Gegen den kleinen Hunger zwischendurch |
10.05.1999 00:00 Uhr |
Ein Kollagen-Comprimat soll jetzt all denen helfen, die bislang erfolglos gegen überflüssige Pfunde gekämpft haben. Seit Anfang März ist mit Matricur® ein europaweit zugelassenes Medizinprodukt im Handel, das Abnehmwilligen Unterstützung bei der Umstellung auf eine ausgewogene, fettarme, reduzierte Ernährung verspricht.
Voraussetzung für eine langfristige Gewichtsreduktion ist eine Änderung des Eßverhaltens, kombiniert mit gesteigerter körperlicher Aktivität. In der Praxis scheitert aber die Mehrzahl der Abnehmwilligen an diesem Basisprogramm. Dank Matricur® soll sich die Durchhaltequote in Zukunft deutlich erhöhen, glaubt man des Aussagen der Herstellerfirma Dr. Suwelack Skin & Healthcare aus Billerbeck. Das Produkt soll Hungertattacken und der daraus resultierenden unkontrollierten Aufnahme hochkalorischer Kost vorbeugen.
Zugelassen ist das als "Sättigungs-Comprimat" ausgelobte Produkt bei ernährungsbedingtem Übergewicht. Nach Herstellerangaben ist der Einsatz vor allem für Übergewichtige und Präadipöse gedacht, nicht für schwer adipöse Personen. Bei Erkrankungen im Magen-Darm-Bereich muß die Anwendung in Rücksprache mit einem Arzt abgewägt werden.
Das Wirkprinzip von Matricur® basiert auf physikalischen Grundlagen, physiologische Stoffwechselprozesse werden laut Firmenaussage nicht beeinflußt. Das Comprimat besteht aus Kollagen, das durch Gefriertrocknung in eine dreidimensionale, formstabile Schwammstruktur gebracht wurde; durch die Aufnahme von Wasser im Magen ist die kollagene Netzstruktur in der Lage, sich bis zum 18fachen ihrer Ausgangsgröße auszudehnen. Es bildet sich ein bis zu 60 mm langer feinporiger Schwamm, der auf die Sättigungsrezeptoren des Magens wirkt. Über nervale Reize im Sättigungszentrum des Gehirns komme es etwa 20 Minuten nach Einnahme zu einem langanhaltenden Sättigungsgefühl, das dem Abnehmwilligen helfe, weniger zu essen oder auf eine Mahlzeit ganz zu verzichten, heißt es in einer Pressemitteilung des Herstellers.
Die Anwendung von Matricur® erfolgt etwa 15 bis 20 Minuten vor den Mahlzeiten; es werden jeweils zwei bis drei Sättigungscomprimate mit 250 bis 500 ml kalorienarmer Flüssigkeit (vorzugsweise Wasser oder ungesüßter Tee) eingenommen. Die maximale Tagesdosis sollte dreimal drei Comprimate nicht überschreiten und täglich sollten mindestens zwei Liter Flüssigkeit getrunken werden. Das Sättigungscomprimat bleibt rund acht Stunden im Magen, wird dort durch die Magensäfte angelöst, anschließend verdaut und dann rückstandslos ausgeschieden. Die Comprimate enthalten Riboflavin als Bioindikator, der zu einer Gelbfärbung des Urins führt. Die Färbung verschwindet, wenn das Kollagen komplett ausgeschieden ist.
Wechselwirkungen mit anderen Mitteln und schwerwiegende Nebenwirkungen sind nach Angaben des Herstellers unter Matricur® bislang nicht aufgetreten. Auch allergische Reaktionen wurden bisher nicht beobachtet, sie seien jedoch nicht grundsätzlich auszuschließen.
Bei seinen Produktaussagen beruft sich das Unternehmen unter anderem auf eine an sieben Zentren durchgeführte prospektive Anwendungsbeobachtung mit 84 Patienten. Alle hatten mindestens eine erfolglose Diät hinter sich. Über einen Zeitraum von sechs Wochen erhielten die Probanden zweimal täglich, jeweils eine halbe Stunde vor dem Mittag- und dem Abendessen drei Sättigungscomprimate. Primärer Zielparameter war die absolute Differenz des Körpergewichts vor, während und nach der Beobachtungszeit.
Die durchschnittliche Gewichtsabnahme lag bei 1,5(+/- 0,3) kg, der Body Mass Index (BMI) reduzierte sich um 2,1 Prozent, Taillen- beziehungsweise Hüftumfang um 3,2 cm (+/- 0,5) beziehungsweise um 2,7 cm (+/- 0,5). Der diastolische Blutdruck sank um 3,3 (+/- 1,4) mm Hg. Keine Signifikanz zeigt sich im Hinblick auf eine Senkung des systolischen Blutdruck und der Blutfettwerte.
14 Prozent der Patienten berichteten über unerwünschte Wirkungen, darunter Übelkeit, Völlegefühl, Magendruck, Erbrechen, Obstipation und Kopfschmerzen. 23 Prozent brachen die Studie vorzeitig ab, unter anderem wegen unerwünschter Ereignisse, mangelndem Erfolg oder Non-Compliance. Insgesamt beurteilten 75 Prozent der Patienten die Verträglichkeit als sehr gut oder gut.
Die Sechs-Wochen-Ration des als Medizinprodukt eingestuften Präparats kostet rund 300
DM.
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