Pharmazie 5 |
31.12.2001 00:00 Uhr |
Anzeichen für Lipodystrophie
Kombination senkt Blutfettwerte
Resistenzen weit verbreitet
Prognose unter HAART
Ein Anstieg der Triglyceride im Blut von HIV-Infizierten unter HAART (highly active antiretroviral therapy) ist möglicherweise ein Hinweis auf eine sich entwickelnde Lipodystrophie. Dies berichtete Azucena Rodriguez-Guardado vom Hospital Central de Asturias in Oviedo, Spanien, auf der Interscience Conference on Antimicrobial Agents and Chemotherapy (ICAAC), die vom 16. bis 19. Dezember 2001 in Chicago, Illinois, stattfand. Die Forscher um Rodriguez-Guardado untersuchten bei 90 HIV-Infizierten, die eine Compliance von über 95 Prozent bei ihrer HAART zeigten, regelmäßig Blutcholesterol- und Triglycerid-Werte. 63 Prozent der Patienten wiesen erhöhte Blutfettwerte auf. Zum Zeitpunkt der Diagnose der Lipodystrophie waren bei 76 Prozent die Triglyceride und bei 52 Prozent das Cholesterol erhöht. Die Wissenschaftler stellten dabei einen signifikanten Zusammenhang zwischen Anstieg der Triglyceride sechs Monate nach Therapiebeginn und einem späteren Auftreten einer Lipodystrophie fest.
Kombination senkt Blutfettwerte
Die Kombination aus den beiden Proteaseinhibitoren (PI) Atazanavir und Saquinavir ist sicher, gut verträglich und hat zusätzlich einen günstigen Einfluss auf das Lipidprofil der HIV-Patienten. Das ergab der Vergleich der Kombinationen Atazanavir/Saquinavir und Ritonavir/Saquinavir. Zusätzlich zu den beiden Proteaseinhibitoren erhielten die Patienten jeweils noch zwei nukleosidische Reverse-Transkriptase-Hemmer (NRTI), erklärte Dr. David Haas von der Vanderbilt University in Nashville, Tennessee, auf der ICAAC in Chicago. Die virologische und immunologische Wirksamkeit der beiden PI-Regime nach 24 Wochen war vergleichbar. Allerdings sanken unter der Atazanavir-Therapie der Gesamtchoesterol-Wert um bis zu 9 Prozent und der Triglycerid-Wert um bis zu 23 Prozent, zitiert der Hersteller Bristol-Myers Squibb den Studienleiter. Bei der Kombination von Ritonavir und Saquinavir stiegen das Cholesterol dagegen um 10 und die Triglyceride um 90 Prozent an.
Über 78 Prozent der HIV-Infizierten in den USA mit nachweisbarer Viruslast haben resistente Viren. Auf einer Pressekonferenz am Rande der ICAAC in Chicago stellte Professor Dr. Douglas D. Richman vom San Diego Healthcare System in Kalifornien das Ergebnis einer Untersuchung von 1647 Plasmaproben vor. 51 Prozent der Erreger waren multiresistent, 70 Prozent gegen NRTI, 31 gegen NNRTI und 42 Prozent gegen Proteaseinhibitoren resistent. "Die Tatsache, dass Resistenzen auftreten, überrascht uns nicht", erklärte Richman, "wohl aber die Geschwindigkeit und das Ausmaß der Verbreitung". Vor allem wer einen guten Zugang zum Gesundheitssystem hat und sich in einem fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung befindet, weist besonders häufig resistente Viren auf. Daher sei es außerordentlich wichtig, dass HIV-Infizierte von Ärzten behandelt werden, die Erfahrung im Umgang mit antiretroviralen Medikamenten haben, so Richman.
Die Prognose für HIV-Patienten unter HAART variiert stark und hängt von grundlegenden Risikofaktoren ab: Besonders schlechte Vorhersagen haben Patienten über 50 Jahre, Drogenabhängige und Personen im klinischen Stadium C. In zwölf verschiedenen Einrichtungen in Europa, Kananda und den USA wurden rund 12.000 HIV-Infizierte drei Jahre nach Beginn einer hochaktiven antiretroviralen Therapie (HAART) beobachtet, berichtete Dr. Matthias Egger von der University of Bristol in Großbritannien auf der Konferenz in Chicago. In den insgesamt erfassten 23.951 Patientenjahren starben 329 Teilnehmer der Untersuchung, 858 entwickelten Aids. Nicht drogenabhängige Patienten unter 50 Jahren wiesen innerhalb der drei Jahre unter HAART eine Sterberate von 4,5 Prozent und eine Aids-Rate von 3,3 Prozent auf. Die Viruslast brachte nur dann eine schlechte Prognose mit sich, wenn ihr Ausgangswert besonders hoch war.
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