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Dosisdichte Chemotherapie favorisiert

26.07.2004  00:00 Uhr
Brustkrebs

Dosisdichte Chemotherapie favorisiert

von Annette Junker, New Orleans

In der Therapie des Brustkrebs könnten dosisdichte Regime, das heißt eine Chemotherapie jede beziehungsweise alle zwei Wochen, die Standardschemata künftig ablösen. Sowohl in der adjuvanten als auch in der palliativen Therapie existieren viel versprechende Studienergebnisse.

Auf dem amerikanischen Krebskongress ASCO wurde vergangenen Monat ein Beitrag aus Deutschland als ein so genannter late breaking abstract hervorgehoben. Darunter versteht man einen Beitrag, der als besonders wichtig und wegweisend bewertet und somit noch kurz vor Kongressbeginn ins Programm aufnimmt wird. Professor Dr. Volker J. Möbus vom Städtischen Klinikum Frankfurt am Main präsentierte eine Interimsanalyse einer großen deutschen multizentrischen Phase-III-Studie, die zeigte, dass das krankheitsfreie und das Gesamtüberleben bei Patienten mit vier oder mehr positiven Lymphknoten mit einem dosisdichten sequenziellen Regime aus Epirubicin, Paclitaxel und Cyclophosphamid signifikant verlängert werden kann (1).

Für die Studie hatten die Mediziner 1284 Patienten randomisiert. Im experimentellen Arm erhielten diese drei Zyklen mit jeweils 150 mg/m2 Epirubicin, 225 mg/m2 Paclitaxel und 2500 mg/m2 Cyclophosphamid (ETC) alle zwei Wochen. Vorbeugend wurde der Wachstumsfaktor G-CSF (5 µg/kg) subcutan gegeben. In einer zweiten Randomisierung erhielt die Hälfte der Patienten darüber hinaus 150 IE/kg Epoetin alpha subcutan. Im Standardarm verabreichten die Mediziner vier Zyklen konventionell dosiertes Epirubicin/Cyclophosphamid (90/600 mg/m2) und danach vier Zyklen Paclitaxel (175 mg/m2) alle drei Wochen. Primärer Endpunkt war das krankheitsfreie Überleben.

Nach einem medianen Follow-up von 28 Monaten wiesen die Patienten mit dosisdichtem Regime signifikant weniger Progressionen auf (94 versus 127 Patienten, p = 0,0009). Das hoch gerechnete Drei-Jahres-Überleben betrugt im ETC-Arm 90 Prozent gegenüber 87 Prozent im Standardarm. Epoetin alfa verbesserte die Verträglichkeit des dosisdichten Protokolls gemessen an den aufgetretenen Anämien der Grade 1 bis 4 (p < 0,001) und den benötigten Transfusionen (p = 0,015) signifikant, hatte aber keinen Einfluss auf das krankheitsfreie Überleben.

Diese signifikanten Ergebnisse bestätigen die positiven Resultate der CALGB-9741-Studie, die bereits erste Hinweise dafür lieferte, dass eine dosisdichte Therapie bessere Ergebnisse erzielt als das konventionelle dreiwöchige Schema (2).

Wöchentliches Paclitaxel

Entsprechend der präsentierten Ergebnisse zur adjuvanten Therapie bei Brustkrebs gab es beim diesjährigen ASCO zudem einen deutlichen Hinweis darauf, dass das dosisdichte Regime auch in der palliativen Situation zu signifikant längerem Überleben führt. Dr. Andrew D. Seidman vom Memorial Sloan-Kettering Cancer Center in New York stellte Ergebnisse der CALGB-9840-Studie vor, die den Fragen nachging, ob wöchentliches Paclitaxel bessere Ansprechraten erzielen kann als das Standardregime und ob eine Kombination mit Trastuzumab auch bei HER2-normalen Tumoren die Resultate verbessert (3).

Patientinnen mit metastasiertem Brustkrebs, die seit mindestens einem Jahr keine adjuvante Taxan-haltige Chemotherapie bekommen hatten, wurden ungleich randomisiert (40:60) und erhielten entweder das Paclitaxel Standardregime (175 mg/m2 als Drei-Stunden-Infusion alle drei Wochen) oder wöchentlich Paclitaxel (80 mg/m2 als Infusion über eine Stunde). Patienten mit HER2-positivem Status bekamen zusätzlich Trastuzumab. Darüber hinaus erhielten aber auch Patientinnen mit normalem HER2-Status randomisiert die übliche Dosierung Trastuzumab oder keine Antikörpergabe.

Bei 577 behandelten Patienten brachte das dosisdichte Regime einen signifikanten Vorteil im Hinblick auf die drei Studienendpunkte Ansprechrate, Zeit bis zur Progression und mediane Überlebenszeit (siehe Tabelle). Das wöchentliche Regime wurde dabei gut vertragen und verursachte weniger Myelosuppression, aber eine höhere Neurotoxizität als das dreiwöchentliche Protokoll. Bei Patientinnen mit normalem HER2-Status brachte die zusätzliche Gabe von Trastuzumab, wie erwartet, keine Vorteile.

 

CALGB 9840: Wöchentliches Paclitaxel versus 3-wöchentliches Regime

  Paclitaxel wöchentlich Paclitaxel 3-wöchentlich p-Wert Ansprechrate 40 Prozent 28 Prozent 0,017 Zeit bis zum Progress 9 Monate 5 Monate 0,0008 Mediane Überlebenszeit 24 Monate 16 Monate 0,17

 

Dr. Antonio C. Wolff aus Baltimore kommentierte die Präsentation und unterstrich, dass diese dosisdichte Therapie nicht zu verwechseln sei mit einer bloßen Dosiserhöhung. Im Gegensatz zur hier dargestellten Erhöhung der Dosisfrequenz bei dosisdichten Regimen gebe es nämlich keinen Hinweis darauf, dass eine einfache Erhöhung der Dosis zu einer ähnlichen Verbesserung der Überlebensdaten führen kann.

 

Literatur

  1. Möbus, V. J., et al., Dose-dense sequential chemotherapy with epirubicin (E), paclitaxel (T) and cyclophosphamid (C) (ETC) is superior to conventional dosed chemotherapy in high-risk breast cancer patients (≥ 4 +LN). First results of an AGO-trial. ASCO 2004, abstr. 513.
  2. Citron, M. L., et al., Randomized Trial of Dose-Dense Versus Conventionally Scheduled and Sequential Versus Concurrent Combination Chemotherapy as Postoperative Adjuvant Treatment of Node-Positive Primary Breast Cancer: First Report of Intergroup Trial C9741/Cancer and Leukemia Group B Trial 9741. JCO Apr 15 (2003) 1431 - 1439.
  3. Seidman, A. D., et al., CALGB 9840: Phase III study of weekly (W) paclitaxel (P) via 1-hour (h) infusion versus standard (S) 3 h infusion every third week in the treatment of metastatic breast cancer (MBC), with trastuzumab (T) for HER2 positive MBC and randomized for T in HER2 normal MBC. ASCO 2004, abstr. 512.

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