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Asiatisch gegen Wechseljahrsbeschwerden

14.01.2002  00:00 Uhr
ISOFLAVONE

Asiatisch gegen Wechseljahrsbeschwerden

von Brigitte M. Gensthaler, München

Tofu, Tempeh und Sojamilch sind nicht nur für Vegetarier und Öko-Freaks interessant. Seit einigen Jahren wird die gesundheitsfördernde Wirkung der fernöstlichen Nahrung diskutiert. Die Proteinfraktion der Sojabohne enthält Isoflavone, die zu den Phytestrogenen zählen. Diesen Stoffen werden positive Effekte auf den Hormon- und Knochenstoffwechsel, das Lipidprofil und in der Krebsprävention nachgesagt.

Sojabohnen und andere Hülsenfrüchte wie Bohnen, Linsen oder Kichererbsen enthalten erhebliche Mengen an Isoflavonen. Die wichtigsten Vertreter sind die Polyphenole Genistein, Daidzein und Glycitein und deren Glucoside. Je nach Sojasorte schwanken die Gehalte von 120 bis 300 mg pro 100g, berichtete Privatdozent Dr. Armin Zittermann vom Institut für Ernährungswissenschaft der Universität Bonn bei einem Pressegespräch in München. Im Schnitt enthalten 100 g Sojabohnen 200 mg Isoflavone.

Asiaten erkranken deutlich seltener an Brust- und Prostatakrebs, Herz-Kreislauferkrankungen, Wechseljahrsbeschwerden oder Osteoporose als Bewohner der westlichen Welt. Dies hat das Interesse der Forscher an der fernöstlichen Lebensweise geweckt. Neben einer fettarmen Kost essen zum Beispiel Japaner traditionell viel Soja und nehmen so täglich bis zu 150 mg Isoflavone auf. Bei westlicher Ernährung erreicht man gerade mal 1 bis 3 mg pro Tag; Vegetarier kommen durchschnittlich auf rund 7 mg.

Isoflavone haben vielfältige positive Effekte (1). Sie vermindern die Zellproliferation durch Hemmung der Tyrosinkinase, hemmen im Experiment die Tumorangioneogenese, blockieren die Thrombusbildung durch Hemmung der Plättchenaktivierung und -aggregation, wirken antioxidativ und schützen LDL-Cholesterol vor der Oxidation. Eine Metaanalyse von 38 kontrollierten Studien ergab 1995, dass die tägliche Aufnahme von 47 g Sojaprotein die LDL-Spiegel und die Triglyzeride senkt und HDL mäßig erhöht.

Wie körpereigene Estrogene, allerdings deutlich schwächer, binden Isoflavone an Estrogenrezeptoren (ER), vor allem an dem erst vor einigen Jahren entdeckten Typ ER-b. Dieser kommt bevorzugt in Knochen, dem Endothel, der Lunge und im Urogenitaltrakt vor. Dies deutet daraufhin, dass Isoflavone wie Genistein Estrogen-agonistische Wirkungen am Kreislaufsystem und am Knochen aufweisen, spekulierte Zittermann. Ein knochenschützender Effekt ließ sich in Zellkulturen, bei Tieren und in Studien am Menschen zeigen. Ovarektomierte Ratten, die sojareiche Kost erhielten, hatten einen deutlich höheren Knochenmineralgehalt als Tiere, die viel Casein aufnahmen.

Bei Frauen nach den Wechseljahren konnten Isoflavone in einer Studie die Abnahme des Knochenmineralgehalts der Lendenwirbelsäule aufhalten, berichtete Zittermann bei dem von ADM Natural Health and Nutrition unterstützen Pressegespräch. Dafür sind vermutlich 60 bis 90 mg täglich nötig, die in der Regel nur über die zusätzliche Einnahme eines Nahrungsergänzungsmittels erreicht werden.

Auch wenn es widersprüchliche Berichte gibt (2): Die pflanzlichen Inhaltsstoffe könnten Frauen mit typischen Wechseljahrsbeschwerden helfen, berichtete Professor Dr. Volker Briese von der Universitätsfrauenklinik Rostock aus seiner Erfahrung. Hitzewallungen, Herzbeschwerden und Scheidentrockenheit gingen bei der täglichen Einnahme von 50 mg Isoflavonen zurück. Möglicherweise könne bei Zugabe der Soja-Isoflavone die Estrogendosis der Hormonersatztherapie reduziert werden. Auch zur Vorbeugung klimakterischer Beschwerden oder bei ersten Symptomen seien Isoflavone geeignet. Er empfehle sie zudem Frauen mit unregelmäßigem, zum Beispiel zu kurzem Zyklus, sagte der Arzt. Nach aktuellem Kenntnisstand hält er die Zufuhr von Phytestrogenen ab dem 30. Lebensjahr für sinnvoll.

 

Literatur

  1. Metz, G., Phytestrogene: Vielseitige Hormone aus Soja und Lein. Pharm. Ztg. 145, Nr. 37 (2000) 27 - 32. Metz. G., Soja: Power aus Fernost. Pharm. Ztg. 145, Nr. 41 (2000) 26-30.
  2. Behandlung postmenopausaler Symptome mit Phyto-Östrogenen? Arzneimittelbrief 35, Nr. 10 (2001).

 

Pflanzenkost zur Prävention? Mehr über die protektive Wirkung pflanzlicher Sekundärstoffe erfahren Sie in dem kürzlich im Govi-Verlag erschienen Buch "Phytamine - Pflanzliche Nahrung zur Prävention", PZ-Schriftenreihe Nr. 13. Ein Kapitel des Buches beschäftigt sich ausführlich mit den Phytestrogenen.

 

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