Neuer Kommissionierungsautomat für bessere Zusammenarbeit |
21.06.1999 00:00 Uhr |
Über die automatisierte Arzneimittelabgabe mit Kommissionierungsautomaten wurde bereits in diversen Publikationen berichtet. Dabei stand immer nur ein Automat zur Verfügung, in dem Schüttware beziehungsweise Bulkware zum Einsatz kommt. Die Apotheke des Kreiskrankenhaus Sonnenberg entwickelte jetzt mit einer deutschen Firma einen neuen Automaten, mit dem alle handelsüblichen Blisterverpackungen beschickt werden können. Das Arzneimittel bleibt aseptisch in dem von der Industrie verpackten Blister bis zum Patienten eingeschlossen und ist aufgrund der Beschriftung stets identifizierbar.
Die bisher betriebenen Kommissionierungsautomaten sind keine Systeme mit deren Hilfe eine automatische Einzelkommissionierung möglich ist. Die Handhabung dieser Systeme ist umständlich und zeitlich aufwendig. Ein Grund, warum die Geräte wenig verbreitet sind und kaum mit dem neu entwickelten Unit-Dose-System verglichen werden können.
Mit dieser Neuentwicklung ist nun eine automatische patientenbezogene Einzelkommissionierung möglich. Das System wird von einem Computer gesteuert, und die Arzneimittel gelangen berührungslos und ohne Zwischenschritt in die einzelnen Patientenschalen. Zusätzlich ist ein hoher Sicherheitsstandard durch mehrfache automatische Kontrollen im System gewährleistet. Das Gerät kann 90 Prozent aller in der Klinik gängigen Arzneimittel verteilen. Die Patientenschalen werden außerdem automatisch mit dem Namen des Patienten, des Präparates und den Einnahmevorschriften beschriftet. Zudem können Verfalldaten per EDV kontrolliert und das Gerät an das automatische Warenlager angeschlossen werden.
Das neue Unit-Dose-System ist eine modular aufgebaute Einzelteilkommissionierungsanlage, nicht nur für Tabletten und Dragees, sondern auch für Ampullen. Mit dem Gerät können Medikamente an die Patienten in verschiedenen Stationen und Abteilungen der Krankenhäuser unter einem hohen Sicherheitsstandard verteilt werden. Dabei wird das Arzneimittel aus der Originalblisterpackung des Herstellers ohne einen Zwischenschritt maschinell entnommen und direkt in die Patientenschale befördert. Nach der Kommissionierung druckt das Gerät folgende Daten auf eine Folie, die mit der Patientenschale verschweißt wird: · Klinik · Patientenname · Patientennummer · Station · Zimmernummer · Einnahmezeit und tag · Arzneimittel mit Einnahmevorschrift · Schalennummer · Nachbearbeitung
Patient und Ärzte oder das Pflegepersonal haben deshalb eine genaue Vorgabe und Übersicht, zu welcher Zeit welches Arzneimittel wie eingenommen werden soll.
Die direkte Eingabe der ärztlichen Verordnungen pro Station und Patient werden von dem Arzt direkt bei der Visite über einen Laptop eingegeben und per Datenfernübertragung an den Zentralrechner weitergegeben. Dieser verwaltet die Daten und reicht sie an die Kommissionierungsanlage weiter.
Der Apotheker hat systembedingt die Möglichkeit, jederzeit die angesetzte Therapie über seinen Bildschirm aufzurufen und diese auf mögliche Wechselwirkungen, Kontraindikationen, et cetera zu überprüfen.
Verschiedene Sicherheitsstufen
Der Automat wird per Hand durch das pharmazeutische Personal mit Blisterpackungen aufgefüllt. Dazu wird das einzuordnende Arzneimittel zuerst per EDV eingegeben. Erst danach läßt sich der zuständige Schacht öffnen. Die Menge der Arzneimittel und die Chargennummern werden am Terminal eingegeben und erst danach kann der zuständige Apotheker den Schacht schließen lassen. Aus Sicherheitsgründen kann erst jetzt ein anderer Schacht wie oben beschrieben geöffnet und gefüllt werden.
Über eine weitere Sicherheitsstufe wird bei jeder Einlagerung die Übereinstimmung der Codes nochmals überprüft. Gleichzeitig wird mit der an der Entnahmeeinheit des Systems befindlichen Schreib- und Leseeinheit der Transponder mit der Artikelnummer und der Blisteranordnung (Lage der Arzneimittel) beschrieben. Zur Kommissionierung wird das Schneidegerät an die erste Position gefahren, die entsprechende Anzahl der Arzneimittel werden aus dem Blister herausgeschnitten, und über das Transportband mitgenommen, in einem Karussellteil mit den anderen Arzneimitteln für die vorgegebene Applikationszeit morgens, mittags, abends oder/und nachts gesammelt und danach der Patientenschale zugeführt.
Ist die Schale entsprechend der Anforderung komplett gefüllt, wird sie mit einer Folie, auf die alle notwendigen Daten gedruckt sind, zugeschweißt und zum Einordnen in den Transportwagen gebracht. Müssen Arzneimittel, die nicht im Automaten vorrätig sind, zusätzlich eingefügt werden, wird diese Schale seitlich ausgefahren. Per Hand werden die noch fehlenden Medikamente zugegeben und zusätzlich auf der Folie vermerkt. Der Abschluß des Vorganges wird durch den diensthabenden Apotheker dokumentiert und die Schale versiegelt.
Warum neue Organisationsstrukturen?
Da bisher die Distribution der Arzneimittel auf den Stationen in vielen Krankenhäusern nach wie vor in der Verantwortung der Krankenschwestern liegt, müssen diese den Stationsvorrat überwachen, Arzneimittel zusammenstellen und verteilen. Diese Aufgaben sind nach wie vor mit einem hohem administrativen Aufwand verbunden und werden nicht unbedingt als Pflege des Patienten verstanden.
Bis dato versorgte die Klinikapotheke manuell vier Stationen mit Arzneimitteln. Die Arzneimittellagerung auf den Stationen konnte auf ein Minimum reduziert werden und die Stationskontrollen wurden zeitlich erheblich verringert. Dieser Vorteil kann nun durch Einsatz des Kommissionierungsautomaten auf alle Stationen übertragen werden. Damit arbeiten Klinikapotheker und die Ärzte und Schwestern auf Station enger zusammen.
Anschrift des Verfassers:
Helmut Weber
Apotheke der Kreiskrankenhäuser Sonneberg/Neuhaus
Neustadter Straße 61
96515 Sonneberg
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E-Mail: redaktion@govi.de