Parenterale und enterale Ernährung ergänzen sich gegenseitig |
20.09.1999 00:00 Uhr |
Mangelernährung ist auch in Deutschland ein Thema, sagte Dr. Frank Dörje, Ulm. Hospitalisierte Patienten zeigten zu etwa 20 bis 50 Prozent Symptome einer relevanten Malnutrition. 5 bis 10 Prozent gelten sogar als schwer mangelernährt. Vor allem traumatische oder frisch operierte Patienten, aber auch Krebskranke und alte Menschen, beziehungsweise solche mit gastrointestinalen Erkrankungen, zählten zur Personengruppen, die leicht eine Mangelernährung entwickelten.
Zu den unmittelbaren Folgen einer Mangelernährung zähle die Abnahme der Muskelmasse, Hypoproteinämie mit Ödembildungen, eine verzögerte Wundheilung, schlechte Immunabwehr und somit ein erhöhtes Infektrisiko, sagte der Referent. Morbidität und Mortalität steigen, es kann zu längeren Krankenhausaufenthalten und verlängerter Rekonvaleszenz kommen.
Sonden und venöse Zugänge
Die klinische Diagnose orientiert sich an der Diätanamnese, am Körpergewicht, an anthropometrischen Messungen (Oberarmumfang) sowie an den Eiweiß-Parametern und zirkulierenden Synthese-proteinen. Ernährt werden kann enteral über Sonden und parenteral über venöse Zugänge, wobei die enterale Ernährung einen funktionsfähigen Gastrointestinaltrakt voraussetzt. Die parenterale Ernährung ist immer dann indiziert, wenn eine gastrointestinale Nahrungszufuhr nicht möglich ist, beziehungsweise die gastrointestinale Digestion und Resorption schwer gestört sind, sagte der Referent.
Vorteile einer enteralen Ernährung laut Dörje: Die Nahrung kann physiologisch über Darm und Leber resorbiert werden, die Darmperistaltik bleibt erhalten und es kommt seltener zu Komplikationen. Mitunter träten jedoch gastrointestinale Unverträglichkeiten und Stoffwechselentgleisungen auf, die nicht so schnell korrigiert werden können. Mit einer parenteralen Ernährung könnten schnell Defizite korrigiert und auch ein Patient nach totalem Darmausfall versorgt werden. Die Zufuhr der einzelnen Nährstoffe sei genau erfassbar. Allerdings müsse dann mit einer höheren Komplikationsrate, vor allem durch den Kavakatheter, Infekte, Phlebitis, Thrombosen et cetera gerechnet werden.
Spezielle berufliche Herausforderung
Enterale und parenterale Ernährung seien generell keine konkurrierenden Ernährungsarten, sondern ergänzten sich gegenseitig, sagte der Referent. In der klinischen Routine gebe es für beide primäre Einsatzgebiete.
Für eine qualitativ hochwertige Ernährung ist eine Vielzahl von medizinischen, technischen und pharmazeutischen Faktoren ausschlaggebend, sagte der Klinikapotheker, der als mögliche Aufgabengebiete des klinischen Pharmazeuten Evaluierung des Ernährunzsustandes des Patienten, Erstellung und Umsetzung des Therapieplanes sowie Monitoring der Therapie nannte. Zur Qualitätssicherung empfehle sich die Zusammenarbeit von Ärzten, Ernährungsberatern, Pflegepersonal und Pharmazeuten in Arbeitsgruppen und Teams nicht nur in der Klinik, sondern auch im ambulanten Bereich. Dörje nannte die enterale und parenterale Ernährung eine spezielle berufliche Herausforderung für den Apotheker im Krankenhaus und in der Offizin", die zur Stärkung von Image und Marktposition beiträgt.
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