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Abciximab nicht erste Wahl bei akutem Koronarsyndrom

30.07.2001  00:00 Uhr

Abciximab nicht erste Wahl bei akutem Koronarsyndrom

von Wolfgang Kämmerer, Wiesbaden

Thrombozytenaggregation und Thrombose gelten als Hauptfaktoren in der Pathophysiologie des akuten Koronarsyndroms. Eine direkte medikamentöse Therapie gegen die Plättchenaggregation mit Glykoprotein-(GP)-IIb/IIIa-Rezetorantagonisten kann die mit einer perkutanen transluminalen Koronarangioplastie (PTCA) verknüpften Komplikationen bei Patienten mit akuten Koronarsyndromen reduzieren.

Das Mortalitäts- oder Infarktrisiko solcher Patienten sinkt aber auch, wenn Glykoprotein-IIb/IIIa-Blocker mit Acetylsalicylsäure und Heparin kombiniert werden. Davon profitieren besonders Patienten mit einem erhöhten Troponin T- oder I-Wert. Wissenschaftler untersuchten in einer randomisierten Multicenterstudie, ob auch Patienten mit akuten Koronarsyndromen von der Therapie profitieren, bei denen zuvor keine frühzeitige Revaskularisation mittels PTCA durchgeführt wurde.

An der im Medizinjournal Lancet publizierten Studie nahmen insgesamt 7800 Patienten teil, die mit Brustschmerzen und entweder einer verkürzten ST-Strecke im Elektrokardiogramm beziehungsweise einem erhöhten Troponin T- oder I-Wert in die Klinik eingewiesen wurden. 2598 Probanden erhielten Placebo und 2590 eine Bolus-Infusion sowie anschließend über 24 Stunden Abciximab (Reopro®). Den restlichen 2612 Patienten injizierten die Ärzte ebenfalls eine Bolusgabe und verabreichten ihnen dann eine 48stündige Infusion. Alle Patienten erhielten ASS sowie ein unfraktioniertes oder niedermolekulares Heparin. Als primären Studienendpunkt definierte man den Tod der Patienten oder einen Herzinfarkt innerhalb von 30 Tagen nach der Randomisierung.

209 Patienten aus der Placebo-Gruppe (8 Prozent), 212, die eine 24-stündige Infusion (8,2 Prozent), und 238 Patienten, die eine 48-stündige Infusion (9,1 Prozent) erhalten hatten, verstarben oder erlitten innerhalb der 30 Tage einen Herzinfarkt. Ein Vorteil von Abciximab ließ sich in keiner Subgruppe nachweisen, und auch die Patienten mit den erhöhten Troponin-T- oder -I-Werten profitierten nicht von der Gabe des Glykoprotein-IIb/IIIa-Antagonisten. Nach 48-stündiger Abciximab-Infusion traten häufiger Blutungen und Thrombopenien auf.

Nach Meinung der Autoren sind die Ursachen für diese Ergebnisse unklar Sie stellen jedoch fest, dass Abciximab bei Patienten mit akuten Koronarsyndrom nicht als Mittel der ersten Wahl gelten kann und solche Therapieschemata überdacht werden sollte. In den Leitlinien des American College of Cardiology, der American Heart Association und der European Society of Cardiology werden bislang GP-IIb/IIIa-Blocker bei Hochrisiko-Patienten mit akuten Koronarsyndromen empfohlen, heißt es in einem Editorial in der gleichen Ausgabe der Zeitschrift. Ob das die optimale Therapie darstellt wird wahrscheinlich erst bei exakter Kenntnis der zu Grunde liegenden Mechanismen zu entscheiden sein.

 

Quellen: 

  1. The GUSTO IV-ACS Investigators, Simoons, M. L., Lancet 357 (2001): 1915 - 24.
  2. Cohen, M., Lancet 357 (2001): 1899 - 1900.

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