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Impfstoff gegen Gebärmutterhalskrebs

06.12.2004  00:00 Uhr

Impfstoff gegen Gebärmutterhalskrebs

von Dagmar Knopf, Limburg

Papillomaviren gelten als Auslöser des Gebärmutterhalskrebses. Die ersten Ergebnisse einer randomisierten Studie zeigen, dass ein Impfstoff gegen die Erreger akute und chronische Infektionen verhindert und so möglicherweise dem Krebs vorbeugen könnte.

Jedes Jahr erkrankt rund eine halbe Million Frauen an Gebärmutterhalskrebs, hervorgerufen durch eine Infektion mit humanen Papillomaviren (HPV). Die Hälfte von ihnen – 230.000 Frauen – stirbt. Besonders weit verbreitet sind die Virensubtypen HPV 16 und HPV 18, von denen HPV 16 allein für 60 Prozent der Krebsfälle und HPV 18 für weitere 10 Prozent verantwortlich sind.

Doch eine Impfung gegen die Viren scheint möglich zu sein, wie Diane Harper von der Dartmouth Medical School und Kollegen in einer ersten randomisierten Studie zeigen konnten. In Zusammenarbeit mit GlaxoSmithKline prüften die Forscher die Effizienz eines neuen Impfstoffs, der sowohl Viruspartikel des Papillomatyps 16 als auch des Typs HPV 18 enthält und somit gleichzeitig gegen die beiden häufigsten Virentypen immunisieren sollte.

An der randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Studie nahmen 1113 Frauen zwischen 15 und 25 Jahren aus Nordamerika und Brasilien teil. 560 Frauen erhielten bis zu drei Impfungen jeweils zu Beginn der Studie und zwei Folgeimpfungen nach einem und nach sechs Monaten. Die übrigen Probandinnen bekamen entsprechend ein Placebo gespritzt. Die erste Phase der Studie, die 18 Monate dauerte, beendeten 85 Prozent der Teilnehmerinnen.

Zu sechs Zeitpunkten untersuchten die Forscher das Serum der Probandinnen auf Antikörper gegen HPV 16 und HPV 18: zu Studienbeginn, nach einem, sechs, sieben, zwölf und 18 Monaten. Nach 18 Monaten hatten alle geimpften Frauen Antikörper gegen beide Typen der Papillomaviren gebildet, deren Titer den Antikörperlevel nach einer natürlich zugezogenen Infektion zeitweise um das 80- bis 100fache überstieg und nach 18 Monaten noch das 10- bis 16fache betrug.

Durch einen DNA-Nachweis testen Harper und ihr Team eine mögliche Infektion mit Papillomaviren an drei Zeitpunkten; nach sechs, zwölf und 18 Monaten. Von einer chronischen Infektion gingen die Forscher dann aus, wenn zwei DNA-Proben im Abstand von sechs Monaten positiv waren.

Bei den Frauen, die alle drei Impfungen bekommen hatten, zeigte sich ein hoher Impfschutz. So infizierten sich nur zwölf Frauen neu, jeweils sechs mit HPV 16 und HPV 18, eine chronische Infektion konnte in keinem einzigen Fall nachgewiesen werden. In der Placebogruppe infizierten sich hingegen 41 Frauen mit einem der beiden Virustypen und 16 litten unter einer chronischen Infektion. Während 27 der ungeschützten Frauen zytologische Veränderungen der Gebärmutterschleimhaut und sechs Frauen Läsionen aufwiesen, traten in der Impfgruppe keine bösartigen Veränderungen der Gebärmutterschleimhaut auf und keine der geimpften Teilnehmerinnen erkrankte an Gebärmutterhalskrebs. Dabei wurde der Impfstoff im Allgemeinen gut vertragen. Werden alle ursprünglichen Beteiligten betrachtet, die also mindestens eine Dosis der Vakzine bekommen hatten, lag die Wirksamkeit gegen eine bestehende HPV-16/18-Infektion bei 95 Prozent.

Bevor der Impfstoff allerdings weltweit angewendet werden kann, müssen laut Harper noch größere und langfristigere Studien ihre Ergebnisse bestätigen. Dann allerdings, so die Studienleiterin, könnte bald ein Impfstoff zur Verfügung stehen, der das Auftreten von Gebärmutterhalskrebs entscheidend reduzieren könnte. In einem begleitenden Kommentar in derselben Ausgabe der Zeitschrift bekräftigen Matti Lehtinen und Jorma Paavonen von der Universität Helsinki diese Einschätzung: „Die Lizenzierung des HPV-Impfstoffs wird nicht lange auf sich warten lassen. Er wird damit wohl der erste lizenzierte Impfstoff gegen eine verbreitete, sexuell übertragbare Krankheit sein.“ Dann müssten allerdings einige noch offene Fragen beantwortet werden, etwa wie sich eine HPV-Impfung in nationalen Impfprogrammen verankern lässt, um einen möglichst hohen Deckungsgrad bei den sexuell aktiven Heranwachsenden zu erreichen und ob Mädchen wie Jungen geimpft werden sollten.

 

Quelle: Harper, D., et al., Efficacy of a bivalent L1 virus-like particle vaccine in prevention of infection with human papillomavirus types 16 and 18 in young women: a randomised controlled trial. The Lancet 364 (2004) 1757 - 1765. Top

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