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Notfälle im Kindesalter - was tun ?

07.06.1999  00:00 Uhr

- Pharmazie Govi-Verlag PHARMACON MERAN

Notfälle im Kindesalter - was tun ?

Als Notfall wird der Ausfall, die Störung oder die Bedrohung vitaler Funktionen durch eine akute Erkrankung, ein Trauma oder eine Vergiftung definiert, wobei eine Lebensgefahr bereits vorhanden oder unmittelbar drohend ist.

Im Kindesalter ist dieser Zustand, so Professor Dr. Herwig Stopfkuchen von der Kinderklinik der Universität Mainz, wesentlich selten. Dort treten, wie Stopfkuchen mit eigenen Untersuchungen belegen konnte, mehr Akutfälle oder Notsituationen ohne vitale Bedrohung auf, die allerdings von den Eltern sehr häufig als existenzbedrohend gewertet werden.

Statistisch wurden in Mainz bei Notfällen beziehungsweise Notsituationen im Kindesalter 17 Prozent Krupp-Anfälle, 12 Prozent Fieberkrämpfe und 11 Prozent Dehydratationen registriert. Danach folgte mit 7 Prozent Asthma und mit 5 Prozent Anaphylaxie. Dabei waren überwiegend Säuglinge und Kleinkinder betroffen.

Für die Reanimation ist nach Stopfkuchens Meinung, obwohl kein ideales Medikament, Adrenalin das Mittel der ersten Wahl. Es kann im Kindesalter auch intraossär gegeben werden, was vom Prinzip her einer intravenösen Injektion gleichkomme, weil der Knochen des Kindes noch mit einem großen venösen Geflecht ausgestattet ist. Durch Adrenalin kommt es zu einer peripheren Vasokonstriktion sowie zu einem erhöhten koronaren Perfusionsdruck, was zu einem verstärkten myokardialen Blutfluß führt. Die Dosierung, so Stopfkuchen, sei noch umstritten. 0,01 mg/kg Körpergewicht sei im Kindesalter aber heute Standard. Natrumbicarbonat sollte zur Reanimation nur bei nachgewiesener metabolischen Acidose oder bei bereits länger andauerndem Herzstillstand gegeben werden.

Bei Schock, das heißt kein tastbarer Puls und Blutdruckwerte unter der Altersnorm, was nach über 25prozentigem Blutvolumenverlust auftritt, empfiehlt der Mainzer Pädiater 20 bis 30 ml/kg Körpergewicht Ringerlactat-Lösung. Die Gabe kann nach einiger Zeit wiederholt werden.

Sowohl die Rauchinhalation im Zusammenhang mit Bränden als auch eine traumatischen Rückmarksschädigung ist nach Meinung der Kindernotfallmediziners die Behandlung mit Cortison (Methylprednisolon) indiziert.

Bei Verbrühungen und Verbrennungen steht zunächst die Stabilisierung der Atmung und des Kreislaufes im Vordergrund. Kaltwasserbehandlungen von maximal 15 Minuten kurz nach dem Unfall bei gleichzeitiger Gabe eines Analgetikums, Entfernung der Kleidung und anschließendem Bedecken der betroffenen Stellen mit sterilen Tüchern lautete die Empfehlung des Mainzer Experten.

Fieberkrämpfe sollten zur Unterbrechung des Krampfes mit Diazepam (rektal) und anschließend mit fiedersenkenden Mitteln wie Paracetamol behandelt werden. Gehen Fieberkrämpfe in den Status epilepticus über, muß Diazepam intravenös appliziert werden, bei Mißerfolg kann auf Phenobarbital oder Phenytoin ausgewichen werden.

Die Behandlung des sich vor allem im Kehlkopfbereich abspielenden Krupp-Anfalls (akute Laryngotracheitis), der auf einen Virusinfekt zurückgeführt wird, kann in leichten bis mittelschweren Fällen mit Dexamethason oder Prednisolon erfolgen. Die Wirksamkeit sei belegt, umstritten sei allerdings der günstigste Applikationsmodus: rektal, peroral, parenteral oder per inhalationem.

Die durch RS-Viren verursachte Bronchiolitis, die lebensbedrohlich verlaufen kann, sollte nach Stopfkuchen mit Sauerstoff behandelt werden. Das Virustatikum Ribavirin habe leider seine Erwartungen nicht erfüllt und die Wirksamkeit von Cortison konnte bisher nicht belegt werden. Insbesondere für Risikokinder wird deshalb die passive Immunisierung mit einem bald verfügbaren monoklonalen Antikörper (Palivizumab) von entscheidener Bedeutung werden.

Bei den Vergiftungsfällen im Kindesalter erfolge heute die primäre Giftentfernung ausschließlich mit Aktivkohle (0,5 g /kg Körpergewicht, maximal 2,0g/kg KG). Diese Therapie sollte möglichst schnell erfolgen, bis 90 Minuten nach der Ingestion. Der Einsatz von Erbrechen auslösenden Ipecac-Sirup oder von einer Magenspülung ist heute nach Meinung von Stopfkuchen obsolet. Top

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