Ibandronsäure schützt vor Knochenabbau |
17.11.2003 00:00 Uhr |
Die Europäische Kommission EMEA hat die Zulassungserweiterung für die orale und intravenöse Anwendung von Ibandronsäure (Bondronat®) zur Prävention von skelettbezogenen Komplikationen bei Patientinnen mit Brustkrebs und Knochenmetastasen erteilt.
Brustkrebs steht mit jährlich 48.000 Neuerkrankungen deutschlandweit an der Spitze der häufigsten Krebsarten bei Frauen. Das Fatale: Das Mammakarzinom metastasiert bevorzugt in das Skelettsystem, wobei die Tumorzellen die Osteoklasten verstärkt stimulieren und somit den Knochenabbau beschleunigen. Starke Schmerzen und Knochenbrüche sind die Folge.
Ibandronsäure ist ein Aminobisphosphonat der dritten Generation, das bislang zur Behandlung der tumorinduzierten Hypercalcämie zugelassen war. Basis der Zulassungserweiterung bildeten drei Phase-III-Studien, die auch die hohe klinische Wirksamkeit der Substanz in der Prävention skelettbezogener Ereignisse (pathologische Frakturen sowie Knochenkomplikationen, die eine Radiotherapie oder chirurgischen Einsatz notwendig machen) belegten. Dabei reduzierte Ibandronat – peroral und intravenös – die Frakturrate, die Knochenschmerzen und den Analgetikaverbrauch. Auch die Lebensqualität konnte deutlich verbessert werden.
An einer multizentrischen Phase-III-Studie zur Langzeitwirkung der intravenösen Gabe von Ibandronat nahmen 446 Patientinnen mit Knochenmetastasen auf Grund eines Mammakarzinoms teil. Sie erhielten zwei Jahre randomisiert entweder 2 mg Ibandronat als Injektion, 6 mg Ibandronat als Infusion über eine Stunde oder Placebo-Injektionen beziehungsweise -Infusionen. Die Therapie wurde monatlich wiederholt. Primärer Wirksamkeitsparameter war die „Anzahl der 12-Wochen-Zeiträume mit neuen Knochenkomplikationen (SMPR)“. Knochenschmerzen, Analgetikaverbrauch und Sicherheit der Therapie wurden ebenfalls evaluiert.
In der 6-mg-Gruppe war die SMPR mit 1,19 gegenüber 1,48 signifikant niedriger als in der Placebogruppe. Insbesondere die Zahl der vertebralen Frakturen ging signifikant zurück (0,71 versus 0,82). Gleichzeitig war die Zeit bis zum ersten Auftreten des ersten Ereignisses signifikant länger (50,6 gegenüber 33,1 Wochen). Die Knochenschmerzen konnten unter 6 mg Ibandronat signifikant gesenkt werden und lagen nach zwei Jahren immer noch unter dem zu Studienbeginn gemessenen Ausgangswert, wohingegen sie unter Placebo weiter angestiegen waren. Laut den Autoren der Studie ist Ibandronat damit das einzige Bisphosphonat, von dem eine bis Studienende anhaltende Schmerzreduktion gezeigt werden konnte. Der Analgetikaverbrauch war in der Verum-Gruppe niedriger als in der Placebogruppe, was ein Beleg dafür sei, dass die Schmerzreduktion nicht eine Folge des Analgetikaeffekts ist.
Die Inzidenz von Nebenwirkungen unter 6 mg Ibandronat und Placebo war etwa gleich. Dabei brachen 17 Prozent der Verum-Patienten und 27 Prozent der Placebo-Gruppe die Studie auf Grund von Nebenwirkungen vorzeitig ab. Häufigster Grund waren Nebenwirkungen, die mit dem Fortschreiten der Krebserkrankung einher gingen. Ernste renale Nebenwirkungen wurden nicht beobachtet. Eine Diarrhö trat in der Ibandronat-Gruppe mit 5,3 Prozent gegenüber 0,6 Prozent unter Placebo häufiger auf. Allerdings bindet die intravenöse Gabe die Patienten an die Klinik, was die Betroffenen teilweise als Nachteil empfinden.
Peroral ist intravenös ebenbürtig
Zu Ibandronat peroral liegen Daten aus zwei randomisierten Doppelblindstudien mit insgesamt 845 Patientinnen vor, die über 96 Wochen entweder 20 mg, 50 mg Ibandronat oder Placebo erhielten. Eine Analyse der gepoolten Daten ergab, dass die tägliche Einnahme von 50 mg Ibandronat der klinischen Wirksamkeit von einmal pro Monat 6 mg intravenös entspricht.
Das Verträglichkeitsprofil von beiden peroralen Dosierungen war mit dem von Placebo vergleichbar. Insgesamt brachen 27 Prozent der 50-mg-Gruppe und 33 Prozent der Placebogruppe die Studie vorzeitig ab. Auch hier war der Hauptgrund das Fortschreiten der Erkrankung. Eine Störung der Nierenfunktion trat in der Verum- ebenso häufig wie in der Placebogruppe auf. Sechs Patientinnen bekamen unter Ibandronat 50 mg eine Ösophagitis verglichen mit 2 Patientinnen unter Placebo.
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