Sublingual versus subkutan |
31.05.2004 00:00 Uhr |
Die spezifische Immuntherapie (SIT) ist die einzige kausale Therapieoption für Allergiker bei nicht vermeidbaren Allergenen. Mit der SIT können langfristige Therapieeffekte erreicht werden, Neusensibilisierungen verhindert und einem so genannten Etagenwechsel, der Verlagerung der Erkrankung von den oberen in die tieferen Atemwege, vorgebeugt werden. Bei der subkutanen Immuntherapie können jedoch zum Teil schwer wiegende Nebenwirkungen bis hin zu lebensbedrohlichen Schockzuständen auftreten. Mit der sublingualen Immuntherapie (SLIT) scheint es gelungen zu sein, diese Nebenwirkungen zu minimieren. Bislang gab es keine berichteten Fälle von anaphylaktischen Reaktionen. Doch wie schneidet die SLIT im direkten Vergleich zur SIT ab?
Eine randomisierte placebokontrollierte Doppelblindstudie verfolgte zwei Jahre lang den Krankheitsverlauf von 71 erwachsenen Patienten mit Birkenpollen-Rhinokonjunktivitis, wobei das zweite Jahr auf Grund einer geringen saisonalen Pollenbelastung nicht in eine aussagekräftige Auswertung einbezogen werden konnte. Die Patienten wurden in drei Gruppen eingeteilt. Sie erhielten entweder Staloral® (SLIT) oder Phostal® (SIT) oder Placebo und wurden fortlaufend hinsichtlich Symptomatik, Medikamentenverbrauch und Lebensqualität beobachtet.
Erwartungsgemäß belegen die Ergebnisse signifikante Unterschiede beider Verumgruppen hinsichtlich Symptom- und Medikationsscore gegenüber der Placebogruppe. Beim direkten Vergleich zwischen SIT und SLIT zeigte sich für die SIT ein geringfügiger, aber nicht signifikanter Vorteil. Sowohl SIT als auch SLIT erreichten eine signifikante Symptomverbesserung und einen reduzierten Medikamentenverbrauch. Hinsichtlich des Sicherheitsprofils erwies sich dagegen die SLIT als günstiger. Während es hier zu keinen schweren systemischen Reaktionen kam, traten diese bei fünf Patienten in der SIT-Gruppe (max. tolerierte Phostaldosis)und einem Patienten in der Placebogruppe auf. In der SLIT-Gruppe kam es lediglich zu lokalen Reaktionen im Mund- und Rachenraum sowie gastrointestinalen Reaktionen, die aber in der Erhaltungsphase bei den meisten Patienten verschwanden.
Auch wenn auf Grund der geringen Patientenzahlen auch durch diese Studie noch keine endgültige Aussage getroffen werden kann, so geben die Ergebnisse doch Hinweise auf eine vergleichbare Wirksamkeit bei höherer Sicherheit der hoch dosierten SLIT gegenüber der SIT.
Quelle: Khinchi, M. S. et al., Clinical efficiacy of sublingual and subcutaneous birch pollen allergen-specific immunotherapy: a randomized, placebo-controlled, double-blind, double-dummy study. Allergy 59 (2004) 45 - 53
© 2004 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de