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Dreitägige versus fünftägige Amoxicillintherapie

26.04.2004  00:00 Uhr

Dreitägige versus fünftägige Amoxicillintherapie

von Wolfgang Kämmerer, Wiesbaden

Akute Atemwegsinfektionen verursachen nach Angaben der WHO weltweit pro Jahr etwa 2,1 Millionen Todesfälle unter Kindern, die jünger als fünf Jahre sind. Da die meisten Fälle einer ambulant erworbenen Pneumonie (community acquired pneumonia, CAP) durch Haemophilus influenzae und Streptococcus pneumoniae verursacht werden, gelten Cotrimoxazol, Penicillin, Ampicillin und Amoxicillin als mögliche, empfohlene Behandlungsalternativen.

In Indien wurde ein kontrolliertes Behandlungsprogramm zur Therapie akuter Atemwegsinfektionen etabliert, das die Behandlung mit Cotrimoxazol vorsah. Trotz steigender Resistenzzahlen gegenüber dem Arzneistoff wurde eine gute Effektivität bei der Behandlung leichter Pneumonieformen berichtet, während die Erfolgsrate bei schwereren Formen mit einer Amoxicillin-Behandlung doppelt so hoch war. Amoxicillin wurde daher als die bessere Alternative, auch wegen der dokumentierten Wirksamkeit gegenüber S. pneumoniae und H. influenzae, empfohlen.

In der Literatur finden sich Hinweise, dass dabei eine dreitägige Behandlung mit Amoxicillin gleichwertig zu einer fünftägigen ist. Mit einer randomisierten, placebokontrollierten, multizentrischen Doppelblindstudie sollten diese Befunde nun verifiziert werden. Weiterhin sollte untersucht werden, inwieweit sich die Rezidivraten beider Therapieschemata unterschieden. Hierzu erhielten insgesamt 2188 Kinder im Alter von 2 bis 59 Monaten entweder täglich oral für drei oder fünf Tage Amoxicillin (31 bis 54 mg/kg), verteilt auf drei Tagesdosen. Beurteilungskriterien eines Therapieerfolgs beziehungsweise -versagens waren die mittels Pulsoxymetrie gemessene Sauerstoffsättigung sowie anhaltende klinische Symptome einer Pneumonie.

Die klinische Heilungsrate in beiden Gruppen unterschied sich nicht (89,5 Prozent versus 89,9 Prozent). Beobachtet wurden 225 (10,3 Prozent) Therapieversager und 106 (5,3 Prozent) Rezidive, die Rate war in beiden Behandlungsgruppen ähnlich.

Bei Aufnahme in die Studie wurden 513 Kinder (23,4 Prozent) positiv auf das RS (Respiratory Syncitial)-Virus getestet, Streptococcus pneumoniae sowie Haemophilus influenzae wurden aus dem Nasopharynx bei 878 beziehungsweise 496 Kindern (40,4 Prozent, 22,8 Prozent) nachgewiesen. In der Zeit zwischen November und März ist in Deutschland dieses Virus - das mit dem Mumps- und Masernvirus verwandt ist - für die meisten Fälle von akuter Bronchitis bei Kindern unter zwei Jahren verantwortlich. Die Anzahl an Therapieversagern auf die antibiotische Therapie korrelierte mit dem Nachweis des RS-Virus (Odds Ratio 1,95), mit der Höhe der Atemfrequenz als Maß der Schwere der Infektion (Odds Ratio 2,89) sowie der Non-Compliance mit der Therapie (Odds Ratio 11,57).

Bei Kindern mit leichter Pneumonie ist eine dreitägige Therapie mit Amoxicillin also ebenso wirksam wie eine fünftägige Therapie.

Quelle: ISCAP Study Group. BMJ 328 (2004) 791 - 796. Top

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