Pharmazeutische Zeitung online

Der Nutzen von „Viel trinken“ ist umstritten

26.04.2004  00:00 Uhr
Atemwegsinfektionen

Der Nutzen von „Viel trinken“ ist umstritten

von Wolfgang Kämmerer, Wiesbaden

Ärzte empfehlen Patienten mit Atemwegsinfektionen häufig, mehr Flüssigkeit aufzunehmen. Der theoretische Nutzen dieses Ratschlags liegt darin begründet, dass durch Fieber und Infektionen hervorgerufene Flüssigkeitsverluste ausgeglichen werden sollen, einer Austrocknung vorgebeugt sowie die Schleimviskosität reduziert werden soll.

Hiergegen spricht, dass während Infektionen der unteren Atemwege wie Bronchitis, Bronchiolitis oder Pneumonie viraler und bakterieller Ätiologie eine erhöhte Sekretion von antidiuretischem Hormon (ADH) beobachtet wurde. Da ADH in der Lage ist, Flüssigkeit über eine Stimulation der Wasserrückresorption in der Niere zurückzuhalten, könnte eine zusätzliche Flüssigkeitsaufnahme zu einer Hyponatriämie sowie einer Flüssigkeitsüberladung führen. Insofern wäre in diesen Fällen sogar eine Flüssigkeitsrestriktion empfohlen, um die Symptome einer Hyponatriämie wie Verwirrtheit, Lethargie, Koma oder Krämpfe in den Griff zu bekommen.

Mit Hilfe eines systematischen Reviews des Cochrane Central Register of Controlled Trials, Medline, Embase sowie Current Contents wurde versucht, Antworten auf folgende Fragen zu erhalten:

  • Reduziert eine erhöhte Flüssigkeitsaufnahme Dauer und Schwere der akuten respiratorischen Symptome?
  • Sind damit negative Auswirkungen verknüpft?
  • Sind hiermit positive Effekte auf die Schwere der Erkrankungen zu erwarten?

Unter Zuhilfenahme der Suchstrategie des Registers wurden von den Wissenschaftlern keine randomisierten kontrollierten Studien zum Vergleich zwischen erhöhter und reduzierter Flüssigkeitszufuhr bei Patienten mit Atemwegsinfektionen gefunden. In zwei prospektiven Studien entwickelten jedoch Kinder mit schwerer Pneumonie eine Hyponatriämie in 31 beziehungsweise 45 Prozent der Fälle und keines dieser Kinder wies klinische Symptome einer Dehydration auf. Vier Kinder mit einem Natrium-Serumspiegel von weniger als 125 mmol/l starben in einer Studie. In zahlreichen Fallberichten wurden Hyponatriämien bei einigen Patienten mit Atemwegsinfektionen berichtet. Einige dieser Patienten wiesen Symptome auf, und alle wurden erfolgreich mit einer Flüssigkeitsrestriktion behandelt.

Fazit: Ein Mehr an Flüssigkeitsaufnahme während Atemwegsinfektionen wird nicht durch medizinische Evidenz gestützt. Es existieren keine randomisierten Studien, die einen Vor- oder Nachteil dieser Maßnahme zeigen. Die Wissenschaftler raten daher zur Vorsicht, da zumindest theoretische Risiken sowie Risiken aus Einzelfallberichten bekannt sind.

Quelle: Guppy, M. P. B. BMJ 328 (2004) 499 - 500 Top

© 2004 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa