Adalimumab erweist sich als alltagstauglich |
21.06.2004 00:00 Uhr |
Jeder vierte Patient mit Rheumatoider Arthritis erreichte unter add-on-Gabe von Adalimumab nach zwölf Wochen Behandlung die Remission. Dies ergaben erste Daten der ReAct-Studie, die rund 6500 Patienten unter alltäglichen Bedingungen beobachtet.
„Wichtig bei der ReAct-Studie ist ihr „Real-life-Charakter“, urteilte Professor Dr. Gerd-Rüdiger Burmester von der Klinik für Rheumatologie der Charité Berlin. Die bislang größte europäische Studie zum Einsatz eines TNF-α-Blockers bei Rheumatoider Arthritis stellte der Mediziner auf einer von Abbott unterstützten Veranstaltung im Rahmen des internationalen Kongress der Europäischen Rheumaliga (EULAR) in Berlin vor. Inzwischen sind bereits 6448 Patienten in die Studie eingeschlossen, die in elf europäischen Ländern an mehr als 400 Zentren als offene Studie läuft.
„Die Patienten und auch die Zentren werden nicht so sorgfältig ausgewählt wie für eine Phase-II- oder Phase-III-Studie. So spiegelt die Studie die tägliche Realität wider“, informierte Burmester. Für eine Aufnahme entscheidend war lediglich eine über drei Monate bestehende Krankheit mit einem Intensitätsindex von DAS28 (Disease Activity Score, gemessen an 28 Gelenken) ≥ 3,2 und einem unbefriedigenden Ansprechen auf mindestens ein Basistherapeutikum, eine vorherige Behandlung mit einem Biological eingeschlossen. Die bisherige Basistherapie wurde beihalten.
Die Auswertung zur Wirksamkeit bei 2008 Patienten ergab, dass unter subcutaner Selbstinjektion von 40 mg Adalimumab alle 14 Tage der durchschnittliche DAS28-Wert innerhalb von zwölf Wochen von 6,1 auf 3,8 sank. Rund ein Viertel der Patienten (24 Prozent) erreichte einen DAS28-Wert unter 2,6 und somit eine Remission, so Burmester. Der Index misst die Krankheitsintensität anhand druckempfindlicher und geschwollener Gelenke, des Patientenurteils und der Blutsenkungsgeschwindigkeit. Bei einem Wert von unter 3,1 gilt die Krankheit als inaktiv, bis 5,1 als mäßig und darüber als hoch aktiv.
Auch gemessen an den Kriterien des American College of Rheumatology ließ sich der Erfolg bestätigen. Nach zwölf Wochen gingen die Symptome bei zwei Drittel der Patienten um 20 Prozent zurück, einen ACR-50 erreichten rund 40 Prozent und einen ACR-70 noch 17 Prozent. „Auffällig war der frühe Wirkungseinsatz – das heißt, oft schon nach der ersten Dosis“, sagte der Referent. Bereits nach zwei Wochen konnten 42 Prozent der Erkrankten eine ACR-20-Verbesserung verbuchen.
Ebenso gingen die Schmerzen bei den Behandelten schon nach zwei Wochen um 39 Prozent zurück, zum Ende der Beobachtungszeit waren sie um 57 Prozent reduziert. Wichtig für die Betroffenen: Auch die Fähigkeit, sich selbst anzuziehen oder zu gehen besserte sich deutlich. „Dabei traten keine alarmierenden Nebenwirkungen unter der Therapie auf. Das Nutzen-Risiko-Verhältnis ist positiv“, schloss Burmester.
Hoffnung bei Psoriasis-Arthritis
Gleichsam wie bei den TNF-α-Hemmern Infliximab und Etanercept strebe man an, Adalimumab künftig auch auf die Behandlung der Psoriasis-Arthritis und Morbus Bechterew auszudehnen, sagte Jeffrey D. Kent, Global Medical Director bei Abbott. Derzeit laufe eine Phase-III-Studie mit 15 Patienten, die bereits rund sechs Jahre unter einer Psoriasis-Arthritis und 15 Jahre an Psoriasis litten. Dabei erhalten die Betroffenen über 24 Wochen alle vierzehn Tage Adalimumab subcutan. Nach zwei Wochen, das heißt nach einer Applikation, verbesserte sich schon bei 42 Prozent der Patienten der ACR-20-Wert, bei zwei Patienten reduzierten sich die Symptome um 50, bei einem um 70 Prozent. Dabei halbierte sich annähernd die Zahl der betroffenen Gelenke. Auch die Hautsymptome besserten sich nach der ersten Dosis. Der so genannte Index zur Ausdehnung und Schwere der Psoriasis (PASI) wurde bei einem Drittel der Patienten um mehr als 50 Prozent gesenkt. Parallel konnte mit einem weiteren Index gezeigt werden, dass die Lebensqualität unter der Behandlung bei 77 Prozent um ein Viertel und bei 33 Prozent um die Hälfte stieg. Die endgültigen Ergebnisse stehen noch aus.
Auch bei Morbus Bechterew befindet sich die Adalimumab-Therapie bereits in der Phase III, so Kent. Zehn Patienten mit einer durchschnittlichen Krankheitsdauer von elf Jahren erhielten über zwölf Wochen die 40-mg-Dosis Adalimumab alle vierzehn Tage. Nach zwölf Wochen sank der Krankheitsaktivitätsindex (BASDAI) bei 70 Prozent um 20, bei der Hälfte um 50 und bei 20 Prozent der Patienten um 70 Prozent. Untersucht werde der TNF-α-Antikörper darüber hinaus in Phase-II-Studien bei Psoriasis und Morbus Crohn.
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