Grüezi miteinand und Ciao zäme |
25.10.1999 00:00 Uhr |
Zürcher Geschnetzeltes statt Rheinischem Sauerbraten, Hürlimann statt Kölsch und Fasching statt Karneval: Bei ihrem einsemestrigen Aufenthalt in der Schweiz merkten vier Bonner Pharmaziestudierende, dass die Züricher nicht nur anders essen und feiern.
Mit einem herzlichen "Grüezi miteinand" empfing Professor Dr. Otto Sticher, Dozent für Pharmazeutische Biologie, Anfang April dieses Jahres die vier Bonner an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETHZ). Hier hat man sich schon an Besuch aus dem Rheinland gewöhnt, denn der heiße Austauschdraht zwischen dem pharmazeutischen Institut der Rheinischen Friedrich Wilhelms Universität und der ETHZ besteht seit 10 Jahren. Bisher nutzten jedoch nur Bonner Studenten diese Möglichkeit, ein Sommersemester oder auch ein ganzes Jahr lang an einer fremden Hochschule zu studieren.
"Dem heimatlichen Pharmaziealltag entkommen" bringt Chris Kloske, Student im sechsten Fachsemester, seine Motivation für die Teilnahme an dem Austauschprogramm auf eine einfache Formel. Der strikte Lehrplan an deutschen Hochschulen lasse den Studierenden kaum Freiraum individuellen Interessen nachzugehen, führt er weiter aus. Das ist vor allem für Austauschstudenten an der ETHZ anders. So können sie im Fach Pharmazeutische Chemie zwischen mehreren Themenbereichen wählen, die ausnahmslos Bezug zu modernen Techniken der Wirkstoffentwicklung haben; ein Beispiel: Molecular Modeling.
Skripte aus dem Netz
Für deutsche Pharmaziestudenten ungewohnt und attraktiv zugleich ist auch die großzügige technische Ausstattung der Laboratorien. "Jeweils ein UV-Spektrometer für zehn Studierende, DC-Scanner und HPLC-Geräte stehen hier zur freien Verfügug", schwärmt Werner Klinkhammer aus dem 7. Semesters.
Auch an multimedialen Hilfsmitteln in theoretischen Lehrveranstaltungen lassen es die Dozenten nicht fehlen. So verzichtet Professor Dr. Gerd Folkers in seiner Vorlesung "Organisch Pharmazeutische Chemie IV" fast vollständig auf Tafel und Kreide und projiziert unter anderem Röntgenstrukturen von seinem Laptop auf die Leinwand. Die Vorlesungsunterlagen können die Studierenden dann aus dem Intranet herunterladen. Für die Umsetzung dieser teuren Lehrveranstaltungen kann die ETHZ auf ein großzügiges Budget zurückgreifen, das im Gegensatz zu den kantonal finanzierten Universitäten von der gesamten Eidgenossenschaft getragen wird.
Neben fachlichen Aspekten lernten die Bonner Pharmazeuten auch den hohen Freizeitwert der "Little Big City" Zürich kennen und schätzen. "An heißen Tagen konnten wir direkt aus dem Labor in den Zürisee springen", schildert Christina Weber ihre Erlebnisse.
Das Auslandssemester in der Schweiz endete mit einer botanischen Exkursion zum Voralpsee, dann hieß es nach drei kurzweiligen Monaten schon wieder: "Ciao zäme".
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