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Ginkgo hilft den Angehörigen

18.10.2004  00:00 Uhr
Demenzpatienten

Ginkgo hilft den Angehörigen

von Brigitte M. Gensthaler, München

Eine Therapie mit Ginkgo-biloba-Extrakt nützt nicht nur dem demenzkranken Patienten. Auch die Lebensqualität seiner pflegenden Angehörigen bessert sich signifikant. Zu diesem Ergebnis kommt eine offene Kohortenstudie mit 683 Patienten.

Die häusliche Pflege eines demenzkranken Menschen ist körperlich und seelisch enorm anstrengend. Oft erkranken die pflegenden Familienmitglieder selbst. So zeigte eine im letzten Jahr publizierte Metaanalyse von 23 Studien mit mehr als 3000 Personen, dass Angehörige von Demenzpatienten erhöhte Spiegel von Stresshormonen, eine reduzierte Immunantwort und eine schlechtere subjektive Gesundheit haben als Personen ohne diese Belastung. Daten zur Lebensqualität liegen hingegen kaum vor.

Dies veranlasste Privatdozent Dr. Michael Koller vom Institut für Theoretische Chirurgie der Uni Marburg zu einem neuen Studienansatz. Der Mediziner deklarierte erstmals den Einfluss einer Ginkgo-Therapie (Extrakt EGb 761®) auf die Lebensqualität der pflegenden Angehörigen als primäres Zielkriterium. Sekundäre Parameter waren Lebensqualität und kognitive Fähigkeiten der Patienten sowie die Wirtschaftlichkeit der Therapie, sagte Koller bei einer Pressekonferenz des Komitees Forschung Naturmedizin in München.

Insgesamt wurden Daten von 683 Patienten ausgewertet. Eine Gruppe von 281 Patienten bekam zwölf Monate lang das Phytopharmakon, bei den anderen 402 Patienten war jede andere Therapie außer Ginkgo erlaubt. Die Menschen, die durchschnittlich älter als 74 Jahre waren und zu Hause von einem nahen Angehörigen betreut wurden, litten seit etwa zwei Jahren an einer Demenz. Unter der Phytotherapie besserten sich nach drei Monaten Gedächtnisleistung, Alltagsaktivitäten und Stimmung der Patienten, während die Werte in der anderen Gruppe gleich blieben oder abfielen. Die Effekte hielten über zwölf Monate an.

Auch die Lebensqualität der Angehörigen besserte sich statistisch und klinisch signifikant in allen gemessenen Bereichen: Leistungsvermögen, Genussfähigkeit, positive und negative Stimmung, Kontaktvermögen und Zugehörigkeitsgefühl. Der Nutzen war meist bereits nach drei Monaten messbar, sagte Koller, die Lebensqualität verbesserte sich jedoch über die gesamte Studiendauer weiter.

Zudem war die pflanzliche Therapie wirtschaftlich, betonte der Arzt. Für einen Patienten der Phyto-Gruppe wurden Gesamtkosten von etwa 3000 Euro jährlich fällig, in der anderen Gruppe waren es 3600 Euro. Entlastend wirkten vor allem die Reduktion von Pflegekosten und stationären Aufenthalten. Top

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