DMP nur mit den Apothekern |
24.02.2003 00:00 Uhr |
Obwohl im Sozialgesetzbuch V nicht ausdrücklich vorgesehen, ist es für Dr. Martin Schulz, Berlin, unverzichtbar, dass die Apotheker in DMP eingebunden werden. Über die Zusammenarbeit werde derzeit intensiv mit Krankenkassenvertretern diskutiert, berichtete der Leiter des ZAPP. Die Hauptaufgabe der Apotheker sei es, Case-Management-Funktionen zu übernehmen.
Die Einbindung der Apotheker kann auf mehreren Ebenen erfolgen. Man unterscheidet eine indikationsunabhängige Basisbetreuung und eine indikationsspezifische Betreuung. Für die Indikationen Brustkrebs, Diabetes, Asthma/ COPD und Koronare Herzkrankheit wurden bereits DM-Programme entwickelt. Geplant ist dies ferner unter anderem für Depressionen und Rückenschmerz.
Die Basisbetreuung – unabhängig von der jeweiligen Erkrankung des Patienten – gliedern die Apotheker in zwei Module. Kern des ersten Moduls ist es, den Patienten zu motivieren, sich in ein DMP einzuschreiben und dort zu bleiben. Der Patient bindet sich für eine bestimmte Zeit freiwillig an eine »Hausapotheke«.
Dies ist Voraussetzung für das zweite Modul, das hauptsächlich im Aufbau eines Arzneimitteldossiers besteht. Der Apotheker erhebt die Stamm- und Medikationsdaten des Patienten, dokumentiert kontinuierlich den gesamten Medikamentenkonsum mit jeweiliger Dosierung und erstellt daraus ein Medikationsprofil. Dieses kann sowohl Therapielücken als auch eine Überversorgung aufdecken. Das Profil bietet die Grundlage für einen Medikationsbericht, der an den Arzt und eventuell auch an den Patienten geht, erklärte Schulz. »Dies ist ein spezifisches Angebot der Offizinapotheker, das kein Versender umsetzen kann.«
Im Rahmen von DMP haben die Apotheker derzeit acht Aufbaumodule entwickelt, die unter anderem Förderung der Compliance und des Selbstmanagements, Erinnerungsaufgaben, individualisierte Beratung, Evaluation oder nicht medikamentöse Maßnahmen beinhalten. Dieses Leistungsangebot im Baukastensystem kann an die Anforderungen der einzelnen Krankenkassen angepasst werden. Ziel sei es, dass sich grundsätzlich alle Apotheken an DMP beteiligen, sagte Schulz. Die Einbindung in solche Programme biete die einmalige Möglichkeit, pharmazeutische Dienstleistungen honorierbar zu machen.
Vorangetrieben wird auch die Weiterentwicklung der Apotheke zur »Hausapotheke«. Das Modell befindet sich in statu nascendi, doch die grundsätzlichen Elemente stehen fest. Der Leiter des ZAPP nannte unter anderem den Bezug aller Arzneimittel und apothekenüblichen Waren aus einer Apotheke, eine Hausversorgung vor allem für ältere immobile Patienten, Verordnungen und Versorgung über längere Zeiträume, zum Beispiel für Diabetiker, Prävention sowie die Erstellung eines Arzneimitteldossiers. Die Politik sei am Hausapothekenmodell sehr interessiert, und die Apotheker sind mit gesetzlichen und privaten Krankenkassen im Gespräch.
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