Ein Kombipflaster pro Woche reicht |
03.09.2001 00:00 Uhr |
Seit Montag hat die Produktpalette für Wechseljahrsbeschwerden der Frau Zuwachs. Das erste Sieben-Tage-Kombinationspflaster zur Hormonsubstitutionstherapie ist seitdem auf dem deutschen Markt erhältlich.
Fem7® Combi ist ein sequenziell kombiniertes Matrixpflaster und enthält Estradiol sowie Levonorgestrel. Die Hersteller versprechen sich von dem neuen Präparat eine bessere Compliance, da Patientinnen, denen zuvor nicht die Gebärmutter entfernt wurde, auf die zusätzliche Einnahme eines Gestagens verzichten können.
In einem vierwöchigen Behandlungszyklus werden vier Sieben-Tage-Pflaster eingesetzt: in den ersten beiden Wochen zwei reine Estradiol-Pflaster und in den letzten beiden Wochen zwei Pflaster, die neben Estradiol auch Levonorgestrel enthalten. In den ersten 14 Tagen gelangen täglich 50 mg Estradiol in den systemischen Kreislauf. Das Präparat ist identisch mit Fem7, das seit mehr als fünf Jahren in Deutschland vertrieben wird. In der zweiten Zyklushälfte applizieren die Patientinnen dann ein Transdermales Therapeutisches System (TTS), das pro Tag zusätzlich 10 mg Levonorgestrel abgibt.
Damit brauchen Frauen erstmals nur einmal pro Woche ein Pflaster aufkleben. "Das könnte die Compliance verbessern", prognostizierte Dr. Ralf Altenburger vom Hersteller Merck bei der Einführungspressekonferenz.
Die Vorteile der transdermalen Applikation liegen auf der Hand. Im Gegensatz zur peroralen Therapie wird der hepatische First-pass-Effekt umgangen und es bilden sich relativ gleichmäßige Serumspiegel. Professor Dr. Herbert Kuhl vom Zentrum der Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Universitätsklinik Frankfurt am Main: "Das ist besonders für Levonorgestrel relevant, weil dadurch eine permanente Wirkung am Progesteronrezeptor gewährleistet ist." Dadurch könnten die maximalen Konzentrationen von Levonorgestrel im Serum weitaus niedriger sein als bei der peroralen Therapie. 10 mg sei die bisher niedrigste Gestagendosis in einem TTS, so Kuhl.
Im Gegensatz zu vielen anderen Gestagenkomponenten beeinflusse Levonorgestrel das Lipidprofil nicht negativ. Bei dem neuen Kombinationspflaster handele es sich trotz der Gestagenkomponente um ein estrogendominiertes Präparat. Studien haben ergeben, dass Levonorgestrel die günstige Wirkung der Estrogene auf das arterielle System nicht beeinträchtigt. "Im Hinblick auf das Thromboserisiko ist es sogar günstiger zu bewerten als die Gestagene der so genannten dritten Generation wie Desogestrel und Gestoden", sagte Kuhl.
Das haben klinische Studien zu Tage befördert. Fem7 Combi hat einen günstigen Einfluss auf den Fettstoffwechsel. Innerhalb eines halben Jahres stieg der HDL-Spiegel um knapp 5 Prozent, LDL- sowie Triglycerid-Spiegel sanken um rund 10 Prozent. Der Gesamtcholesterolspiegel fiel um 5 Prozent. Während die Cholesterolspiegel unter Placebo konstant blieben, sackten die Triglyceride in der Placebogruppe um unerklärliche 15 Prozent ab. Kuhl schiebt das auf saisonale Effekte.
In klinischen Studien war das neue Sieben-Tage-Pflaster Monopräparaten plus peroraler Gestagenzufuhr ebenbürtig, was die Besserung typischer klimakterischer Beschwerden betrifft. Die Wirkung war gegenüber Placebo signifikant besser. "Die Symptome besserten sich bereits im ersten Behandlungszyklus, die Effekte hielten während der gesamten einjährigen Beobachtung an", informierte Professor Dr. Thomas von Holst von der Universitäts-Frauenklinik in Heidelberg. Von besonderem Interesse bei den klinischen Untersuchungen waren die Auswirkungen des Kombinationspflasters auf das Endometrium, was Hyperplasie oder maligne Entartung betrifft. Bei 398 Patientinnen fand sich ein Fall einer Endometriumhyperplasie (0,3 Prozent), aber kein Präkarzinom.
Was das Blutungsprofil angeht, kam es bei 80 Prozent der Frauen kurz vor Zyklusende zu leichten Abbruchblutungen. Bei knapp 20 Prozent der Patientinnen fand sich eine Amenorrhoe. Zwischenblutungen gab es in 17 Prozent der Fälle. 90 Prozent der Frauen waren mit dem Blutungsmuster sehr zufrieden oder zufrieden.
Bei 90 Prozent von mehr als 21.000 Anwendungen traten keine oder nur minimale Hautirritationen auf, was wohl daran liegt, dass Fem7 und Fem7 Combi im Vergleich zu den meisten anderen TTS keine Enhancer enthalten. Damit ist die Hautverträglichkeit ebenso gut wie bei 3,5-Tage-Pflastern, obwohl Fem7 Combi doppelt so lange angewendet wird. Wichtig für die dauerhafte Klebefähigkeit des Pflasters ist, dass es bei der Applikation mindestens eine halbe Minute lang fest mit der Hand angedrückt wird, gab Apotheker Altenburger als Tipp für das Beratungsgespräch mit auf den Weg. Die Erwärmung und der Druck der Hand bewirken eine Konformationsänderung des Polymers im Matrixpflaster, die für die Ausbildung der Adhäsion notwendig ist.
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