Hochpotenzen gegen Otitis media |
24.10.2005 00:00 Uhr |
Eine akute Mittelohrentzündung bei Kindern spricht mitunter gut auf homöopathische Einzelmittel an. Voraussetzung jeder Otitis-Therapie ist eine ärztliche Diagnose.
Mit individuell gewählten Einzelmitteln in Hochpotenzen könne man durchschlagende Erfolge erzielen und zudem Antibiotika einsparen, sagte Dr. Michael Schreiner beim Internationalen Homöopathie-Symposium am Haunerschen-Kinderspital in München. Der in Gräfelfing bei München niedergelassene HNO-Arzt stellte seine Erfahrungen mit 283 Patienten, vorwiegend Kindern, vor, bei denen die Therapie sicher verfolgt und dokumentiert werden konnte. Entzündungen des Trommelfells (Myringitis) sind meist harmlos und heilen bei vier von fünf Patienten spontan ab, können aber sehr schmerzhaft sein. Hier braucht man keine Antibiotika, als Hausmittel lindere ein Zwiebelsäckchen auf dem Ohr die Beschwerden. So banal es auch ist: Der Arzt warnte nachdrücklich davor, Zwiebelstücke oder Knoblauchzehen in den Gehörgang zu stecken.
Zielkriterium für ein passendes Homöopathikum bei Myringitis: Der Patient muss innerhalb von vier Stunden beschwerdefrei sein. Haben die heftigen pulsierenden Schmerzen, die das Kind immer wieder aufschreien lassen, plötzlich begonnen und ist das Ohr (oft das rechte) heiß und gerötet, ist Belladonna angebracht. Als »Ohrenmittel schlechthin« beschrieb er Ferrum phosphoricum in hoher Potenz. Es eigne sich bei sehr heftigen Schmerzen, die das Kind ständig schreien lassen, und dunkelrotem Trommelfell mit beginnender Vorwölbung. Oft sei ein wässriger Fließschnupfen vorausgegangen; bei eitrigem Nasensekret wirke das Mittel nicht. Ferrum phosphoricum C200 sei zudem ein gutes Mittel bei Nasenbluten bei Kindern, ergänzte er.
Typisch für Aconitum sind heftige, plötzlich beginnende Ohrenschmerzen, nachdem der Patient in der Hitze in kalter Zugluft saß (Cabrio fahren). Langsamer und milder verläuft eine Entzündung, die nach Durchnässung auftritt und nach dem »Sommermittel« Dulcamara verlangt.
Die gleichen Medikamente kommen auch bei einer gesicherten Otitis media ohne Erguss infrage, sagte Schreiner. Am häufigsten setze er Ferrum phosphoricum und Pulsatilla ein, letzteres bei begleitendem schleimig-milden Schnupfen. Antibiotika verordne er, wenn die homöopathische Therapie nicht angeschlagen hat, die Beschwerden kurz vor dem Wochenende auftreten oder die Eltern sich wegen einer Hörminderung große Sorgen machen und auf einem Antibiotikum bestehen.
Tipp für besorgte Eltern: dem Kind nach der Antibiotikatherapie fünf Tage lang dreimal täglich fünf Globuli Okoubaka D3 geben.
Hat sich bereits ein Erguss im Mittelohr gebildet, plagen starke Schmerzen und Entzündungssymptome das Kind. Das Trommelfell wölbt sich vor. Hier sei immer ein Zwiebelsäckchen angebracht. »An erster Stelle« der homöopathischen Therapie stehe jetzt Hepar sulfuris (als C1000); typisch dafür: das Kind lässt sich nicht an das Ohr fassen, was allerdings auch auf eine Otitis externa hindeuten könne. Bei eitrigen Prozessen mit scharfer gelb-grünlicher Absonderung setzt der HNO-Arzt auf Mercurius solubilis. Pulsatilla und Ferrum phosphoricum kommen ebenfalls infrage. Bei rezidivierenden Entzündungen oder akuten Otitiden auf dem Boden eines chronischen Ergusses war Calcium carbonicum sehr hilfreich, berichtete Schreiner.
Eine Grippeotitis muss immer antibiotisch behandelt werden, betonte der
Arzt, denn dies sei die schlimmste Erkrankung für das Innerohr. Wenn sich
zum viralen Infekt ein Bakterienbefall gesellt, könne das Ohr innerhalb
weniger Stunden irreversibel ertauben. In der Regel verordne er
Amoxicillin und gebe eventuell begleitend Lachesis oder Crotalus als C200.
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