Linolsäure schützt vor Schlaganfall |
26.08.2002 00:00 Uhr |
von Wolfgang Kämmerer, Wiesbaden
Menschen, die verstärkt Linolsäure zu sich nehmen, können ihr Schlaganfall-Risiko senken. Der Effekt könnten über eine Blutdrucksenkung, eine verminderte Thrombozytenaggregation und eine erhöhte Verformbarkeit der Erythrozyten zustande kommen.
Die Zusammensetzung der Fettsäuren beeinflusst verschiedene physiologische und biochemische Prozesse wie die Regulation des Blutdrucks, den Glukosemetabolismus, den Lipidmetabolismus, die Thrombozytenaggregation sowie die Verformbarkeit der Erythrozyten. Bislang wurde der Einfluss der Zusammensetzung der Fettsäuren auf das Schlaganfallrisiko noch nicht ausführlich untersucht. Einige kontrollierte Fallstudien zeigten, dass bei niedrigen Linolsäure-Spiegeln im Blut, den Thrombozyten, Erythrozyten oder im Fettgewebe, das Schlaganfallrisiko steigt.
Bei Linolsäure ist eine zweifach ungesättigte Omega-6-Fettsäure, die in zahlreichen Pflanzenölen vorkommt. Sie zählt zu den essenziellen Fettsäuren, die unter anderem für die Produktion von Prostaglandinen erforderlich ist. Um Mangelerscheinungen zu vermeiden, wird eine tägliche Aufnahme von mindestens 5 bis 7 g empfohlen.
Japaner erleiden häufiger ischämische und hämorrhagische Schlaganfallformen. Ihre Linolsäurewerte im Serum sind proportional niedriger und die Konzentrationen gesättigter und vielfach ungesättigter Fettsäuren höher als bei weißen Amerikanern und in den USA lebenden Japanern. Diese Befunde deuten darauf hin, dass ein hoher Serumspiegel an gesättigten Fettsäuren und ein niedriger Spiegel an Linolsäure mit einem erhöhten Risiko für einen ischämischen Insult verknüpft sind.
Bislang konnte allerdings in keiner prospektiven Studie eine signifikante Korrelation zwischen Fettsäuren und dem Schlaganfallrisiko gezeigt werden.
Um diese Hypothese zu überprüfen wurden in einer prospektiven Studie 7450 gefrorene Blutproben von japanischen Männern und Frauen im Alter zwischen 40 und 85 Jahren analysiert. Die Proben wurden von Freiwilligen gewonnen, die in den Jahren 1984 bis 1993 an Untersuchungen zu kardiovaskulären Risiken teilgenommen hatten.
Insgesamt erlitten 197 Probanden einen Schlaganfall, 122 hatten eine ischämische und 75 eine hämorrhagische Ursache. Die tägliche Linolsäureaufnahme lag in der Gruppe zwischen 9,5 und 13,3 g. Verglichen mit Kontrollen hatten diese Personen signifikant niedrigere Linolsäure-Spiegel. Eine um 5 Prozent erhöhte Aufnahme von Linolsäure senkt die Schlaganfallrate um 28 Prozent, errechneten die Forscher mit Hilfe einer Multivarianzanalyse. Dabei sinkt das Risiko für einen ischämischen Anfall um 34 und das für einen hämorrhagischen Schlaganfall um 19 Prozent. Diesen Zusammenhang konnten die Wissenschaftler jedoch lediglich für Linolsäure nachweisen.
Quelle: Iso, H. et al., Stroke 33 (2002) 2086 - 2093.
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