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Immunglobulin der nächsten Generation

Datum 08.11.2004  00:00 Uhr

Immunglobulin der nächsten Generation

von Conny Becker, Berlin

Mit gamunex® 10 Prozent hat Hersteller Bayer HealthCare ein intravenöses Immunglobulin auf den deutschen Markt gebracht, das seinem Vorgänger auf Grund eines neuen Herstellungsverfahrens deutlich überlegen ist. In Studien profitierten davon bereits zahlreiche Patienten mit primären oder sekundären Immundefekten.

Bei gamunex handelt es sich um ein Konzentrat von gereinigten Antikörpern aus dem gepoolten Blutplasma von mehr als tausend Spendern. Patienten mit gestörtem oder beeinträchtigtem Immunsystem sind auf Infusionen solcher IgG-Präparate angewiesen, da sie selbst die für die Abwehr bakterieller oder viraler Erreger notwendigen Immunglobuline nur unzureichend bilden können.

Das neue i.v.-Präparat unterscheidet sich von den bisher vorhandenen vor allem in seiner Herstellung. „Ein Protein ist eine empfindliche Struktur“, erinnerte Dr. Birgit Rambke von Bayer Vital auf einer Pressekonferenz in Berlin. Das übliche mehrfache Ausfällen und Wieder-Aufnehmen der Antikörperfraktion in Ethanol belaste die Moleküle stark. Im neuen Herstellungsverfahren bleiben die Immunglobuline nach der Fraktionierung hingegen immer in Lösung, was die Gefahr einer Denaturierung verringere. Die Reinigung der Proteine übernimmt nun Caprylat, das Salz der natürlichen Fettsäure Caprylsäure. Es fällt Proteinverunreinigungen und Lipide aus und inaktiviert Viren, bevor es schließlich über eine Anionenchromatographiesäule abgetrennt wird. Auch Prionen werden bei der Herstellung entfernt.

Der schonendere Prozess liefert laut Untersuchungen einen höheren Anteil intakter nativer IgGs als das übliche Verfahren. „Darüber hinaus wird hier die Subklassenverteilung ganz klar erhalten“, berichtete Ranke. In den bisherigen i.v.-Immungobulinen sind die IgG-Subklassen 1 bis 4 nämlich nicht in den physiologischen Verhältnissen enthalten, weshalb bei gamunex auch von einer neuen, vierten Generation von Immunglobulinen gesprochen wird.

Kürzeste Infusionszeit

Da Immundefekte selten vorkommen, sind in Europa nur Studien mit mindestens 15 Patienten und einem Vergleich gegen die Historie gefordert. „Für gamunex existieren jedoch weltweit neun randomisierte doppelblinde kontrollierte Studien mit fast 500 Patienten“, informierte die Projektleiterin der klinischen Studien in Europa, Dr. Monika Maas Enriquez. Dabei ist das neue Präparat mit seinem Vorgänger Polyglobin® direkt verglichen worden.

Die antiinfektive Wirkung wurde in fünf Studien mit Patienten, die an einem primären Immundefekt litten, nachgewiesen. In der größten Studie erhielten 172 Patienten alle drei bis vier Wochen über neun Monate jeweils 100 bis 600 mg/kg von einem der beiden Immunglobulin-Präparate als Infusion. Als primärer Endpunkt galten eine akute Sinusitis, die akute Exazerbation einer chronischen Sinusitis sowie eine Lungenentzündung. „Es gab einen deutlichen Trend zu einer geringeren Anzahl validierter sinopulmonaler Infektionen unter gamunex“, so die Medizinerin. Diese traten bei 23,3 Prozent der Patienten in der Kontrollgruppe auf und lediglich bei 12,3 Prozent der mit Verum Behandelten, obwohl diese seltener Antibiotika zur Prophylaxe einnahmen. Die Häufigkeit der Nebenwirkungen war in beiden Armen vergleichbar und lag jeweils unter 2 Prozent.

Neben der antiinfektiven wurde auch die immunmodulatorische Wirkung des Antikörperpräparats in Studien bestätigt. Dabei erhielten 97 Patienten mit idiopathischer thrombozytopenischer Purpura (mit einer verminderten Thrombozytenzahl einhergehende spontan auftretende Hautblutungen) in einer Vergleichsstudie eine Dosis von 1 g der Immungobunlinpräparate pro Kilogramm und Tag an zwei aufeinander folgenden Tagen. Das Wirksamkeitskriterium war hier ein definierter Anstieg der Thrombozytenzahl innerhalb von sieben Tagen im Blut. Die Untersuchung zeigte, dass die Zahl der Thrombozyten in beiden Gruppen vergleichbar anstieg, aber bei mehr Verum-Patienten anhaltend hoch blieb. Zudem musste die Milz der Patienten seltener entfernt werden und die zusätzliche Steroidgabe war signifikant gesenkt.

Schließlich wies eine weitere Studie nach, dass gamunex auch bei einer erhöhten Infusionsrate von 0,14 ml/kg/min gut verträglich ist. Mit einer Infusionszeit von 1,2 Stunden (berechnet für die maximal empfohlene Infusionsrate, 70 g IgG und 70 kg Körpergewicht) dauert die Infusion damit nur noch halb so lange wie bei den bisherigen Spitzenreitern. Laut Hersteller soll das neue Produkt das gleich teure Polyglobin im Laufe des nächsten Jahres völlig ersetzen; geprüft wird sein Einsatz derzeit auch bei schubförmiger Multipler Sklerose, chronischer inflammatorischer demyelinisierender Polyneuropathie sowie altersbedingter Makuladegeneration. Top

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