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Topisches Metronidazol gegen Kupferrose

29.09.2003  00:00 Uhr
Rosacea

Topisches Metronidazol gegen Kupferrose

von Brigitte M. Gensthaler, München

Rosacea, Couperose, Kupferrose oder Kupferfinne: Diese Namen beschreiben eine kaum bekannte, chronische Hauterkrankung, die gleichwohl relativ weit verbreitet ist. Bei leichteren Formen hilft topisch appliziertes Metronidazol. Schwere Ausprägungen erfordern zusätzlich systemische Antibiotika.

Der Fachausdruck Rosacea (lateinisch: rosaceus, rosenfarbig) beschreibt die sichtbaren Zeichen der chronisch-entzündlichen, nicht infektiösen Dermatose, die in Deutschland schätzungsweise 4,5 bis 5 Millionen Menschen betrifft.

Anfangs kommt es zu vorübergehenden, später dauerhaften Erythemen im Gesicht. Im weiteren Verlauf entwickeln sich entzündliche Papeln und Pusteln, und die Kapillargefäße der Gesichtshaut erweitern sich deutlich (Teleangiektasien). Entzündliche Knoten, Infiltrationen, die wie Furunkel aussehen, Schwellungen und Wucherungen im Gewebe bis hin zum Rhinophym („Knollennase“) zeichnen Patienten in fortgeschrittenen Stadien. Bei 20 bis 50 Prozent der Patienten sind auch die Augen betroffen; es kommt zu chronischen Lidrandentzündungen, Konjunktivitis und Ulcerationen der Hornhaut.

Die Rosacea kann einer Akne ähneln (daher die synonymen Begriffe Acne rosacea oder erythematosa), jedoch bilden sich keine Komedonen. Zudem sind vor allem Menschen zwischen 30 und 80 Jahren betroffen. Da sich die Dermatose immer im Gesicht – selten auch an Hals und Dekolletee – ausprägt, ist der Leidensdruck oft groß. Dennoch sucht nur etwa jeder zehnte Patient Hilfe beim Hautarzt.

Als Ursache werden eine genetische Prädisposition und Provokationsfaktoren vermutet, sagte Professor Dr. Helmut Schöfer vom Zentrum für Dermatologie und Venerologie an der Universität Frankfurt am Main bei einer Pressekonferenz der Galderma Laboratorium GmbH in München. Vor allem Reizfaktoren wie Sonne, Stress, heiße und kalte Temperaturen, Alkohol, scharf gewürzte Speisen oder manche Hautpflegeprodukte schüren die dermale Schädigung.

Nach langfristiger topischer Anwendung von fluorierten Glucocorticoiden im Gesicht oder bei ständig erhöhten systemischen Corticoidspiegeln (Cushing-Syndrom) könne eine Steroid-Rosacea auftreten, berichtete der Dermatologe. Auch Nikotinsäure wird häufig für eine Rosacea verantwortlich gemacht.

Keine Blitztherapie möglich

Die Meidung individueller Reizfaktoren und ein guter Lichtschutz auf physikalischer Basis, beispielsweise durch Zink- und Titandioxid, gehören zu den Basismaßnahmen der Therapie. Bei frühen Formen werden Tetracycline oder Metronidazol topisch angewendet. Im Stadium 2 müsse eine systemische Tetracyclin-Gabe die lokale Metronidazol-Anwendung ergänzen, empfahl der Dermatologe. In schweren Fällen riet er zur Einnahme von Tetracyclin, Minocyclin oder Isotretinoin. Gewebewucherungen werden in der Regel operativ oder mit dem Laser abgetragen.

Bei okulären Formen ist eine systemische Tetracyclin-Therapie über viele Wochen nötig. Nur bei der Rosacea fulminans ist kurzzeitig Prednisolon (0,5 bis 1 mg/kg Körpergewicht pro Tag) angezeigt, das die explodierende Entzündung stoppen soll. Anschließend steigt man um auf Isotretinoin (0,5 bis 1 mg/kg Körpergewicht pro Tag). Jüngere Frauen profitieren mitunter auch von einer antiandrogen wirksamen Pille.

Wichtig zu wissen: Die Behandlung der Rosacea ist nie eine Blitztherapie. Eine wochenlange Therapie sei immer nötig, mahnte der Arzt.

Metronidazol alt bewährt

Für die Lokaltherapie steht als Fertigarzneimittel neben einem Metronidazol-Gel seit Mitte September auch eine stark wasserhaltige Creme mit 0,75 Prozent Wirkstoff zur Verfügung (Metrocreme®), berichtete Professor Dr. Frank F. Hevert, Leiter Medizinische Wissenschaft bei Galderma. In der Rezeptur können Apotheker auf das NRF zugreifen (siehe Kasten). Der Wirkstoff wird seit 1976 peroral angewendet und gilt als Standard in der Therapie der Rosacea.

 

Rezeptur füllt Nischen Seit vielen Jahren stellen Apotheker Topika mit Metronidazol her. Im Neuen Rezeptur-Formularium findet man Vorschriften für 0,75-prozentiges Hydrophiles Metronidazol-Gel (NRF 11.65.) sowie 1- und 2-prozentige O/W-Cremes (NRF 11.91.).

Die Herstellung birgt einige Tücken, da der Wirkstoff schlecht löslich ist und ab einer Konzentration von 0,8 Prozent zum Kristallwachstum neigt, was durch Wärme begünstigt wird. Umso wichtiger sind Qualitätssicherung und Standardisierung in der Rezeptur, betonen die Experten des NRF-Laboratoriums auf Nachfrage der PZ. Sie raten dringend, nur mikrofein gepulverte Rezeptursubstanz zu verwenden und bei maschineller Herstellung auf die Wärmeentwicklung zu achten. In der 1-prozentigen hydrophilen Creme liegt Metronidazol teils gelöst, teils suspendiert vor. Um das Kristallwachstum in Grenzen zu halten, sollten die Patienten zumindest die 1-prozentige Creme im Kühlschrank aufbewahren. Die 2-prozentige Creme enthält überwiegend suspendierte Arzneistoffpartikel und ist deutlich stabiler.

„Mit der Rezeptur besetzen die Apotheker eine Nische, da die Dermatologen die höher konzentrierten Metronidazol-Cremes für manche Patienten brauchen, aber keine Fertigarzneimittel zur Verfügung stehen“, so die Apotheker beim NRF.

  • Über www.dac-nrf.de ist die PZ-online-Datenbank mit über 400 Rezepturhinweisen zu erreichen.

 

Metronidazol werde nicht wegen seiner antibakteriellen Eigenschaften eingesetzt, sondern fange reaktive Sauerstoffspezies im Gewebe ab, erklärte Schöfer. Damit werden entzündliche Prozesse gebremst. Die lokale Anwendung bessere alle Symptome einschließlich Rötung und Teleangiektasien.

Er riet, bei sehr trockener, leicht irritierbarer Haut die Creme und bei seborrhoischer Haut das Gel zu verwenden. Das Dermatikum muss zweimal täglich aufgetragen werden, in der Erhaltungstherapie reicht die einmal tägliche oder seltenere Anwendung. Dabei klagen 1 bis 2 Prozent der Anwender über Hautirritationen wie Stechen, Austrocknung, Brennen oder Juckreiz. Top

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