 99 Prozent an Proteine.

Bexaroten kann auf Grund seiner spezifischen Wirkung an den RX-Rezeptoren als erster Vertreter einer neuen Klasse von RXR-spezifischen Retinoiden eingestuft werden. Allerdings liegen noch nicht allzu viele klinische Daten vor. Dies ist auf Grund der engen Indikation und dem ausgesprochen seltenen Auftreten der CTCL jedoch verständlich.

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