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Pharmakokinetik besonders im Alter variabel

20.09.1999  00:00 Uhr

- Pharmazie Govi-Verlag

PHARMACON WESTERLAND

Pharmakokinetik besonders
im Alter variabel

von Ulrich Brunner, Westerland

Im Jahr 2050 werden in den USA rund 830.000 Menschen über 100 Jahre alt sein. Das errechneten zumindest Statistiker anhand aktueller demographischer Zahlen. "Es werden immer mehr, und wir wissen viel zu wenig über die Pharmakokinetik im Alter", sagte Professor Dr. Heyo Kroemer, Pharmakologe an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität in Greifswald.

Fatal, denn es wächst nicht nur der Anteil älterer Menschen, auch der Medikamentenverbrauch nimmt im Alter überproportional zu. "Die Zahl der Tagesdosen wird in den nächsten Jahrzehnten weiter exponentiell steigen", prognostizierte der Referent. Gerade der Apotheker als letztes Glied in der Pharmakotherapie sei dringend gefordert, die Medikation seiner älteren Patienten zu überwachen und bei unerwünschten Neben- und Wechselwirkungen gegebenenfalls einzugreifen.

Besonderes Augenmerk richtete Kroemer auf die veränderte Pharmakokinetik im Alter. Hier wirkten sich marginale Änderungen drastisch auf die Bioverfügbarkeit aus. Der Körperfettanteil steigt vom 20. bis 70. Lebensjahr um 35 Prozent. Lipophile Arzneistoffe können sich im Körper älterer Menschen also in einem wesentlich größeren Kompartiment ausbreiten. Ihre Plasmakonzentration sinkt. Für wasserlösliche Wirkstoffe gilt das Gegenteil: Ein kleineres Kompartiment bedingt höhere Plasmaspiegel. Zudem binden Arzneistoffe im Alter weniger an Albumine als an saure Glykoproteine.

Bei älteren Patienten mit niedrigem Herzzeitvolumen nehme auch die Clearance ab, berichtete Kroemer. Leider werde das bei der Therapie häufig nicht beachtet. Dieser Effekt müsse jedoch besonders bei Arzneistoffen mit mittlerer bis hoher hepatischer Clearance berücksichtigt werden. Zum Beispiel könne die Plasmakonzentration von Felodipin deutlich steigen, weil der Wirkstoff langsamer abtransportiert wird.

Als "extrem variabel" bezeichnete Kroemer die Einflüsse einer eingeschränkten Nierenfunktion. Die Dosierung von Arzneistoffen, die der Körper rein renal ausscheidet, müsste von Patient zu Patient individuell angepasst werden. Viele Mediziner vergäßen dabei häufig das Morphin, warnte der Referent. Die Substanz werde zwar in der Leber verstoffwechselt. Dort bilde sich aber der aktive Metabolit Morphin-6-glucorunid, den der Organismus dann über die Niere ausscheidet.

"Auch die Aktivität des Enzymsystems Cytochrom P450 nimmt nicht generell ab", sagte Kroemer. In der Vergangenheit seien Wissenschaftler davon ausgegangen, dass die Enzymaktivität prinzipiell mit dem Alter sinke. Diese Aussage stimme so aber nicht, man müsse die Zusammenhänge wesentlich differenzierter betrachten. Zum einen lägen im Körper viele verschiedene Typen von P450 vor, zum anderen seien diese in unterschiedlichen Organen lokalisiert. Kroemer: "Die Altersabhängigkeit des Cytochrom-Stoffwechsels ist umstritten. Es gibt bislang keine harten Daten."

Alles in allem seien pharmakokinetische Parameter zwar präzise vorherzusagen, müssten jedoch viel dezidierter betrachtet werden. Auf Grund der zahlreichen Faktoren fielen genaue Vorhersagen ausgesprochen schwer. Top

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