Konzertierte Aktion soll Masern ausrotten |
29.11.1999 00:00 Uhr |
Im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern sind in Deutschland Masern weit verbreitet. Um die Erkrankungsrate innerhalb der nächsten fünf Jahre um 90 Prozent zu senken, beschloss die Gesundheitsministerkonferenz der Länder 1998, gezielte Maßnahmen zu ergreifen. Das Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin hat die Koordination übernommen und jetzt ein Interventionsprogramm zur deutschlandweiten Eliminierung der Masern vorgelegt.
Teil des Konzeptes ist es, verlässliche Daten zu erheben. Nur so könnten Bevölkerung und Ärzte glaubwürdig aufgeklärt werden, sagt Sabine Reiter, Ansprechpartnerin für das Interventionsprogramm beim RKI. Bisher geht man von 30 000 bis 100 000 Erkrankungen pro Jahr aus. Komplikationen treten in 10 bis 20 Prozent der Fälle auf, am gefährlichsten ist die Masern-Enzephalitis. Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen, dass zwei Impfungen nötig sind, um die Inzidenz zu senken. In Deutschland erhalten nach bisherigem Kenntnisstand nur 5 bis 15 Prozent der Kinder eine zweite Impfung.
Um die Erkrankungsraten zu erfassen, startete die Arbeitsgemeinschaft Masern (AGM) im September diesen Jahres ein "Sentinel". Rund 1000 niedergelassene Kinder- und Allgemeinärzte haben sich bereit erklärt, Krankheitsfälle zu melden. Die Daten werden nach den Kriterien erhoben, wie sie im Entwurf für das neue Infektionschutzgesetz vorgesehen ist. Dem Entwurf zufolge sollen Masern eine meldepflichtige Erkrankung werden. Die Arbeitsgemeinschaft ist eine gemeinsame Initiative des RKI und der Impfstoffhersteller Chiron Behring, Pasteur Merieux MSD und Smith Kline Beecham. Die Firmen beteiligen sich für drei Jahre an der Finanzierung.
Initiative und Finanzierung der übrigen Maßnahmen liegen im wesentlichen bei den Ländern, beteiligt sind außerdem Standesvertretungen und Fachgesellschaften. Sie sollen Impfraten erfassen, die Öffentlichkeit informieren und die Ärzte fortbilden. Zu klären ist außerdem, wann und wie Krankenkassen die Impfstoffe bezahlen.
Das Konzept stößt auf breite Zustimmung. Es wird weiteren Institutionen zugesandt, um
den Aktionskreis der Beteiligten auszuweiten. Deutschland unterstützt mit dem
Interventionsprogramm stärker als bisher das Ziel der Weltgesundheitsorganisation (WHO),
die Masern in Europa auszurotten.
© 1999 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de