Identitätsprüfung von Ciclosporin |
21.01.2002 00:00 Uhr |
Ciclosporine sind eine Gruppe biologisch aktiver Stoffwechselprodukte von Beauveria nivea (Tolypocladium inflatum Gams) und anderer Fungi imperfecti. Hauptkomponenten sind die cyclischen Oligopeptide Ciclosporin A und C, von denen Ciclosporin A therapeutisch als Immunsuppressivum eingesetzt wird (1, 2). Diese Substanz ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur. 1997) in der Monographie "Ciclosporin" beschrieben.
Das Immunsuppressivum wird bevorzugt bei Herz-, Lungen- oder Nierentransplantationen verwendet und darüber hinaus bei einer Reihe von Autoimmunerkrankungen eingesetzt (1). Mit dem Ziel einer lokalen Wirkung und zur Vermeidung unerwünschter Effekte nach systemischer Anwendung wird Ciclosporin auch topisch, zum Beispiel in Form rezepturmäßig hergestellter Augentropfen, appliziert.
Ciclosporin ist ein sehr lipophiles, in Wasser praktisch unlösliches, dagegen in organischen Lösemitteln und in fetten Ölen lösliches Peptid. Bei der Formulierung topisch anzuwendender Darreichungsformen hat sich gezeigt, dass ölige Ciclosporin-Augentropfen vom Patienten besser toleriert werden als wässrige Dispersionen. Als Grundlagen sind verschiedene fette Öle natürlichen Ursprungs und die halbsynthetisch gewonnenen Mittelkettigen Triglyceride gebräuchlich. Eine ausführliche Herstellungsvorschrift für "Ölige Ciclosporin-Augentropfen 2 Prozent" ist im Neuen-Rezeptur-Formularium (NRF) enthalten (3).
Zahlreiche Anfragen aus Apotheken zeigen, dass sich vor Anfertigung der Augentropfen regelmäßig das Problem der ordnungsgemäßen Prüfung auf Identität des Arzneistoffes stellt. In dieser Frage hilft die Arzneibuch-Monographie leider nicht weiter, denn hier werden die Infrarot-Spektroskopie und die Hochdruckflüssigkeitschromatographie zum Identitätsnachweis herangezogen. Da diese instrumentellen Analysenverfahren im normal ausgestatteten Apothekenlaboratorium nicht durchführbar sind, wird nachstehend eine apothekengerechte Alternativmethode vorgeschlagen. Die Nachweise beruhen auf der Monographie "Cyclosporine Injection" der United States Pharmacopeia (USP 25) (4) und eigenen Untersuchungen.
Ciclosporin gilt als giftige Substanz, die beim Umgang im Apothekenlaboratorium und in der Rezeptur neben den üblichen Vorsichtsmaßnahmen besondere Vorkehrungen hinsichtlich des Arbeitsschutzes erfordert. Das Tragen einer Schutzbrille, einer Staubmaske und von Handschuhen ist empfehlenswert.
Methode A Die Prüfung erfolgt mit Hilfe der Dünnschichtchromatographie (2.2.27).
Untersuchungslösung: 5 mg Substanz werden in 2 ml
Methanol R gelöst.
Referenzlösung: 5 mg Substanz, dessen Identität bekannt
ist, werden in 2 ml Methanol R gelöst.
Untersuchungsbedingungen
Stationäre Phase: DC-Platte mit Kieselgel F254 R.
Auftragevolumen: Je 10 µl, getrennt aufgetragen.
Fließmittel: Eine Mischung von 60 Volumteilen Ethylacetat
R, 40 Volumteilen Ethylmethylketon R, 2 Volumteilen Wasser R und
einem Volumteil wasserfreier Ameisensäure R.
Laufstrecke: 10 cm.
Detektion und Auswertung
Die Platte wird an der Luft getrocknet und im UV 254
ausgewertet. Anschließend wird sie mit verdünntem Dragendorffs
Reagenz R besprüht, sofort mit Wasserstoffperoxid-Lösung 3
Prozent R nachbesprüht und im Tageslicht ausgewertet.
In den Chromatogrammen der Untersuchungslösung und der Referenzlösung tritt im UV 254 und im Tageslicht jeweils ein Fleck mit dem gleichen Rf-Wert und der gleichen Intensität auf.
Kommentar
Ciclosporin erscheint bei einem Rf-Wert von etwa 0,45 im UV 254
als dunkler Fleck und nach der farbgebenden Detektion im
Tageslicht als gelber Fleck. Als Vergleichssubstanz kann entweder
eine sämtlichen Anforderungen des Arzneibuches entsprechende
Substanz mit anderer Chargenbezeichnung oder eine zertifizierte
Referenzsubstanz verwendet werden.
Methode B Die Lösung von 10 mg Substanz in 2 ml Methanol R wird nach Zusatz von 3 ml verdünnter Natriumhydroxid-Lösung R, 1 ml Wasser R und 1 ml Ninhydrin-Lösung R1 10 Minuten lang im Wasserbad erhitzt. Es entsteht eine violette Färbung.
Kommentar
Ninhydrin ist ein häufig angewendetes Reagenz zum Nachweis von
Aminosäuren, seltener auch von Peptiden, mit denen es meist blaue
Farbstoffe bildet.
Andere Identitätsprüfungen: In der Literatur werden für Ciclosporin Schmelztemperaturen zwischen 148 und 151 °C genannt (5). Bei der Nachprüfung dieser Angaben hat sich herausgestellt, dass die Substanz sehr unscharf über einen weiten Temperaturbereich schmilzt. Zum Nachweis der Identität erscheint diese Eigenschaft wenig geeignet.
Literatur
Anschrift des Verfassers:
Dr. Karsten Albert
Deutscher Arzneimittel-Codex
Carl-Mannich-Straße 20
65760 Eschborn
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