Pharmazeutische Zeitung online

Neubau für die Zukunft

15.08.2005  00:00 Uhr

Neubau für die Zukunft

von Annette van Gessel, Bonn

Als »Edelsteine« in der deutschen Hochschulpharmazie bezeichnete Professor Dr. Richard Süverkrüp, geschäftsführender Direktor des Pharmazeutischen Instituts, das neue Technikum, das Isotopen- sowie das Genlabor. In dem Neubau der Uni Bonn könnten Studenten mit dem Fortschritt in der Pharmaforschung Schritt halten.

Der bereits seit zwei Jahren genutzte Neubau ist ein Anbau an das AVZ 2 in Bonn-Endenich und beherbergt die Pharmazeutische Technologie sowie die Pharmakologie und Toxikologie. Bei seiner feierlichen Einweihung Ende Juni diesen Jahres warfen die Referenten einen Rückblick auf die Geschichte der Pharmazie in Bonn und berichteten, dass die Ursprünge auf das Jahr 1784 zurückgehen und damit noch vor der Gründung der Universität liegen.

Im Jahr 1999 wurde hier die erste C3-Professur für Klinische Pharmazie eingerichtet sowie der erste Lehrstuhl für Drug Regulatory Affairs in Europa, informierte der Rektor der Bonner Universität, Professor Dr. Matthias Winninger. Mit dem Angebot des Masters of Drug Regulatory Affairs nimmt Bonn europaweit eine Sonderstellung ein. Dieser weiterbildende, berufsbegleitende Studiengang, den der Fachbereich gemeinsam mit der sei mit großer Akzeptanz aufgenommen worden. Die Pharmazie zeige hier exemplarisch, wie die Verbindung aus Wissenschaft und Wirtschaft gelingen kann. Verknüpfungspunkte für Synergien bilden auch Diplom- und Promotionsarbeiten. »Die Pharmazeuten haben Hervorragendes geleistet und die Universität ist stolz auf die Pharmazie. Ich bin sicher, dass sie das auch in Zukunft fortsetzen werden«, lobte Winninger.

An bedeutende Persönlichkeiten wie Karl Friedrich Mohr, den Vater der Maßanalyse, erinnerte der Vorsitzende der Fachgruppe Pharmazie, Professor Dr. Michael Gütschow. Weiterhin eng mit der Pharmazie in Bonn verbunden sind Otto Wallach, der 1910 den Nobelpreis für Chemie erhielt, und Melanie Rink, die sich 1954 in Bonn habilitierte und eine der ersten deutschen Hochschulprofessorinnen war.

»Die Bonner Hochschule mit mehr als 1000 Pharmaziestudenten gehört laut Forschungsranking des Zentrums für Hochschulentwicklung zu den sechs ausdrücklich als forschungsstark bekannten Einrichtungen«, berichtete Gütschow. Es ist das erklärte Ziel der Fachgruppe, diesen Stand zu halten beziehungsweise noch auszubauen. Derzeit ist der Fachbereich an einigen Sonderforschungsbereichen beteiligt.

Zwischen 15 und 25 Bonner Studenten verbringen während ihres Pharmaziestudiums ein bis zwei Semester in Partnereinrichtungen im Ausland. Derzeit können sie auf 26 Erasmuskooperationsverträge zurückgreifen. Zudem stehen den Studenten zahlreiche Computerarbeitsplätze mit Internetanschlüssen zur Verfügung. Professor Dr. Klaus Mohr, Leiter der Pharmakologie und Toxikologie, berichtete überdies stolz von zwei neu eingerichteten Labors, dem Isotopenlabor und dem Genlabor, die zu den anspruchsvollsten Räumen des Hauses gehören, da sie hohe Anforderungen an die Sicherheitstechnik stellten.

Der stellvertretende Vorsitzende des Bundesverbands der Arzneimittel-Hersteller (BAH), Hans-Georg Hoffmann, gratulierte zum Bau des neuen Instituts und betonte, dass der BAH auch in Zukunft die Zusammenarbeit mit der Universität Bonn, vor allem den Abteilungen Medizin und Pharmazie, pflegen werde. Die gesetzlichen Neuerungen hätten, so Hoffmann, den mittelständischen Arzneimittel-Herstellern großen Schaden zugefügt und viele Arbeitsplätze gefährdet oder sogar gekostet. Dennoch wollen viele mittelständische Hersteller weiterhin in Deutschland produzieren und forschen. »Eine enge Zusammenarbeit unter anderem mit den Universitäten wie hier in Bonn ist dabei für uns von großem Vorteil«, sagte Hoffmann.

Als »exotisch« umschrieb der Leiter der Pharmazeutischen Technologie, Professor Dr. Klaus-Jürgen Steffens, die Kooperationen in seinem Fachgebiet: »Wir stehen mit einem Bein im Ingenieurwesen und einem Bein in der Pharmazie.« Steffens wies auf die gute Verbindung der Bonner Technologen zur Maschinenindustrie hin. Deutsche Unternehmen stünden auf dem Gebiet der Arzneimittelproduktionsmaschinen weltweit an der Spitze. Während einer Führung durch den Baupräsentierte Steffens eine Vielzahl von Maschinen, die Hersteller seinem Fachbereich zu Testzwecken kostenlos zur Verfügung stellten.

Emeritus Professor Dr. Erhard Röder stiftete zur Institutseinweihung den Kupferstich »Laboratoire et table des Raports« aus dem 17. Jahrhundert. Der Stich, auf dem das Interieur eines chemischen Labors abgebildet ist, zählt zu den Tafelbänden der berühmten Enzyklopädie Diderots und d`Alemberts. Er fand sogleich einen würdigen Platz in der Bibliothek des Neubaus. Top

© 2005 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de

Mehr von Avoxa