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Ibuprofen bremst die Bildung von Plaques

12.11.2001  00:00 Uhr
ALZHEIMER

Ibuprofen bremst die Bildung von Plaques

von Ulrich Brunner, Eschborn

Nicht steroidale Antirheumatika haben nicht nur unangenehme Nebenwirkungen, sondern durchaus erwünschte. Sie verhindern wahrscheinlich auch die Ablagerung von b-Amyloid-Plaques im Hirn und könnten so eventuell vor der Alzheimer-Krankheit schützen. Bislang versuchten Wissenschaftler, diesen neuroprotektiven Effekt mit der antiinflammatorischen Wirkung der Arzneistoffe über die Cyclooxygenase zu erklären. Die Ergebnisse einer kalifornischen Arbeitsgruppe deuten nun aber darauf hin, dass ausgewählte Analgetika wie Ibuprofen viel gezielter die Plaquebildung unterdrücken.

Bereits seit einigen Jahren gibt es diverse Hinweise auf den Pathomechanismus der Alzheimer-Krankheit. Experten machen das schwerlösliche Amyloid-Peptid Ab42 für den Untergang von Nervenzellen verantwortlich. Das Amyloid wird aus einer Vorstufe, dem so genannten Amyloid-Precursor-Protein (APP) gebildet. Diesen Prozess katalysiert der Multienzymkomplex g-Sekretase. Diese Sekretase kann allerdings auch größere Aminosäure-Reste abschneiden, so dass kürzere Peptide mit Kettenlängen zwischen 38 und 40 Aminosäuren entstehen, die wahrscheinlich nicht pathogen wirken.

Da Forscher im Hirn von Alzheimer-Patienten inflammatorische Proteine entdeckten, vermuteten sie, dass die Krankheit mit entzündlichen Prozessen einhergeht. Den neuroprotektiven Effekt der Analgetika begründeten sie daher mit deren antiinflammatorischer Wirkung über das Enzym Cyclooxygenase.

Sascha Weggen und seine Kollegen von der University of California in La Jolla berichten im Wissenschaftsmagazin Nature nun jedoch von einer wesentlich spezifischeren Wirkung einzelner Analgetika. In einem Mausmodell für Alzheimer behandelten sie die Tiere mit Ibuprofen und fanden daraufhin in den Nagerhirnen niedrigere Ab42-Konzentrationen. Die Spiegel der ungefährlicheren Amyloide stiegen dagegen an.

Auch in Zellkulturen konnten die Wissenschaftler durch Zugabe von Ibuprofen, Indomethacin oder eines aktiven Metaboliten des unspezifischen COX-Hemmers Sulindac die Ab42-Spiegel zu Gunsten kurzkettigerer Amyloide verschieben.

Weggen und sein Team schließen daraus, dass sich die neuroprotektive Wirkung nicht nur über die Hemmung des Enzyms Cyclooxygenase erklären lässt. Ihrer Meinung nach beeinflussen die getesteten Analgetika spezifisch die Funktion der g-Sekretase und unterdrücken damit indirekt die Bildung der gefährlichen Amyloide.

Nun müsse der genaue Wirkmechanismus aufgeklärt werden, um dann eine maßgeschneiderte Therapie zu entwickeln, folgern Bart De Stropper vom Institut für Biotechnology im belgischen Leuven und Gerhard König von der Bayer AG in Leverkusen in einem begeleitenden Artikel. Man dürfe allerdings auf solche Therapieansätze nicht warten. Zahlreiche In-vitro-Daten und erfolgreiche Tierversuche rechtfertigten bereits heute klinische Studien mit nicht steroidalen Antirheumatika bei Alzheimer-Patienten.

 

Quellen

  1. Weggen, S., et al., Nature 414 (2001) 212 - 216.
  2. De Strooper, B., König, G., Nature 414 (2001) 159 - 160.

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