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Vorsicht bei Ciclosporin plus Johanniskraut

28.02.2000  00:00 Uhr

- Pharmazie Govi-Verlag

Vorsicht bei Ciclosporin
plus Johanniskraut

von Wolfgang Kämmerer, Wiesbaden

In den letzten Tagen warnte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) vor den Wechselwirkungen von Johanniskraut-Präparaten mit verschiedenen Pharmaka (PZ 8, Seite 32).

Ein 61-jähriger Patient, der vor elf Monaten ein Spenderherz erhalten hatten und entsprechend mit Ciclosporin (zweimal täglich 125 mg), Azathioprin (100 mg täglich) sowie Corticosteroide in geringer Dosierung behandelt wurde, musste aufgrund einer akuten Abstoßungsreaktion stationär behandelt werden.

Die Ciclosporin-Plasmaspiegel waren über den gesamten Zeitraum nach der Transplantation relativ konstant geblieben, bis der Patient als Selbstmedikation dreimal täglich 300 mg Johanniskraute-Extrakt einnahm. Danach viel die Ciclosporin-Plasmakonzentration auf 95 µg/l. Mit einer Biopsie konnten die Mediziner eine akute zelluläre Abstoßungsreaktion nachweisen.

Die Selbstmedikation mit Johanniskraut wurde darauf gestoppt und der Patient erhielt eine intensive Therapie gegen die Abstoßungsreaktion, die sich als organerhaltend erwies. Daraufhin normalisierte sich der Ciclosporin-Spiegel wieder und es kam zu keinen weiteren Abstoßungsreaktionen.

Ähnliches trat bei einem 63-jährigen auf. Er wurde 20 Monate nach der Herztransplantation ebenfalls mit einer akuten Abstoßungsreaktion eingeliefert. Auch hier sank der Ciclosporin-Spiegel, drei Wochen nachdem der Patient eine vom Psychiater verordnete Johanniskraut-Therapie (Jarsin, dreimal täglich 300 mg) begonnen hatte, unter den therapeutischen Bereich. Mittels Biopsie wurde die akute Abstoßungsreaktion ebenfalls bestätigt. Nach Stopp der Phytotherapie normalisierte sich auch in diesem Fall der Ciclosporin-Plasmaspiegel.

In beiden Fällen ist eine Interaktion zwischen Johanniskraut und Ciclosporin wahrscheinlich. Johanniskraut enthält mindestens zehn verschiedene Bestandteile, die zur Wirkung beitragen können. Hierzu gehören Flavonoide, Xanthone, Bioflavonoide und Naphtodiantrone.

Dabei ist insbesondere von den Naphtodiantronen bekannt, dass sie das CYP3A-Isoenzym des mikrosomalen Cytochrom P-450-Komplex induzieren, der Ciclosporin metabolisiert. Zudem soll Johanniskraut-Extrakt den intestinalen P-Glykoprotein-Arzneistofftransporter induzieren. Hierdurch könnte die perorale Bioverfügbarkeit von Ciclosporin sinken. Da immer mehr Patienten Johanniskraut einnehmen, sollte vor Wechselwirkungen dieser Art gewarnt werden.

Quelle: Ruschitzka, F. et al. Lancet 3555 (2000) 548 - 549. Top

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