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Bioabbaubare Polymere bilden parenterale Depots

17.02.2003  00:00 Uhr

Bioabbaubare Polymere bilden parenterale Depots

von Holger Neye, Münster

Parenterale Depotarzneiformen auf der Basis von bioabbaubaren Polymeren entwickeln sich zunehmend zu wichtigen Applikationssystemen. Unabhängig von der Compliance des Patienten sichern sie über längere Zeit konstante Wirkstoffspiegel.

Implantate, Mikropartikel und Nanopartikel aus bioabbaubaren Polymeren wurden vornehmlich für die subkutane oder intramuskuläre Applikation entwickelt, erklärte Professor Dr. Thomas Kissel, Marburg, bei einer Veranstaltung der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft in Münster. Mikropartikel beispielsweise sind zwischen 1 bis 100 mm groß und können mit drei verschiedenen Verfahren hergestellt werden. Die über Sprühtrocknung, Phasentrennung oder Wasser-Öl-Wasser-Emulsionsverfahren gewonnenen Partikel geben den Arzneistoff im Idealfall über Tage bis Monate hinweg gleichmäßig frei. Dabei garantieren sie einen konstanten Blutspiegel.

Grundbestandteile der Systeme sind Poly-D,L-Lactide und Poly-Glycolide. Je nach Mischungsverhältnis der Monomeren entstehen Polyester mit einer Verweildauer im Muskel von 2 bis 24 Monaten. Bei der Entwicklung dieser Matrixpolymere griff man besonders auf die Erfahrungen mit bioabbaubarem chirurgischen Nahtmaterial zurück.

Über verschiedene Mechanismen gelangen die Arzneistoffe aus den Depots in den Körper. Einerseits kann der Wirkstoff aus den Polymeren herausgelöst werden, ein Prozess, der mit zunehmender Diffusionsstrecke langsamer abläuft. Andererseits werden die Polymersysteme hydrolytisch abgebaut oder degradiert. Nach einer Übergangszeit nimmt die Erosion zu: Sind die Spaltprodukte klein genug, werden sie abtransportiert oder gelöst. Porendiffusion, Degradation und Erosion sind demnach unterschiedliche Abbaumechanismen, die die Freisetzungskinetik des Arzneistoffs beeinflussen.

Als Beispiele nannte Kissel unter anderen Decapeptyl® Depot und Enantone®, die mit den LH-RH-Agonisten Triptorelin und Leuprorelin als erste Mikropartikel schon in den 70er-Jahren zur Behandlung des Prostatakarzinoms zugelassen wurden. Für die gleiche Indikation ist auch Profact® Depot im Handel; hier wird der Wirkstoff Buserelin aus einem Implantat freigesetzt. Als neues Depotarzneimittel kam kürzlich Risperdal®Consta mit dem atypischen Neuroleptikum Risperidon in den Handel. Die parenterale Applikation alle zwei Wochen stelle die Compliance sicher, betonte der Technologe. Im Vergleich zur peroralen Medikation nahm die Rehospitalisierungsrate um die Hälfte ab.

Ein weiteres Einsatzgebiet für bioabbaubare Polymere sind Therapeutika zur Chemoembolisation bei Leberkrebs. Bei der therapeutischen Embolisation werden gezielt Blutgefäße verschlossen, zum Beispiel durch lokal festsitzende Partikel. Dadurch entsteht eine hohe Wirkstoffkonzentration und starke systemische Nebenwirkungen werden vermindert.

Jahrzehntelange Erfahrung und die Möglichkeit, mit modifizierten Polymeren auch „intelligente“ Biomaterialien zu entwickeln, machen diese Systeme interessant und innovativ, schwärmte der Referent. Die Erwartungen werden nicht nur durch hohe Umsatzzahlen, sondern auch durch steigende Akzeptanz und eine bessere Compliance der Patienten bestätigt. Top

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