Pharmazeutische Zeitung online

Morphin zu längerer Wirkung verhelfen

11.02.2002  00:00 Uhr

Morphin zu längerer Wirkung verhelfen

von Christina Hohmann, Eschborn

Morphin ist eines der am häufigsten gegen starke chronische Schmerzen eingesetzte Arzneimittel. Allerdings verliert die Substanz nach längerem Gebrauch ihre schmerzstillende Wirkung. Amerikanische Wissenschaftler haben nun eventuell einen Weg gefunden, diese Gewöhnung zu verhindern.

Wie andere Opioide entfaltet auch Morphin seine Wirkung über Rezeptoren an der Zelloberfläche. Diese werden normalerweise bald nach dem Kontakt mit dem Liganden durch Endozytose ins Zellinnere aufgenommen, dort recycelt und zurück an die Zelloberfläche transportiert. Im Gegensatz zu den meisten anderen Opioiden löst Morphin keine Endozytose aus, weshalb mit jeder Morphingabe weniger funktionstüchtige Rezeptoren an der Oberfläche übrigbleiben - es kommt zur Gewöhnung und der analgetische Effekt lässt nach.

Ein einfacher Trick könnte dieses Problem beheben, schreiben Wissenschaftler der University of California in San Francisco in der Fachzeitschrift Cell vom 25. Januar. Wenn man Morphin eine geringe Dosis einer Substanz beimischt, die diese Endozytose auslöst und somit den Recyclingprozess ankurbelt, werden die Rezeptoren wieder funktionstüchtig an die Zelloberfläche gebracht und die Gewöhnung somit verlangsamt, schreibt das Team. Wie die Forscher sowohl in Zellkultur als auch an Ratten zeigen konnten, hielt die schmerzlindernde Wirkung von Morphin durch den Zusatz eines anderen "harmlosen Opioids" länger an, ohne dass die Dosis gesteigert werden musste.

Dies belegte auch ein häufig verwendeter Schmerztest an Ratten: Wenn der Schwanz der Tiere für einige Sekunden einem Laserstrahl ausgesetzt wird, versuchen die Tiere ihn durch heftige Bewegungen in Sicherheit zu bringen. Versuchstiere, die Morphin erhielten, zeigten einen geringe Hitzesensitivität. Allerdings trat bei diesen Tieren rasch eine Gewöhnung ein: Bereits nach vier Tagen, begannen sie mit dem Schwanz zu schlagen. Sie spürten also die Hitze trotz Morphingabe. Ratten die zusätzlich zum Analgetikum noch eine geringe Dosis der Substanz DAMGO erhielten, zeigten dagegen sieben Tage lang bis Testende keine Hitzempfindlichkeit.

Um ihre Hypothese zu belegen, dass die induzierte Endozytose die Gewöhnung hinauszögert, untersuchten die Forscher die Rezeptoren auf Rückenmarkszellen der Versuchstiere. Bei Ratten, die nur Morphin erhalten hatten, fanden die Forscher Opioidrezeptoren hauptsächlich an der Zelloberfläche. Aber bei den Tieren, die zusätzlich DAMGO erhalten hatten, konnten die Wissenschaftler Rezeptoren in der gesamten Zelle nachweisen, was die Endocytose belegt.

"Es mag noch andere Opioide geben, die in Verbindung mit Morphin die Toleranzentwicklung verhindern könnten", vermutet die Studienleiterin Professor Dr. Jennifer Whistler in einer Pressemeldung der Universität. "Viele dieser Substanzen eignen sich aber nicht, weil bei hohen Dosen Nebenwirkungen auftreten." Aber in niedriger Dosierung könnten sie die analgetische Wirkung von Morphin verlängern, hofft die Wissenschaftlerin. Top

© 2002 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa