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Polypharmazie mit Amitryptilin

21.10.2002  00:00 Uhr

DPhG-Jahrestagung

Polypharmazie mit Amitryptilin

Wer das trizyklische Antidepressivum Amitryptilin einsetzt, betreibt Polypharmazie mit einem Molekül. Besser verträglich sind die neueren, spezifisch ansetzenden Wirkstoffe.

Amitryptilin greift an vielen Rezeptoren an und löst dadurch eine Reihe von Nebenwirkungen aus, erklärte Privatdozentin Dr. Anne Eckert vom Biozentrum der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt. Sie leitete das Vorsymposium der DPhG-Fachgruppe Pharmakologie bei der Jahrestagung der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft in Berlin.

Je nach ihrem Rezeptorprofil haben moderne Wirkstoffe ein verändertes Nebenwirkungsprofil. Auch Wechselwirkungen an Cytochrom-P450-Enzymen können zu erhöhten Arzneistoffspiegeln und damit unerwünschten Effekten führen. Daher sind die »älteren selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) ebenso out wie die Trizyklika«, stellte Professor Dr. Dr. Ekkehard Haen, Klinischer Pharmakologe am Bezirksklinik Regensburg, fest. Dies hat sich auch bei Fachärzten noch nicht überall herumgesprochen, wie AGATE-Daten belegen. Das Kürzel steht für »Arbeitsgruppe Arzneimitteltherapie bei psychiatrischen Erkrankungen«. In diesem Kreis kooperieren 24 psychiatrische Kliniken, die Daten zur Arzneitherapie sammeln, erklärte Haen. Etwa ein Drittel aller Verordnungen in diesen Häusern betreffen Antidepressiva.

Lautete die Hauptdiagnose Depression, so wurde 1998 am häufigsten Lorazepam verordnet, gefolgt von Amitryptilin, Citalopram und Lithium. Zwei Jahre später lag der Oldie noch auf Platz 4 hinter Lorazepam, Mirtazapin und Citalopram. Das letztgenannte Antidepressivum liegt an der Spitze, wenn man alle in den Krankenhäusern gestellten Diagnosen im Jahr 2000 berücksichtigt. Immerhin zwei Drittel aller psychiatrischen Patienten bekommen laut AGATE moderne Antidepressiva, berichtete Haen.

Bei den gemeldeten Nebenwirkungen ist Amitryptilin Spitzenreiter. Vor allem auf Grund von Delirien, erhöhten Leberenzymwerten, Subileus und Ileus, kardialen Arrhythmien, allergischen Hautreaktionen, Harnverhalt und orthostatischen Störungen muss die Therapie häufig abgebrochen werden.

Warum wählen Ärzte moderne Antidepressiva? Fast 90 Prozent der Patienten erhielten Nefazodon, weil die Vormedikation versagte. Doch egal ob der dual serotoninerg wirksame Antagonist als Mittel erster Wahl oder als Folgeprodukt verordnet wurde: Etwa zwei Drittel der Patienten sprechen darauf an. Bei Venlafaxin, ein Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer, liegt die klinische Ansprechrate ebenfalls bei 60 bis 70 Prozent.

Eine Depression beruht pathophysiologisch vermutlich auf unterschiedlichen Mechanismen, folgerte Haen; die Krankheit ist daher nicht mit einem Wirkstoff, sondern nur individuell zu behandeln.

 

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