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Nasenspray inaktiviert Viren

06.09.2004  00:00 Uhr
Grippaler Infekt

Nasenspray inaktiviert Viren

von Elke Wolf, Frankfurt am Main

Erkältungsviren schachmatt setzen, bevor sie für die typischen Beschwerden sorgen: Das ist das Wirkprinzip eines neuen Cellulose-haltigen Nasensprays, das seit 1. September die Palette der Erkältungspräparate erweitert.

Einen grippalen Infekt spezifisch zu behandeln, also mit einem Arzneistoff, der sich gegen das auslösende Virus richtet, ist derzeit unmöglich. Die immense Vielfalt der Viren und ihre hohe Adaptationsrate lassen alle Therapiestrategien ins Leere laufen. 30 bis 50 Prozent aller Erkältungskrankheiten werden durch einen der über 100 Rhinovirus-Serotypen hervorgerufen. Daneben zeichnen sich Corona-, Coxsackie- und bestimmte ECHO-Viren für die Beschwerden verantwortlich. Die viralen Übeltäter befallen zuerst den Nasopharynx und vermehren sich dort in den Schleimhautzellen. Der Körper reagiert und seine Immunreaktionen lösen das typische kribbelnde Gefühl im Nasen-Rachen-Raum, Niesen, Rhinorrhö sowie ein allgemeines Krankheitsgefühl aus.

Eine neue Therapieidee steckt hinter Wick Erste Abwehr®, nämlich die der unspezifischen Virusbekämpfung. Ungeachtet dessen, welche Erkältungsviren sich im Nasen-Rachen-Raum niedergelassen haben, sorgt das neue Präparat dafür, dass die Viren ihre Infektiosität völlig oder zumindest teilweise verlieren. Um dies zu erreichen, enthält das Nasenspray ein einprozentiges Hydroxypropylmethylcellulose-Gel (HPMC-Gel) mit einem pH-Wert von 3,5. Als Medizinprodukt wirkt es auf physikalische Weise gegen die extrazellulären Viren, bevor diese weitere Zellen infizieren können. Dieser unspezifische Wirkansatz macht eine Resistenzentwicklung unmöglich.

Inokkulation verhindern

Erzielt wird dieser Effekt mit einer Dreifachwirkung, die Professor Dr. Wolfgang Gstöttner von der HNO-Universitätsklinik Frankfurt am Main auf der Einführungspressekonferenz so zusammenfasste: „Einkapseln, inaktivieren, entfernen.“ Die viskose HPMC-Gelmatrix kapselt die Viren rezeptorunabhängig ein und reduziert sowohl die Aktivität der Viren als auch deren Kontakt mit den Epithelzellen der Schleimhaut im Nasen-Rachen-Raum. „In-vitro-Studien zeigen, dass Penetration und Infektion von Rhinoviren des Typs RV-16 in Standardtestzellen durch Wick Erste Abwehr komplett blockiert werden. Untersuchungen zum mukozilliären Transport und damit zur Verweildauer haben ergeben, dass das HPMC-Gel länger im Nasen-Rachen-Raum verweilt als alle anderen getesteten Formulierungen“, so Gstöttner.

Dem Verkapseln folgt nun die Inaktivierung der Erkältungsviren. Auf Grund der enthaltenen Säuren (Bernstein- und Pyroglutaminsäure) setz das neue Nasenspray den pH-Wert im gesamten Nasen-Rachen-Raum für kurze Zeit auf etwa 4 herab, erklärte Gstöttner. Da die meisten Erkältungsviren säurelabil sind, würden sie dadurch inaktiviert werden und ihre Infektiosität verlieren. In-vitro-Daten zeigten, dass die Inaktivierung innerhalb einer Minute erfolgt. Auch das HPMC-Gel selbst reduziere bereits die Infektiosität von Rhinoviren, wie Untersuchungen bestätigten. „Da der pH-Wert nur für wenige Minuten verändert wird – dafür sorgt die spezielle Pufferung des Präparats –, sind keine Beeinträchtigungen der Mikroflora zu erwarten“, sagte Gstöttner.

Die dritte Wirkkomponente – die Ausschwemmung – erklärt sich dadurch, dass das Mikrogel eine höhere Salzkonzentration als das Nasensekret hat. Diese Hyperosmolarität induziert eine kurzzeitige Rhinorrhö, was gewissermaßen eine natürliche Abwehrreaktion imitiert, die bei einer Erkältung jedoch erst im späteren Krankheitsverlauf einsetzen würde. Diese Stimulation der Nasensekretion dauert nur einige Minuten, reicht aber aus, um das Virus auszuspülen. So werden die extrazellulären, eingekapselten Viren in den Magen gespült und dort von der Magensäure endgültig zerstört. Studien zufolge erzielt das HPMC-Gel eine fast dreimal stärkere nasale Sekretion als gleiche Mengen Kochsalzlösung.

Ausbruch möglichst verhindern

Die Ergebnisse von Untersuchungen an insgesamt knapp 3000 Patienten zeigen, dass der lokale, nicht pharmakologische Behandlungsansatz effektiv ist, sagte Professor Dr. Claus Bachert von der HNO-Universitätsklinik Gent, Belgien. So lag in einer placebokontrollierten Doppelblindstudie mit 414 Patienten der mittlere Schweregrad der Symptomatik unter Verum signifikant niedriger als unter Placebo. Zudem wurden die Patienten deutlich schneller wieder gesund, nämlich fast drei Tage früher (Krankheitsdauer 6,4 Tage versus 8,9 Tage). Eine klinische Untersuchung mit 175 Erkälteten bestätigte dieses Ergebnis.

In einer klinischen Studie mit 64 künstlich infizierten Probanden (Viren wurden gezielt in die Nase gebracht) verhinderte das HPMC-haltige Mikrogel rund ein Viertel der Erkältungen. Bei den übrigen Testpersonen waren die Symptome um rund 40 Prozent geringer ausgeprägt als unter Placebo. In einer weiteren prospektiven Studie entwickelten laut Patientenurteil nur 53 Prozent der Verum-Gruppe das Vollbild einer Erkältung; ohne Behandlung waren es dagegen 80 Prozent. Die mittlere Erkältungsdauer sank mit Nasenspray um 35 Prozent.

Anwendung bei ersten Symptomen

Entscheidend für die Wirksamkeit des neuen Nasensprays ist sein rechtzeitiger Einsatz. Nur wenn Betroffene das Mittel im Frühstadium der Erkältung anwenden, kann es Erkältungsviren an der Schädigung der Schleimhaut hindern. Nur dann haben sich diese noch nicht in die Epithelzellen eingegraben. Hält der Infekt dagegen schon einige Tage an, haben sich die Viren bereits exponentiell vermehrt und das Gewebe geschädigt. Laut Professor Dr. Stefan Zielen von der Klinik für Kinderheilkunde der Universität Frankfurt am Main heißt das konkret: „Beginnt die Nase leicht zu kribbeln, also in den ersten beiden Tagen, kann das Präparat Schlimmeres verhindern. Am dritten Tag hat die Erkältung meist ihren Höhepunkt erreicht, dann ist das Nasensekret nicht mehr wässrig, sondern schon dickflüssig-gelblich. Dann kann Wick Erste Abwehr nicht mehr helfen.“ Top

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