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Pharmazeutische Betreuung von Krebspatienten

29.08.2005  00:00 Uhr

Pharmazeutische Betreuung von Krebspatienten

von Lieselotte von Bremen, Frankfurt am Main

Die Betreuung von onkologischen Patienten verlangt neben pharmakologischen Fachkenntnissen Einfühlungsvermögen und psychologisches Geschick. Im Beratungsgespräch kann der Apotheker Betroffenen und Angehörigen mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Die Pharmazeutische Betreuung von Krebspatienten ist eine umfangreiche Aufgabe, da die Patienten unter einem vielschichtigen Symptomkomplex leiden. Die medikamentöse und chirurgische Behandlung sowie die Strahlentherapie ziehen eine Fülle unerwünschter Wirkungen nach sich, die eine Comedikation erforderlich machen. Die Hauptaufgabe bei der Betreuung liegt in der Supportivtherapie, die sich mit der Linderung therapieassoziierter Beschwerden wie Schmerzen, Übelkeit und Erbrechen, Schleimhautentzündungen, Müdigkeit und Abgeschlagenheit sowie Haarausfall, Obstipation und Diarrhö befasst. Im Rahmen des Fertigarzneimittelseminars der Frankfurter Johann-Wolfgang-Goethe-Universität vertiefte Referent Thomas Puchert in seinem Vortrag vier Beschwerdebilder, mit denen der Apotheker besonders häufig konfrontiert wird: Übelkeit und Erbrechen, das Fatigue-Syndrom, Schleimhautentzündungen in Mund und Rachen sowie Mundtrockenheit.

Hinsichtlich der antiemetischen Therapie haben sowohl Metoclopramid als auch Dexamethason sowie 5-HT3-Rezeptorantagonisten wie Ondansetron Bedeutung. Dexamethason und Metoclopramid werden zur Prophylaxe des verzögerten Erbrechens eingesetzt, während 5-HT3-Rezeptorantagonisten die wichtigsten Pharmaka bei der akuten Emese sind. Mit Aprepitant steht seit Ende 2003 ein Neurokinin-1-Rezeptorantagonist zur Verfügung, der sowohl zur Prävention von akuter als auch verzögerter Übelkeit geeignet ist.

Im Beratungsgespräch sollte dem Patienten die Bedeutung der Antiemese für den Therapieerfolg im Kampf gegen den Krebs deutlich gemacht werden. Übelkeit und Erbrechen treten bei nahezu allen Therapieschemata auf und führen bei Nichtbehandlung häufig zum Therapieabbruch. In diesem Zusammenhang sollte der Patient auch über mögliche Nebenwirkungen der Antiemetika hingewiesen werden. So können Setrone Magen-Darm-Beschwerden verursachen, während hoch dosiertes Metoclopramid als D2-Rezeptorantagonist zu extrapyramidal-motorischen Störungen führen kann, die bei Kindern und Jugendlichen besonders stark ausgeprägt sind.

Die zweithäufigste Nebenwirkung bei der Chemotherapie ist das Fatigue-Syndrom, das durch Müdigkeit und Erschöpfung gekennzeichnet ist. Auch Ängste und Depressionen sowie Konzentrationsschwäche sind Teil des Beschwerdebildes. Dieser chronische Erschöpfungszustand bedeutet für den Patienten eine große Belastung und beeinträchtigt die Lebensqualität nachhaltig. Die medikamentöse Therapie stützt sich je nach Ausprägung der Symptome auf Antianämika wie Eisen und Epoetin, Vitamin- und Mineralstoffpräparate, Antidepressiva und Psychostimulantien.

Weiterhin werden durch die Chemo- und Strahlentherapie nicht nur Tumorzellen erfasst, sondern auch die sich schnell teilenden Schleimhautzellen von Mund, Rachen und Magen-Darm-Trakt, so dass es zu häufigen Entzündungen und Ulcerationen kommt, die auch die Nahrungsaufnahme stark beeinträchtigen. Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust, einhergehend mit körperlichem Verfall, sind die Folge. Der Apotheker sollte hinsichtlich dieser Risiken sensibilisiert sein und intervenieren, wenn er beim Patienten Veränderungen beobachtet. Behandelt werden die Entzündungen mit Lokalanästhetika, sowie entzündungshemmenden und desinfizierenden Lösungen auf Basis von Salbei, Kamille und Povidon-lod.

Auch Mundtrockenheit infolge verminderter Speichelproduktion gehört zu den häufig auftretenden Beschwerden. Damit steigt auch das Risiko für entzündliche Erkrankungen der Mundhöhle. Da der Speichel als Schutzmechanismus fehlt, treten Karies und Parodontose beim Krebspatienten deutlich häufiger auf, so dass der Zahnpflege eine besondere Bedeutung zukommt. Der Patient sollte viel und zum Essen kleine Schlucke trinken, um die Speisen anzufeuchten. Auch gezuckerte und schwach zitronenhaltige Getränke bringen Erleichterung. Ebenfalls sinnvoll ist die Anwendung von künstlichem Speichel sowie die Gabe von hochkalorischer Trinknahrung. Ist die Speicheldrüsenfunktion noch erhalten, helfen dem Patienten auch Cholinergika.

In der Versorgung von Krebspatienten übernehmen Krankenhausapotheken sowie Krankenhaus- und Pflegeeinrichtungen versorgende Apotheken entscheidende Aufgaben. Hier erfolgt die Herstellung und Prüfung applikationsfertiger Zytostatikazubereitungen und (par-)enteraler Ernährung, das Monitoring von Schmerzpumpen sowie eine umfassende Arzneimittelinformation. Im Jahr 2004 wurden 1,2 Millionen Zytostatikarezepturen zu Lasten der GKV hergestellt. Aber auch die öffentliche Apotheke leistet zur Verbesserung der Compliance bei Onkologiepatienten sowie bei der Prophylaxe und Aufdeckung arzneimittelbezogener Probleme einen entscheidenden Beitrag. Der Therapieerfolg kann dadurch verbessert und die Lebensqualität der Patienten erhöht werden. Sowohl Erkrankung als auch Therapie sind für den Krebspatienten außerordentlich belastend. Deshalb gilt es, ihm entsprechend einfühlsam zu begegnen. Mit der Einführung von Disease-Management-Programmen unter anderem für das Mammakarzinom haben sich die Rahmenbedingungen für die Behandlung von Onkologiepatienten nachhaltig verbessert, wobei erste empirische Untersuchungen klinisch relevante Verbesserungen zeigen konnten. Top

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