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Dutasterid kurz vor der Markteinführung

03.03.2003  00:00 Uhr
5-alpha-Reduktasehemmer

Dutasterid kurz vor der Markteinführung

von Christiane Berg, Hamburg

Der duale 5-alpha-Reduktasehemmer Dutasterid steht als neue Therapieoption zur Behandlung der benignen Prostatahyperplasie (BPH) nach seiner Zulassung im Januar nun kurz vor der Markteinführung.

Dutasterid senkt den Serum-Dihydrotestosteron-Level (DHT) stärker und hemmt die Progression gutartiger Wucherungen der Vorsteherdrüse besser als Finasterid, sagte Professor Dr. Klaus Höfner, Oberhausen. Dadurch nehme das Risiko eines akuten Harnverhalts beziehungsweise eines operativen Eingriffs ab, so der Referent bei einer Veranstaltung am 6. Februar.

Beide Isoenzyme gehemmt

Das 5-alpha-Dihydrotestosteron (DHT), ein Abbauprodukt des Testosterons, ist für die Funktion der Prostatadrüsen erforderlich. Die Umwandlung des Hormons in DHT katalysiert das Enzym 5-alpha-Reduktase, das sowohl bei der normalen Differenzierung des Gewebes als auch bei der pathologischen Stimulierung des Prostatawachstums eine Schlüsselrolle spielt. Zwei Isoformen der 5-alpha-Reduktase katalysieren die DHT-Bildung: Typ 1 ist vor allem in nicht genitaler Haut und Leber lokalisiert, Typ 2 in Prostata, Samenbläschen, Nebenhoden und Genitalhaut. Finasterid inhibiert spezifisch den Typ 2 der 5-alpha-Reduktase. Die DHT-Konzentration im Plasma und Prostatagewebe nimmt ab, ohne dass der Serumtestosteronspiegel beeinflusst wird. Bei einer Hyperplasie sinkt dadurch das Volumen der Prostata.

Im Unterschied zu Finasterid hemmt Dutasterid beide Typen der 5-alpha-Reduktase. Wie verschiedene Studien belegen, reduziert die Gabe von 0,5 mg Dutasterid täglich das Serum-DHT um über 90 Prozent, während 5 mg Finasterid täglich den DHT-Wert um circa 70 Prozent senken. Dutasterid hemmt das Typ-1-Isoenzym um das 45-fache und das Typ 2-Isoenzym um das zweifache stärker als Finasterid.

Die Effektivität von Dutasterid bei der Therapie der benignen Prostatahyperplasie wurde in drei internationalen klinischen Phase-IIIa-Studien (ARIA 2001 und 3002 in den USA sowie ARIB 3003 in 19 Ländern) über zwei Jahre an 4325 Männern über 50 Jahren überprüft. Die Dutasteridgabe verbesserte die Symptomatik gegenüber Placebo signifikant, steigerte den maximalen Harnfluss und reduzierte das Prostatavolumen signifikant. Die zweijährige Therapie senkte das Risiko für akuten Harnverhalt um 57 Prozent und das Risiko einer Operation um 48 Prozent.

Schwerer Leidensdruck

Die BPH kann heute als Volkskrankheit bezeichnet werden, machte Höfner deutlich. Bereits bei einem Viertel der 40-jährigen Männer bestehe eine gutartige Vergrößerung der Prostata, bei den 80-Jährigen seien es 80 Prozent. Die Komplexität der benignen Prostatahyperplasie und die außerordentliche Spannbreite der Symptome macht eine individuelle, symptombezogene Therapie vom kontrollierten „Zuwarten“ bis hin zur Operation erforderlich, betonte der Urologe. Placebokontrollierte Therapiestudien hätten gezeigt, dass Phytopharmaka und hier vor allem die Phytosterole aus Hypoxis rooperi sowie Sabal- und Kürbissamenextrakte wirksam sind und über Placebo hinausgehende Effekte haben. Ergebnisse von Langzeitstudien stünden jedoch noch aus.

Unbestritten sei die Wirkung der a-Rezeptorenblocker Alfuzosin, Doxazosin, Tamsulosin und Terazosin, die entspannend auf die glatte Muskulatur am Blasenhals und in der Prostata wirken, jedoch im Gegensatz zu 5-alpha-Redukatsehemmern das Prostatavolumen nicht beeinflussen. Auch hier fehlen Langzeitdaten zum Risiko für Harnverhalt und Operationen bei BPH. Ein akuter Harnverhalt macht einen chirurgischen Eingriff unumgänglich. Absolut indiziert ist eine Operation auch bei rezidivierender Makrohämaturie, Nierenversagen, rezidivierenden Harnwegsinfektionen und großen Blasendivertikeln.

Trotz der oftmals mit schwerem Leidensdruck verbundenen Symptome, die von Miktions-, Blasenentleerungs- und Sexualstörungen bis hin zu Infektionen des unteren Harntraktes reichen, werden derzeit nur etwa 30 Prozent der betroffenen Männer therapiert. Die jährlichen Prostatavorsorgeuntersuchungen, die ab dem 45. Lebensjahr anstehen, nutzen nur etwa 18 Prozent aller Männer. Top

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