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Patienten bevorzugen Ibuprofen

29.11.1999  00:00 Uhr

- Pharmazie Govi-Verlag SELBSTMEDIKATION

Patienten bevorzugen Ibuprofen

Beitrag von der PZ-Redaktion

Gegen kurzdauernde Schmerzen, die in Eigenregie behandelt werden, sollte Ibuprofen als Medikament der ersten Wahl empfohlen werden. Das folgert eine französisch-britische Arbeitsgruppe aus den Ergebnissen einer Studie, in der sie bei 8677 Patienten Verträglichkeit und Nebenwirkungen der drei in der Selbstmedikation am häufigsten verwendeten Schmerzmittel Acetylsalicylsäure (ASS), Ibuprofen und Paracetamol direkt verglichen. Sowohl Ibuprofen als auch Paracetamol wurden von den Patienten besser vertragen als ASS.

Die Patienten, die von über 1100 französischen Allgemeinärzten betreut wurden, litten überwiegend an Rückenschmerzen, Muskel- und Gelenkbeschwerden oder Erkältungskrankheiten. Die Mediziner händigten den Studienteilnehmern 42 Tabletten aus, die entweder 500 mg ASS, 200 mg Ibuprofen oder 500 mg Paracetamol enthielten. Die Patienten sollten nicht mehr als sechs Tabletten pro Tag schlucken; das jeweilige Medikament wurde mindestens einen Tag und höchstens sieben Tage lang eingenommen. Jeder Patient erhielt zudem ein Tagebuch, in das er alle unerwünschten Ereignisse, ihren Schweregrad sowie eine Gesamtbeurteilung der Therapie eintragen sollte. Das Tagebuch wurde nach Behandlungsende zusammen mit den nicht benötigten Tabletten an den verordnenden Arzt zurückgeschickt. Zusätzlich befragten die Ärzte ihre Patienten telefonisch über Nebenwirkungen und sonstige Ereignisse.

Alle unerwünschten Wirkungen wurden zur Auswertung identifiziert und in vier Schweregrade von ernst bis mild eingeteilt. Während die ersten drei Schweregrade zu weitergehender Behandlung oder mindestens zu einer Behinderung der täglichen Aktivitäten führten, hatten milde Nebenwirkungen bei dieser Klassifikation keinen Einfluss auf den Alltag des Patienten.

Erster Zielpunkt der Studie war das Auftreten von mindestens einer Nebenwirkung der ersten drei Schweregrade. Ferner erfassten die Wissenschaftler die Verteilung der Schweregrade, die Gründe warum Patienten die Therapie vorzeitig abbrachen, die allgemeine Einstellung der Teilnehmer zur Behandlung sowie gesondert die milden Nebenwirkungen.

Die Studie ging von zwei Hypothesen aus: zum einen von der vergleichbaren Verträglichkeit von Ibuprofen und Paracetamol, zum anderen von einem Unterschied zwischen Ibuprofen und ASS, den bereits mehrere Studien belegten. Die durchschnittliche Einnahmedauer und Zahl der eingenommenen Tabletten war in allen drei Gruppen gleich.

Insgesamt brachen 541 Patienten die Studie vorzeitig wegen unerwünschter Ereignisse ab. Bereits hier zeigte sich ein Unterschied zugunsten von Ibuprofen (Abbrecherquote 5,1 Prozent) gegenüber ASS (7,6 Prozent) und Paracetamol (6,1 Prozent). Über signifikante Nebenwirkungen berichteten 18,7 Prozent der Patienten aus der ASS-Gruppe, 13,7 aus der Ibuprofen-Gruppe und 14,5 aus der Paracetamol-Gruppe.

Bei allen Schweregraden traten unter ASS signifikant mehr unerwünschte Wirkungen auf als unter Ibuprofen oder Paracetamol. Vor allem in den Kategorien systemische Nebenwirkungen einschließlich Bauchschmerzen sowie speziell Verdauungsstörungen, Dyspepsie, Bauchschmerzen und Übelkeit zählten die Wissenschaftler beim ASS mehr Nebenwirkungen. Insgesamt traten in sechs Fällen gastrointestinale Blutungen auf: zwei rektale Blutungen und zweimal Hämatemesis in der Paracetamol-Gruppe sowie zwei rektale Blutungen in der ASS-Gruppe. Ein peptisches Ulcus wurde bei einem ASS-Patienten diagnostiziert. In der Ibuprofen-Gruppe traten weder Blutungen noch gastroduodenale Ulcera auf.

Auch als die Studienleiter die milden Nebenwirkungen mit einbezogen, änderte sich die Einstufung der drei Schmerzmittel nicht. Bauchschmerzen und Dyspepsie kamen auch hier bei ASS signifikant häufiger vor als bei Ibuprofen und Paracetamol. "Ibuprofen ist mindestens so gut verträglich wie Paracetamol, und beide werden auch bei kurzzeitiger Einnahme besser vertragen als ASS", resümieren die Autoren der Studie. Auch bei der globalen Bewertung der Behandlung waren die Patienten mit Ibuprofen sehr zufrieden: 74,2 Prozent der Patienten bezeichneten die Therapie als gut oder sehr gut; beim Paracetamol waren es 69,2 und beim ASS 68,6 Prozent. Der Unterschied zwischen Ibuprofen und den beiden anderen Schmerzmitteln war signifikant.

Quelle: Moore, N. et al., PAIN-Study: Paracetamol, Aspirin and Ibuprofen: New Tolerability Study. Clin. Drug Invest. 2 (1999) 89 - 98. Top

© 1999 GOVI-Verlag
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