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BPH-Patienten quälen Irritation und Obstruktion

28.05.2001  00:00 Uhr

PHARMACON MERAN

BPH-Patienten quälen Irritation und Obstruktion

PZ  60 Prozent der über 60-jährigen Männer und 80 Prozent der über 80-Jährigen haben eine gutartig vergrößerte Prostata. Die benigne Prostatahyperplasie (BPH) engt die Harnröhre ein. Doch längst nicht alle Männer haben Beschwerden. Entgegen früheren Annahmen korrelieren das Drüsenvolumen und der Grad der Obstruktion nicht mit dem Ausmaß der obstruktiven und/oder irritativen Symptome, erklärte Professor Dr. Dr. Walter Schunack von der Freien Universität Berlin.

Manche Männer haben trotz eines kleinen Drüsenvolumens erhebliche Beschwerden, während andere mit großer Drüse kaum etwas bemerken. Und bei vielen "kommen und gehen" die Symptome. In einer Studie gaben 40 Prozent der Männer mit moderater BPH nach fünf Jahren eine Besserung an, 45 Prozent bemerkten keine Veränderung und 15 Prozent eine Verschlechterung. Dies erschwere die Bewertung von Studien, die nur über wenige Monate liefen, monierte Schunack.

In Studien und zur Verlaufskontrolle wird häufig der Internationale Prostata- Symptomen-Score (IPSS) eingesetzt. Anhand von sieben Fragen stuft der Mann den Grad seiner Beschwerden und die Lebensqualität ein. Bei IPSS-Werten unter 7 ist laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) keine Therapie angezeigt, ebenso bei Restharnmengen unter 100 ml und einem maximalen Harnfluss (Uroflow) über 10 ml/s. Dann sind kontrolliertes Zuwarten (watchful waiting) oder Phytopharmaka angezeigt. Werden die Beschwerden quälender, stehen a-Blocker sowie Finasterid zur Verfügung. Für beide liegen gute Studiendaten vor.

Finasterid nützt bei großer Prostata

Das Aza-Steroid Finasterid blockiert das Enzym 5a-Reduktase, das Testosteron zum stärker androgen wirksamen Dihydrotestosteron (DHT) in der Prostata umsetzt. Die DHT-Konzentrationen im Plasma fallen dadurch um etwa 70 Prozent ab. In der Folge reduziert sich das Prostatavolumen um durchschnittlich 30 Prozent. Günstig: Auf Grund der tertiären Butylgruppe in der Seitenkette bindet Finasterid nicht an Androgenrezeptoren und wirkt daher nicht antiandrogen. In der großen PLESS-Studie mit 3040 Männern hat Finasterid (täglich 5 mg) seinen Nutzen über vier Jahre bewiesen. Die Zahl der akuten Harnverhalte halbierte sich (unter Placebo: 99 Patienten; unter Verum 42), ebenso sanken die BPH-assoziierten Operationen (Placebo: 152, Verum: 69).

Am besten profitieren Männer mit Drüsenvolumina über 40 ml, aber manchmal dauert es mehrere Monate, bis ein Effekt spürbar wird. Unter der Therapie halbiert sich der Plasmaspiegel des Gewebemarkers PSA; dies muss bei der Karzinom-Früherkennung beachtet werden.

Schunack berichtete über eine neue mögliche Indikation für Finasterid. Gibt man über zwei bis vier Monate vor einer Operation (transurethrale Resektion der Prostata; TURP) Finasterid, sinkt die Rate der perioperativen Blutungen. Der Arzneistoff soll Wachstumsfaktoren hemmen, die die Angiogenese ankurbeln.

Heiß diskutiert wird die Frage, ob Finasterid ein Karzinom verhüten kann. Dies wird derzeit in der Prostate Cancer Prevention Trial an 18.000 gesunden Männern geprüft. Die Studie läuft über sieben Jahre und soll 2004 abgeschlossen werden.

a-Blocker wirken rasch

Für Männer mit kleiner Prostata sind eher a-Blocker indiziert. Sie reduzieren den Druck am Blasenhals und auf die Harnröhre um etwa 40 Prozent. Da a-Blocker auch den Blutdruck senken, sollten sie in der Regel einschleichend dosiert und die erste Dosis abends gegeben werden.

Doxazosin und Terazosin sind auch als Antihypertonika im Handel, Alfuzosin wurde eigens für die Prostata-Therapie entwickelt, ist aber ebenfalls nicht selektiv. Eine "Uroselektivität" beansprucht Tamsulosin, das an den in der Prostata überwiegend vorkommenden a1A-Rezeptoren andockt. Die Selektivität sei "hinreichend, aber noch nicht gut", so das Urteil des Pharmakologen. Da bei Gabe der Retardform maximale Blutspiegel erst nach sechs Stunden erreicht werden, ist die Gefahr einer Blutdrucksenkung geringer.

Pluspunkt: a-Blocker wirken relativ rasch. Nachteil: Ob es zu einer urodynamisch wirksamen Abnahme der Obstruktion kommt, ist umstritten. Bei mangelnder Kontrolle könnte die Obstruktion unbemerkt bis zum Harnverhalt führen. Top

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