Pharmazeutische Zeitung online

Mehr Flexibilität in der Diabetestherapie

03.01.2005  00:00 Uhr
Insulinglulisin

Mehr Flexibilität in der Diabetestherapie

von Kerstin A. Gräfe, Frankfurt am Main

Das neue Insulinglulisin (Apidra®) ist ein kurz wirksames Insulinanalogon. Da es vor oder nach dem Essen gespritzt werden kann, ermöglicht es dem Diabetiker eine flexiblere Lebensgestaltung. Zudem flutet das Hormon nach subkutaner Gabe auch bei stark übergewichtigen Diabetikern rasch an.

„Konventionelles kurzwirkendes Normalinsulin wirkt nach subkutaner Gabe in der Regel unphysiologisch langsam, zu lange und erreicht keine ausreichend hohen Wirkspiegel,“ sagte Privatdozent Dr. Andreas Hamann von der Diabetes-Klinik Bad Nauheim auf einer von Sanofi Aventis unterstützten Pressekonferenz. Im Vergleich dazu wiesen kurzwirksame Insulinanaloga nach subkutaner Injektion einen raschen Wirkeintritt, einen hohen Konzentrations-Peak und eine signifikant kürzere Wirkdauer auf.

Insulinglulisin zählt wie Insulin Lispro und Insulin Aspart zu den kurz wirksamen Analoga. Im Vergleich zu Normalinsulin verfügt es über einen schnelleren Wirkeintritt und eine kürzere Wirkdauer. Erreicht wird dieses Wirkstoffprofil durch den Aminosäuren-Austausch in der B-Kette von Asparagin in Position 3 gegen Lysin und von Lysin in Position 29 gegen Glutaminsäure. „Dadurch wird die Monomerfunktion und somit die Resorption aus dem subkutanen Fettgewebe begünstigt“, sagte Hamann. Normalinsulin liege als Hexamer vor, Insulin könne aber aus dem subkutanen Fettgewebe nur als Mono- oder Dimer aufgenommen werden kann, erinnerte der Mediziner.

Ein Vorteil des neuen Präparates sei es, dass es nach dem Essen mit annähernd gleichem Effekt wie vor dem Essen gespritzt werden kann. "Damit wird es möglich, die Dosis an die Mahlzeit anzupassen und nicht umgekehrt", betonte Hamann. Dies sei vor allem für übergewichtige Typ-2-Diabetiker wichtig. Sie könnten so ihr Programm zur Gewichtsreduktion besser einhalten. Zudem konnte sogar eine leichte Reduktion des Körpergewichts bei postprandialer Injektion im Gegensatz zu präprandialer Gabe und Normalinsulin nachgewiesen werden.

In Studien mit Typ-1- und Typ-2-Diabetikern war das neue Insulin-Analogon effektiver als Normalinsulin. „Dadurch konnten im Vergleich zu Normalinsulin oder auch zu Insulin Lispro 5 bis 10 Prozent Insulin eingespart werden“, sagte Hamann. Man vermute hier verstärkte Effekte von Insulinglulisin in der Leber. Verglichen mit Insulin Lispro wiesen die klinischen Daten zu Insulinglulisin, jeweils kombiniert mit dem Basalinsulin Insulin glargin (Lantus®), bei der Senkung des HbA1c-Wertes eine äquivalente Wirksamkeit aus.

Auch für die Verabreichung von Insulinglulisin mittels einer Pumpe liegen laut Hamann überzeugenden klinische Daten vor. In einer kontrollierten Studie erwies sich Insulinglulisin im Vergleich zu Insulin Aspart in punkto Therapiesicherheit als mindestens ebenbürtig. Unter Insulinglulisin traten zudem tendenziell weniger Hyperglykämien auf, allerdings seien hier noch größere Studien nötig.

Gut wirksam bei adipösen Diabetikern

„Je größer der Body-Mass-Index (BMI), desto langsamer die Resorption – das ist das Dilemma des stark übergewichtigen Diabetikers“, sagte Professor Dr. Thomas Haak vom Diabetes-Zentrum Bad Mergentheim. Hier scheine jedoch Insulinglulisin eine Überlegenheit zu zeigen. So konnte in der doppelblinden und im Cross-Over-Design durchgeführten CLAMP-Studie mit adipösen Nicht-Diabetikern gezeigt werden, dass sein Wirkmaximum unabhängig vom BMI und der Dicke der Unterhautfettschicht ist. Hingegen wurde für Humaninsulin und Insulin Lispro die erwartete Verlangsamung der Wirkung mit zunehmendem BMI statistisch signifikant nachgewiesen. Insulinglulisin flutet bei Adipösen schneller an als Insulin Lispro, während bei Normalgewichtigen keine Unterschiede in der Kinetik zwischen den beiden Insulinen beobachtet werden konnten. Als Ursache vermute man die besondere pharmazeutische Formulierung von Insulinglulisin, berichtete Haak. Als erstes schnellwirksames Insulinpräparat sei es frei von Zink, da dieses weder im Herstellungsprozess noch zur Stabilisierung hinzugesetzt werden müsse.

Den Vorteil von Insulinglulisin beim stark übergewichtigen Diabetiker bestätigte eine weitere Studie. Bei 876 adipösen Typ-2-Diabetikern war nach 26 Wochen der HbA1c-Wert stärker gesunken als mit Humaninsulin, und zwar um 0,46 Prozent im Vergleich zu 0,3 Prozent. Top

© 2005 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa