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Immer mehr Kinder reagieren auf Nahrungsmittel allergisch

20.09.1999  00:00 Uhr

-PharmazieGovi-VerlagPHARMACON WESTERLAND

Immer mehr Kinder reagieren auf Nahrungsmittel allergisch

PZ-Artikel

Immer mehr Patienten klagen über Nahrungsmittelallergien und -intoleranzen, so Privatdozent Dr. Ulrich Amon, Hersbruck, der betonte, dass beides mit einem erheblichen Verlust an Lebensqualität einhergehen kann. Insbesondere im Säuglings- und Kleinkindesalter leiden bis zu 30 Prozent der Kinder mit atopischer Dermatitis an Nahrungsmittelallergien. Kuhmilch, Ei, Soja, Weizen, Fisch und Nüsse könnten die Allergie auslösen. Dabei beobachte man in den meisten Fällen eine gesteigerte Ekzem- und Entzündungsneigung der Haut mit oftmals unerträglichem Juckreiz, jedoch auch Reaktionen des Gastrointestinal- sowie des Respirationstrakts.

24 bis 40 Prozent der Pollenallergiker zeigen als Kreuzreaktion Haut- und Schleimhautreizungen nach Kontakt mit bestimmten Lebensmitteln. Birkenpollen-assoziierte Nahrungsmittelallergien werden insbesondere durch Hasel, Apfel, Pfirsich, Aprikose, Frischobst, Mandeln, rohen Sellerie, rohe Kartoffeln und rohe Karotten hervorgerufen. Es komme zu Schwellungen der Mund- und Rachenschleimhaut mit pelziger Zunge, aber auch zu akuter Rhinitis, Asthmaanfällen, Durchfällen und Urtikaria.

Als kontinuierlich wachsende Patientengruppe beschrieb Amon Latexallergiker, die aufgrund von Proteinkreuzreaktionen mit Früchten wie Banane, Avocado, Esskastanie, Mango, Feige, Pfirsich, Buchweizen, rohen Kartoffeln und rohen Tomaten überschießend reagieren. Je nach Schweregrad könne es zu sehr heftigen und bedrohlichen Reaktionen kommen.

Hemmung der Diaminoxidase durch Alkohol

Durch säurehaltige Nahrungsmittel, Gewürze, Sulfite und Glutamat, Farbstoffe, Konservierungsstoffe und biogene Amine könne es zu pseudoallergischen Reaktionen kommen, die von einer echten Nahrungsmittelallergie abzugrenzen sind. Amon erläuterte in diesem Zusammenhang das Krankheitsbild der enteralen Histaminose. Rotwein, gereifter Käse, Rohwurst, Fisch, Tomaten und Sauerkraut enthalten viel Histamin. Das sowieso erhöhte intraluminale Angebot von Histamin könne durch den Alkoholkonsum noch zusätzlich gesteigert werden, da dieser den Abbau der Diaminoxidase hemme und somit zu Kopfschmerzen, Kreislaufbeschwerden und Flush als Folge der Histaminintoleranz führt.

Zur Diagnostik einer Nahrungsmittelunverträglichkeit sei die exakte Anamnese der Ernährungsgewohnheiten gegebenenfalls anhand eines Tagebuches erforderlich. Die Konzentrationen an Gesamt- und spezifischem IgE, der "Prick-to-prick-" seien zu bestimmen und ein Basophilen-Degranulationstest durchzuführen. Zur "Außenseiterdiagnostik", die laut Referent der Vergangenheit angehören sollte, zählen Bioresonanz, zytotoxische Tests, die IgG-Bestimmung sowie eine Haaranalyse.

Goldstandard der Therapie seien Diät und Karenz. Zur medikamentösen Prophylaxe und Behandlung der Symptome empfahl der Referent unter anderem Cetirizin und Fexofenadin, möglicherweise in Kombination mit peroral applizierter Cromoglicinsäure. Die Prognose einer Hyposensibilisierung sei im Kindesalter zumeist günstig, im Erwachsenenalter eher "variabel" sei.Top

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