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Lange Halbwertszeit sichert die Compliance

12.02.2001  00:00 Uhr

AZITHROMYCIN

Lange Halbwertszeit sichert die Compliance

von Ulrike Wagner, Wien

Ein Wechsel zwischen den verschiedenen Antibiotika-Gruppen ist wichtig, um Resistenzen zu vermeiden, erklärte Professor Dr. Dieter Adam vom Dr. von Haunerschen Kinderspital der Universität München. In Deutschland hielten sich die meisten niedergelassenen Ärzte offensichtlich an dieses Prinzip. Daher treten im weltweiten Vergleich Resistenzen noch relativ selten auf, berichtete der Mediziner während eines Symposiums der Firma Pfizer.

Sollte die Positivliste demnächst bei bestimmten Erkrankungen ein einziges Antibiotikum vorsehen, könnte sich dies dramatisch ändern. Adam verwies auf die Situation in Finnland Anfang der neunziger Jahre. Dort durften Ärzte bei einer Tonsillitis ausschließlich Erythromycin verschreiben. Die Folge: 1992 waren 40 Prozent der b-hämolysierenden Streptokokken der Gruppe A (GABHS) resistent gegenüber dem Antibiotikum, berichtete Adam.

Bei Kindern spielen diese Streptokokken vor allem als Erreger von Angina und Scharlach ein Rolle. Standardtherapie ist hier immer noch die Behandlung mit Penicillin G, sagte Professor Dr. Dietrich Hofmann vom Zentrum für Kinder- und Jugendheilkunde der Universität Frankfurt. Allerdings seien nach Ende der zehntägigen Therapie bei bis zu 25 Prozent der Patienten noch Streptokokken nachweisbar, obwohl bislang keine resistenten GABHS isoliert wurden. Wahrscheinlich sind diese Therapieversager auf eine mangelnde Patientencompliance zurückzuführen, vermutete Hofmann. Eine zehntägige Therapie, bei der das Präparat mehrmals täglich eingenommen werden muss, überfordere viele Mütter von Kleinkindern. Hofmann empfahl daher Azithromycin (Zithromax®), das wegen der langen Halbwertszeit nur drei Tage lang gegeben werden muss. Prinzipiell Infektionen mit b-hämolysierenden Streptokokken der Gruppe A mit Azithromycin zu behandeln, wäre jedoch falsch, schränkte Hofmann ein. Er empfahl das Antibiotikum nur bei Patienten mit schlechter Compliance.

Neben der langen Halbwertszeit hat Azithromycin weitere Vorteile, auch im Vergleich zu anderen Makroliden. Im Gegensatz zu Clarithromycin scheint Azithromycin die Cytochrom-P450-abhängigen Monooxygenasen nicht zu beeinflussen. Dementsprechend sind bis heute keine Wechselwirkungen des Antibiotikums mit anderen Wirkstoffen bekannt, die über dieses System verstoffwechselt werden.

Eine Mittelohrentzündung sollte immer dann mit Antibiotika behandelt werden, wenn das Trommelfell vorgewölbt ist und sich ein Erguss dahinter ausmachen lässt. Bei 90 Prozent dieser Patienten liegt eine bakterielle Infektion vor, sagte Hofmann. Die häufigsten Erreger sind Pneumokokken, Haemophilus influenzae und Moraxella cararrhalis. Eine große Zahl von Studien habe belegt, dass bei der Otitis media Azithromycin eines der wirksamsten Antibiotika ist, sagte Hofmann.

Atemwegsinfektionen

Fehler bei der Medikation würden die Ärzte oft bei der Behandlung der akuten Bronchitis im Kindesalter machen. Dabei handelt es sich meist um eine Virusinfektion, und Antibiotika sind daher nicht indiziert. Erst wenn eine fieberhafte Bronchitis länger als vier Tage andauert oder Fieber erst am vierten oder fünften Tag der Erkrankung auftritt, seien Antibiotika sinnvoll. Auch bei einer komplizierten oder chronischen Bronchitis sollten Antibiotika eingesetzt werden, genauso wie bei einer obstruktiven Bronchitis, wenn die Atemnot länger als 24 Stunden anhält, obwohl die Patienten bronchodilatierende Medikamente einnehmen.

"Pneumonien sind nicht selten", sagte Hofmann. Für Deutschland gäbe es bislang keine Zahlen, aber in Amerika erkrankten 40 von 1000 Kindern im Alter unter sechs Jahren an einer Pneumonie. Die Diagnose ist einfach: Wenn die Atemfrequenz hoch ist, liegt wahrscheinlich eine Pneumonie vor. "Nur wegen Fieber steigt die Atemfrequenz nicht", sagte Hofmann. Bei mehr als einem Drittel der Patienten handelt es sich um eine Viruspneumonie. Trotzdem sind bei einer Pneumonie im Kindesalter immer Antibiotika indiziert. Denn: "Beim Kind ist es meist nicht möglich, virale und bakterielle Ätiologie voneinander abzugrenzen", sagte Hofmann. Bei Kleinkindern lösen meist Pneumokokken, Haemophilus influenzae und Staphylokokken die Erkrankung aus. Bei Schulkindern stehen Mycoplasmen und Chlamydien an erster Stelle. Diese Kinder sollten bevorzugt mit einem Makrolid behandelt werden, sagte Hofmann. Denn gerade Mycoplasmen schädigten die Lunge über lange Zeit. So habe eine im letzten Jahr veröffentlichte Studie ergeben, dass bei einigen dieser Kinder noch nach sechs Monaten die Diffusionskapazität eingeschränkt ist, vor allem, wenn mit der Antibiotikatherapie relativ spät begonnen wurde. Top

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