Pharmazie

Die Europäische Kommission hat den nicht-nukleosidischen
Reverse-Transkriptase-Hemmer (NNRTH) Nevirapin für den EU-Markt
zugelassen. Die Substanz darf in Kombination mit Nukleosid-Analoga
und/oder Protease-Inhibitoren zur Behandlung HIV-infizierter Erwachsener
eingesetzt werden.
Entwickelt wurde Nevirapin, das als Viramune® in den Handel kommt, von
Boehringer Ingelheim Pharmaceuticals; der Zulassungsantrag war Anfang Juni
vergangenen Jahres eingereicht worden. Es handele sich um den ersten Vertreter der
neuen Substanzklasse der NNRTH, der eine Zulassung in Europa erhält, teilt
Boehringer in einer Pressemeldung mit. Der Wirkmechanismus unterscheide sich von
anderen zugelassenen antiretroviralen Substanzen.
NNRTH binden an die virale Reverse Transkriptase und verhindern so die
Umwandlung von viraler RNS in DNS; es wird so die Vermehrung des HI-Virus
und die Infektion weiterer Zellen unterbunden. Nukleosid-Analoga werden dagegen
direkt in die virale DNA eingebaut und machen sie unwirksam. Protease-Inhibitoren
wirken im letzten Stadium des HIV-Reproduktionszyklus, sie hemmen die virale
Protease und verhindern die Freigabe von neugebildeten HI-Viren aus infizierten
Zellen.
Die der Zulassung zugrunde liegenden klinischen Studien mit Nevirapin zeigen, daß
der neue Wirkstoff bei kombinierter Anwendung mit Proteasehemmern und/oder
Nukleosid-Analoga die Anzahl der Viren im Körper unter die Nachweisgrenze
senken kann und außerdem die Immunlage des Körpers verbessert. Als Vorteil sieht
der Hersteller darüber hinaus das vergleichweise einfache Dosierschema aus
zweimal täglich einer Tablette Nevirapin. Diätetische Maßnahmen seien nicht
erforderlich.
Artikel von der PZ-Redaktion



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