Pharmazie
Estrogenpräparate gegen Klimakteriumsbeschwerden müssen mit Gestagenen kombiniert werden, um die Patientinnen vor Gebärmutterhalskrebs zu schützen. Mit einem neuen Kombipräparat (Estrafemol) hat die Firma Henning im Sommer ein Präparat herausgebracht, das die Estrogen-Gestagen-Kombination zweiphasig dem natürlichen Zyklus anpaßt.
Für die ersten 12 Zyklustage enthalten die Tabletten je 1 mg Estradiolvalerat, für die nachfolgenden 14 Tage je 5 mg Medroxyprogesteronacetat. Gleichzeitig wird in der zweiten Zyklushälfte die Estrogendosis auf 1,26 mg pro Tablette angehoben.
Es gelten zwei Einnahmeempfehlungen, erklärte Dirk Miethe von der Herstellerfirma in Berlin: "Bei frühen klimakterischen Beschwerden, wenn die Frau noch Blutungen hat (Perimenopause), sollte der 26tägigen Einnahme eine zweitägige Pause folgen." Hat die Patientin bereits keine Blutungen mehr, kann die Einnahmepause auch etwas länger sein. Aus praktischen Gründen könne zum Beispiel immer am Ersten jeden Monats mit einer neuen Packung begonnen werden.
Um das Durchschlafen zu erleichtern, sollten die Tabletten abends eingenommen werden, riet Professor Dr Heinz Bohnet, Gynäkologe aus Hamburg, auf einer Pressekonferenz in Berlin. Miethe fügte ergänzend hinzu, daß nächtliche Symptome oft stärker seien; die höheren Plasmaspiegel in den ersten Stunden nach der Einnahme könnten diese Spitzen ausgleichen.
Die neue Estrogen-Gestagen-Kombination gilt als "Einstiegspräparat", da das Nutzen-Risiko-Verhältnis aufgrund der niedrigen Estrogendosis gering ist. Der Arzt kann sich so langsam an die richtige Dosis herantasten; die Frauen müßten, so Miethe, keine Gewichtszunahme befürchten. Bei 80 Prozent aller Patientinnen sei das Präparat auch für die Dauertherapie ausreichend. Die Symptome bessern sich deutlich, der weitere Verlauf der Blutungen könne jedoch von Frau zu Frau sehr unterschiedlich sein. Meist pendele sich der regelmäßige Rhythmus nach einiger Zeit wieder ein. Vor einer solchen Substitutionstherapie müsse in jedem Fall eine umfangreiche gynäkologische Untersuchung stehen, die den individuellen Hormonstatus und den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut berücksichtigt, betonte Bohnet.
PZ-Artikel von Stephanie Czajka, Berlin


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