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Kurzzeitprophylaxe mit Hormonen versuchen

12.11.2001  00:00 Uhr
MENSTRUELLE MIGRÄNE

Kurzzeitprophylaxe mit Hormonen versuchen

PZ  Neben Schmerzen und Blutungsstörungen werden manche Frauen kurz vor und während der Menstruation von einem weiteren Übel geplagt: Migräneattacken. Ursachen und Pathogenese sind kaum erforscht. Hormonschwankungen gelten als mögliche Auslöser der menstruellen Migräne. Eine spezifische Therapie gibt es jedoch nicht.

Je nach Definition sind die Beschwerden bei 7 bis 14 Prozent aller Migräne-Patientinnen tatsächlich an den Zyklus gebunden. Einige Frauen haben auch zur Zeit des Eisprungs Kopfschmerzen. Als wesentlicher Trigger gilt ein steiler Abfall des Estradiol-Spiegels, erläuterte Professor Dr. Hans-Peter Zahradnik, kommissarischer Leiter der Universitätsfrauenklinik Freiburg, bei einem Pressegespräch von MSD in Grünwald bei München. Für diesen Zusammenhang spricht auch, dass Migräneanfälle in der Menopause wieder auftreten können, wenn die Frau Hormone substituiert. Typischerweise kommt das Übel zum Zeitpunkt der Abbruchblutung, wenn Estrogen- und Gestagenspiegel rasch abfallen.

Als vermittelnde Mechanismen für die Entstehung einer menstruellen Migräne seien zudem ein Abfall von Aldosteron, Anstieg der Plasma-Katecholamine oder die plötzliche Freisetzung von 5-Hydroxytryptamin denkbar. Auch Prostaglandine und Leukotriene sowie Prostacyclin könnten eine Rolle spielen, meinte der Gynäkologe.

Ohne Pille besser?

Ob das Absetzen der Pille den Frauen hilft, ist im Einzelfall nicht vorherzusehen. Bei vielen beeinflussen die peroralen Kontrazeptiva die menstruelle Migräne nicht. Die Frauenärztin Dr. Astrid Eikermann von der Universitätsklinik Essen hat grundsätzlich keine Bedenken gegen die Verordnung einer Pille bei Frauen mit Migräne. Patientinnen mit Aura, die mehr als zwei Risikofaktoren wie Diabetes mellitus oder Hypertonie haben, sollten jedoch nicht hormonell verhüten.

Bei der zyklusgebundenen Migräne kann eine Prophylaxe mit zweimal 500 mg Naproxen vier Tage vor bis drei Tage nach der Periode versucht werden, rät die Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft in ihren aktuellen Leitlinien. Als Alternative nennt die DMKG Estrogenpflaster (100 µg) in der Phase des Hormonabfalls. Auch die Applikation als Gel ist möglich.

 

Unter einer menstruellen Migräne versteht man Migräneattacken, die ausschließlich oder fast ausschließlich in engem zeitlichen Zusammenhang mit der Monatsblutung auftreten. Diese Attacken sind häufig länger als normale Migräneattacken.

Quelle: Definition aus den Leitlinien der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft

 

Monophasische Ovulationshemmer oder Gestagen-haltige Minipillen können nach Zahradniks Erfahrung bei der mittzyklischen Migräne hilfreich sein. Frauen, die vor allem in der pillenfreien Zeit leiden, können über drei Monate die Pille ohne Unterbrechung einnehmen. Auch die alleinige Gestagenzufuhr als Minipille oder Implantat ist einen Versuch wert. Einigen Frauen hilft die Zufuhr natürlicher Estrogene mit Beginn der Blutung über fünf Tage, sagte der Arzt.

Keine spezifische Therapie

Für die Therapie der menstruellen Migräne gelten die allgemeinen Empfehlungen der DMKG: bei leichten Attacken Schmerzmittel wie ASS, Paracetamol, Ibuprofen oder Naproxen, bei mittelschweren bis schweren Attacken vor allem Triptane. Wenn die Einnahme einer Tablette nicht möglich oder gewünscht ist, stehen Rizatriptan und Zolmitriptan als Schmelztabletten zur Verfügung. Sumatriptan kann auch intranasal, subkutan oder rektal gegeben werden.

 

Literatur

  1. Therapie der Migräneattacke und Migräneprophylaxe. Empfehlungen der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft. Nervenheilkunde 6 (2000). Im Netz unter www.dmkg.de
  2. Eikermann, A., Bei menstrueller Migräne ist eine Kurzzeitprophylaxe sinnvoll. Forschung und Praxis 20, Nr. 330 (2001) 14-15.

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