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Mit Interleukin-4 gegen Psoriasis

09.12.2002  00:00 Uhr

Mit Interleukin-4 gegen Psoriasis

von Brigitte M. Gensthaler, Eschborn

Die dreimal tägliche subkutane Injektion von rekombinantem humanen Interleukin-4 (Il-4) kann eine Schuppenflechte deutlich bessern, ohne das Immunsystem zu unterdrücken.

Das Zytokin beeinflusst das Verhältnis von proinflammatorischen Th1- zu antientzündlichen Th2-Zellen. Die Psoriasis gilt als Prototyp einer Th1-assoziierten Autoimmunerkrankung. Die entzündlichen Plaques sind infiltriert von Th1-Zellen, die Interferon-g produzieren und eine Entzündung unterhalten. Th2-Zellen dagegen geben IL-4 ab und wirken antientzündlich.

Bei Tieren konnte man bereits zeigen, dass sich organspezifische Autoimmunerkrankungen bessern, wenn das Verhältnis von Th1- zu Th2-Lymphozyten in Richtung Th2 verschoben wird. Dies untersuchte ein Forscherteam um den Direktor der Universitätshautklinik Tübingen, Professor Martin Röcken, jetzt erstmals bei 20 Patienten, die seit acht bis vierzig Jahren an Psoriasis litten. Die Patienten injizierten sechs Wochen lang dreimal täglich das Zytokin IL-4. Die Therapie war gut verträglich und besserte die Hautsymptome deutlich, melden die Forscher in der Online-Ausgabe des Journals Nature Medicine. Der Effekt war ähnlich gut wie unter Photochemotherapie. In der sechswöchigen Nachbeobachtungszeit erlitt nur ein Patient einen Rückfall. Der Wirkstoff förderte die Differenzierung humaner T-Zellen in den Th-2-Phänotyp; die Zahl der IL-4-produzierenden Zellen stieg um das Zwei- bis Dreifache an.

Die Interleukin-4-Gabe könnte nicht nur bei Psoriasis hilfreich sein, hoffen die Dermatologen. Denkbar wären neue Impfstrategien bei entzündlichen Autoimmunerkrankungen. Top

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