Pimecrolimus gut verträglich auf der Haut |
18.11.2002 00:00 Uhr |
von Brigitte M. Gensthaler, Starnberg
Der zweite topisch applizierbare Zytokin-Inhibitor Pimecrolimus kann Symptome und Schubfrequenz bei Patienten mit atopischer Dermatitis deutlich reduzieren. Bislang wurden nur wenige meist milde Nebenwirkungen beobachtet.
Der neue Wirkstoff blockiert die Freisetzung von entzündungsfördernden Mediatoren aus T-Zellen und Mastzellen. Im Gegensatz zu Tacrolimus, das als Salbe im Februar diesen Jahres zur Therapie des mittelschweren bis schweren atopischen Ekzems bei Patienten ab zwei Jahren zugelassen wurde (Protopic®), beeinflusst Pimecrolimus-Creme (Elidel®) weder die Zahl der Langerhans-Zellen in der Haut noch hemmt es deren Funktion. Dies bedeutet, dass die primäre Immunabwehr von bakteriellen und viralen Infektionen nicht blockiert wird, erklärte Professor Dr. Thomas A. Luger aus Münster bei einer Pressekonferenz der Novartis Pharma in Starnberg.
Wie Corticosteroide und Tacrolimus dringt Pimecrolimus zwar gut in die Haut ein, wandert aber nicht oder kaum messbar hindurch. Ein Einfluss auf die systemische Immunantwort ist daher kaum zu erwarten. Dies gilt auch für geschädigte Haut oder in der Langzeittherapie, sagte der Dermatologe.
Da der Neuling keine Atrophie verursacht, kann die Creme auch ins Gesicht, in Hautfalten sowie auf kindliche Haut aufgetragen werden. Im Tierversuch habe man kein vermehrtes Auftreten von Hauttumoren gesehen. Ebenso wie Menschen mit gesunder Haut sollten jedoch auch Neurodermitiker einen guten UV-Schutz auftragen, bevor sie in die Sonne gehen, empfahl der Dermatologe. Von einer gleichzeitigen UV-Therapie riet er ab.
Die klinischen Studien erstrecken sich bislang über maximal ein Jahr bei Kindern und sechs Monate bei Erwachsenen. Auf Grund der Sicherheitsdaten sei gegen eine Langzeitanwendung jedoch „nichts einzuwenden“, meinte Professor Dr. Michael Meurer aus Dresden. Ob die frühzeitige Behandlung einen „Etagenwechsel“ in die Atemwege oder eine Chronifizierung verhindern kann, sei noch offen. Bei 50 bis 60 Prozent der kleinen Patienten verliert sich die Neurodermitis ohnehin bis zur Pubertät.
Neue Indikationen angestrebt
Die Firma hat mit dem speziell für die Dermatologie entwickelten und jetzt in 30 Ländern eingeführten Wirkstoff noch viel vor, berichtete Dr. Friedrich Karl Mayer von Novartis. Der Konzern entwickelt eine Salbenformulierung für chronische Neurodermitis, Lichen planus und Vitiligo. Für die Creme bemüht man sich um eine Zulassungserweiterung für die Indikationen seborrhoisches Ekzem, Augenlid-Ekzem und chronisches Handekzem.
In einer Phase-II-Studie war die perorale Gabe hoch effektiv bei Patienten mit Psoriasis und atopischer Dermatitis, berichtete der Projektleiter. Anfang 2003 will Novartis daher mit einer Phase-III-Studie beginnen. Die perorale Gabe wirkt auch bei chronischem Handekzem, für das bislang keine Therapie zugelassen ist. Überdies habe man vor kurzem nach erfolgreichen Tierversuchen die erste Studie mit Pimecrolimus bei Asthma-Patienten begonnen.
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