Cinacalcet |
03.01.2005 00:00 Uhr |
Das Calcimimetikum Cinacalcet (Mimpara®) ist der erste Vertreter einer neuen Wirkstoffklasse zur Behandlung des sekundären Hyperparathyreoidismus infolge einer chronischen Niereninsuffizienz. Es wirkt, in dem es an die calciumempfindlichen Rezeptoren an der Oberfläche der Nebenschilddrüsenzellen bindet.
Das Calcimimetikum Cinacalcet ist der erste Vertreter einer neuen Wirkstoffklasse zur Behandlung des sekundären Hyperparathyreoidismus infolge einer chronischen Niereninsuffizienz. Zudem ist die Substanz zur Behandlung der Hypercalcämie bei Patienten mit Nebenschilddrüsenkarzinom zugelassen. Das Präparat steht als Filmtabletten in einer Dosierung von 30, 60 und 90 mg zur Verfügung (Mimpara® , Amgen).
Patienten mit einer chronischen Nierenerkrankung bekommen infolge ihrer Grunderkrankung häufig eine Nebenschilddrüsen-Überfunktion (sekundären Hyperparathyreoidismus). Insuffiziente Nieren scheiden mit dem Urin weniger Phosphat aus und bilden weniger aktives Vitamin D3, das für die Aufrechterhaltung eines physiologischen Calciumionen-Blutspiegels notwendig ist. Wenn der Calciumionenspiegel sinkt, wird in den Nebenschilddrüsen vermehrt Parathormon ausgeschüttet. Die Parathormon-Überproduktion bewirkt wiederum, dass Calciumionen aus den Knochen ins Blut wandern und die Knochen brüchiger werden. Zudem drohen unter der bisher üblichen Behandlung mit Calcium-Präparaten als Phosphatbinder und 1-hydroxylierten Vitamin-D-Derivaten wie Calcitriol Weichteilgewebe- und Gefäßverkalkungen und ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko.
Cinacalcet bindet an die calciumempfindlichen Rezeptoren an der Oberfläche der Nebenschilddrüsenzellen. Dadurch wird die Empfindlichkeit des Rezeptors gegenüber extrazellulären Calciumionen gesteigert und ein höherer Calciumspiegel im Blut als tatsächlich vorhanden simuliert. Als Folge sinkt die Parathormon-Sekretion, ohne dass die Calcium- und Phosphat-Spiegel steigen.
Die empfohlene Anfangsdosis für Erwachsene ist einmal täglich 30 mg. Dabei sollten die Filmtabletten mit oder kurz nach einer Mahlzeit eingenommen werden, da sich die Bioverfügbarkeit bei gleichzeitiger Nahrungsaufnahme um 50 bis 80 Prozent erhöht. Maximale Plasmakonzentrationen werden nach zwei bis sechs Stunden erreicht. Die initiale Halbwertszeit beträgt sechs Stunden, die terminale 30 bis 40 Stunden. Der Steady-State wird innerhalb von sieben Tagen mit einer minimalen Akkumulation erreicht.
Cinacalcet wird vorwiegend durch die Cytochrom (CYP)-Isoenzyme CYP3A4 und CYP1A2 metabolisiert, wobei die Hauptmetaboliten inaktiv sind. Basierend auf In-vitro-Daten ist die Substanz ein starker Hemmstoff von CYP2D6, beeinflusst in klinisch relevanten Konzentrationen andere CYP-Enzyme jedoch nicht. Sie wird überwiegend renal ausgeschieden, ungefähr 80 Prozent finden sich im Urin, 15 Prozent im Fäces wieder.
Cinacalcet wurde in drei sechsmonatigen, randomisierten, placebokontrollierten Doppelblindstudien mit identischem Design an 1136 Dialysepatienten verabreicht. Der mittlere Parathormon-Plasmaspiegel lag zu Beginn bei 733 pg/ml für die Cinacalcet-Gruppe beziehungsweise bei 683 pg/ml für die Placebogruppe. 66 Prozent der Patienten erhielten bei Studienstart Vitamin D und mehr als 90 Prozent Phosphatbinder. Die Behandlung bestand aus einer 12-wöchigen Dosistitrations- und einer anschließenden 14-wöchigen Wirksamkeitsprüfungs-Phase. Cinacalcet wurde einmal täglich oral eingenommen. Die Dosis durfte von 30 mg bis auf 180 mg gesteigert werden, um den Parathormon-Spiegel auf maximal 250 pg/ml (primärer Endpunkt) abzusenken.
Die Resultate stimmten in den drei Studien weitgehend überein. Nach sechs Monaten erreichten 41, 46 und 35 Prozent der Verumgruppe einen Parathormonspiegel unter 250 pg/ml, verglichen mit 4, 7 und 6 Prozent unter Placebo. Ungefähr 60 Prozent der mit Cinacalcet behandelten Patienten erreichten eine mindestens 30-prozentige Reduktion der Parathormonspiegel. Unter der Behandlung gingen Calcium- und Phosphat-Spiegel im Serum leicht zurück (14, 7 und 8 Prozent).
Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen traten mit 32 Prozent gegenüber
19 Prozent und 30 Prozent gegenüber 16 Prozent in der Verumgruppe etwas
häufiger auf als in der Placebogruppe. In den meisten Fällen waren sie nur
mäßig stark ausgeprägt. Zum Therapieabbruch führten sie in der Cinacalcet- bei
weniger als 5 Prozent und in der Placebogruppe bei weniger als 1 Prozent.
Hypocalcämien betrafen ebenfalls nur 5 Prozent der mit Cinacalcet und 1
Prozent der mit Placebo Behandelten.
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