Neue Kombination gegen Malaria |
02.12.2002 00:00 Uhr |
von Christina Hohmann, Eschborn
Ein neues Kombinationspräparat gegen Malaria aus den Wirkstoffen Pyronaridin und Artesunat soll die Entwicklung von Resistenzen aufhalten. Zwei Nonprofit-Organisationen wollen zusammen mit einem koreanischen Pharmaunternehmen das Medikament bis 2006 auf den Markt bringen.
Ein entsprechendes Abkommen unterzeichneten das Tropical Diseases Research Programme (TDR) der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die Initiative “Medicines for Malaria Venture” (MMV) und das koreanische Unternehmen Shin Poong Pharmaceuticals Ende November. Neue Malariamedikamente werden dringend benötigt, da an der Infektionskrankheit jährlich mehr als eine Million Menschen sterben, hauptsächlich Kinder zwischen ein und fünf Jahren, begründet die WHO in einer Pressemitteilung ihr Engagement. In den vergangenen Jahren haben die Erreger, vor allem die gefährlichste Form Plasmodium falciparum, zunehmend Resistenzen gegen vorhandene Präparate entwickelt.
Dieses Fortschreiten hofft man, durch die neue Kombination aus zwei Wirkstoffen mit verschiedenen Ansatzpunkten und Wirkmechanismen verlangsamen zu können. Bisher existieren zu keinem der beiden Arzneistoffe Resistenzen. Artesunat, die eine Komponente des Präparates, ist ein wasserlösliches, halbsynthetisches Derivat des Artemisinins. Dieser Wirkstoff stammt aus dem Chinesischen Beifuß (Artemisia annua), dessen Extrakt seit Jahrhunderten in China in der Malariatherapie eingesetzt wird. Der Wirkmechanismus der Artemisinine beruht auf ihrer Wechselwirkung mit Häm: Die in roten Blutzellen des Menschen lebenden Malariaerreger nehmen Hämoglobin auf und verdauen die Substanz unter Energiegewinnung in Nahrungsvakuolen. Das toxische Abbauprodukt Häm setzen sie dabei zu Hämozoin um. Artemisinin und seine Derivate verhindern diese Umsetzung, das toxische Häm reichert sich in den Nahrungsvakuolen an. Hierdurch entstehen Radikale, an denen die Erreger schließlich zu Grunde gehen.
Die andere Komponente des Präparates, Pyronaridin, wurde 1970 erstmals in China synthetisiert und gehört zur selben Stoffklasse wie Chloroquin. Der Wirkstoff lagert sich vermutlich in die DNA ein und verhindert dadurch die Basenpaarbildung zwischen den beiden DNA-Strängen. Erste Untersuchungen mit der neuen Substanz zeigen, dass sie auch gegen Chloroquin-resistente Plasmodien-Stämme wirksam ist.
Die Kombination der beiden Wirkstoffe soll gegenüber anderen Kombipräparaten einige Vorteile besitzen: Ein vereinfachtes Therapieschema mit einer einzigen Dosis täglich soll die Compliance verbessern, wodurch sowohl der Behandlungserfolg steigt als auch die Resistenzbildung aufgehalten wird. Bei bisherigen Kombinationspräparaten waren mehrere Dosen täglich notwendig. Außerdem wirke das Präparat sehr rasch und sei ausgesprochen gut verträglich und sicher, so die WHO.
Das Medikament soll nicht zur Prophylaxe, sondern in der Behandlung akuter Malaria eingesetzt werden. Obwohl der Preis noch nicht feststeht, soll die neue Kombination in allen Ländern, in denen Plasmodium falciparum endemisch ist, erschwinglich sein. Die meisten Malariafälle treten in den so genannten Dritte-Welt-Ländern Afrikas und Südostasiens auf. Wenn die klinischen Phase-I-Studien wie geplant Anfang 2003 beginnen, könnte das Kombinationspräparat frühestens 2006 auf den Markt kommen.
© 2002 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de