Borax-haltige Rhinologika sind verboten |
03.01.2000 00:00 Uhr |
Hierfür kommen unter den zahlreichen beschriebenen kolloidalen Siberverbindungen (6) vor allem Silbereiweiß (9) und früher auch Silbereiweißacetyltannat (5, 7, 8) in Betracht. Silbereiweißacetyltannat enthielt zum Beispiel in Form des Markenproduktes Targesin® als Stabilisator üblicherweise Natriumtetraborat, worauf schon die Monographiebezeichnung "Boraxhaltiges Silbereiweißacetyltannat" des Deutschen Arzneimittel-Codex (DAC) hinweist. Die Verwendung von Borsäure und ihren Salzen in Arzneimitteln wurde jedoch schon 1983 von der zuständigen Bundesoberbehörde auf wenige Ausnahmen beschränkt, unter anderem auf die Isotonisierung und Pufferung von Ophthalmika (3). Damit sind Herstellung und Abgabe Borax-haltiger Rhinologika in der Apotheke verboten (1). Im Widerspruch dazu findet man allerdings in aktueller medizinischer Fachliteratur immer noch Empfehlungen für die Anwendung von Targesin® in Nasentropfen (2).
Als Ersatz für das Borax enthaltende Targesin® wird zum Teil Silbereiweiß DAC eingesetzt. Außerdem steht derzeit noch ohne offizinelle Prüfvorschrift auch ein "Boraxfreies Silbereiweißacetyltannat" für Rezepturzwecke zur Verfügung. Eine Monographie wird zur Zeit im Zentralen Prüflaboratorium des DAC ausgearbeitet. Somit können bei Bedarf Alternativen vorgeschlagen werden.
Die antimikrobielle Wirksamkeit der kolloidalen Silberverbindungen ist nach den wenigen bekannten In-vivo-Studien schwach, so dass zum Beispiel Silbereiweiß keinesfalls zur präoperativen Behandlung der Augen empfohlen wird (4). Sie ist aber in vitro ausreichend, um auf zusätzliche Konservierungsmittel verzichten zu können.
Technologisch muss die Unverträglichkeit des Silbereiweiß, zu einem gewissen Grad auch der Silbereiweißacetyltannate, mit größeren Mengen Chlorid- und Phosphat-Ionen beachtet werden. Dies ist unter anderem bei der Kombination mit abschwellend wirkenden Naphazolin- oder Xylometazolin-haltigen Fertigarzneimitteln zu beachten, da diese meist mit Natriumchlorid isotonisiert werden. Auch der aus Stabilitätsgründen unphysiologisch sauer eingestellte pH-Wert der Fertigarzneimittel läßt sich nicht mit dem eher im basischen Bereich liegenden Stabilitätsoptimum der Silbereiweißverbindungen in Einklang bringen. Deshalb sollten Nasentropfen mit kolloidalen Silberverbindungen und Naphazolin oder Xylometazolin vorzugsweise nicht unter Verwendung entsprechender Fertigarzneimittel, sondern direkt aus den Ausgangsstoffen hergestellt werden.
Zur Isotonisierung eignen sich nichtionische, nicht pH-aktive Substanzen wie zum Beispiel Mannitol. Auch Kaliumnitrat kann für diesen Zweck eingesetzt werden. Die jeweiligen DT-Werte können der Anlage B des DAC entnommen werden.
Literatur:
Sabine Lang
NeuesRezeptur-Formularium (NRF)
Pharmazeutisches Laboratorium
Carl-Mannich-Straße 20
65760 Eschborn
© 2000 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de