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Explosives Gemisch in braunen Flaschen

29.10.2001  00:00 Uhr
WASSERSTOFFPEROXID

Explosives Gemisch in braunen Flaschen

von Syed Laik Ali, Eschborn

Immer wieder berichten Apotheken von heftigen Explosionen mit erheblichen Schäden, die von Wasserstoffperoxid-Lösungen in Braunglasflaschen hervorgerufen wurden. Der letzte Bericht datiert aus der 39. Kalenderwoche. Diesmal traf es eine Offizin in Norddeutschland.

Das ZL und die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker haben bereits 1998 auf das Gefahrenpotenzial aufmerksam gemacht. Die Explosionen werden durch einen Überdruck von Sauerstoff verursacht, der durch Zersetzung von Wasserstoffperoxid entsteht. Die Zersetzung wird beschleunigt, wenn verdünnte Wasserstoffperoxid-Lösungen - zum Beispiel 3-prozentig - nicht zusätzlich mit Phosphaten oder Phosphorsäuren stabilisiert sind, Spuren von Schwermetallen oder organische Stoffe aus Leitungswasser oder gereinigtem Wasser enthalten und nicht kühl und vor Licht geschützt gelagert werden. Die Explosionsgefahr erhöht sich, wenn die Braunglasflaschen Risse haben, oder nicht schwere und druckstabile Glasflaschen verwendet werden und die Stopfen sehr fest auf den Glasflaschen sitzen. Meist fehlt eine Schutzkappe zum Ausgleich des Überdrucks.
Heute werden vorwiegend Leichtglasflaschen verwendet, um Gewicht und Material zu sparen. Diese werden durch eine spezielle Oberflächenvergütung besonders resistent gemacht. Bei der Reinigung in Spülmaschinen und durch intensiven Gebrauch der Gläser leidet jedoch diese Vergütung. Kratzer an der Glasoberfläche erhöhen das Bruchrisiko.

30-prozentige Wasserstoffperoxid-Lösungen werden bereits vom Hersteller meist durch Zusatz von Natriumpyrophosphat stabilisiert. Eine solche Stablisierung soll gemäß Beschriftungshinweis zur Arzneibuchmonographie von H2O2 im Europäischen Arzneibuch von 1997 angegeben werden. Die frühere DAB-10-Monographie enthielt folgenden Hinweis: "Falls aus konzentrierter Wasserstoffperoxid-Lösung verdünnte Lösungen herzustellen sind, muss die verdünnte Lösung durch Zusatz von Phosphorsäure auf die Acidität der Wasserstoffperoxid-Lösung 3 Prozent eingestellt werden." Dieser Hinweis entfiel in der europäischen Monographie, ist aber indirekt in der Prüfung auf Reinheit "sauer reagierende Verunreinigungen" doch vorhanden.

Um heftige Explosionen nach Abgabe von verdünnten Wasserstoffperoxid-Lösungen zu vermeiden, empfehlen wir den Apotheken unbedingt folgendes Vorgehen:

  • Nur frisch destilliertes Wasser für die Verdünnung von konzentrierten Lösungen verwenden. Gereinigtes Wasser könnte Spuren organischer Stoffe enthalten.
  • Die verdünnten Lösungen durch Zusatz von 10-prozentiger Phosphorsäure stabilisieren.
  • Die verdünnten Lösungen in Braunglasflaschen mit Schraubkappe und Überdrucksicherung abfüllen. Die Gefäße sind im Fachhandel erhältlich und Bezugsquellen im NRF aufgeführt.
  • Sicherheitshalber sollten einmal verwendete Braunglasflaschen nicht wieder gebraucht werden.
  • Die Lösungen sollten höchstens bei 15° C gelagert werden.

Ferner sollten die Apotheken auf jeden Fall die bereits 1998 erschienene und sehr ausführliche NRF-Monographie "Wasserstoffperoxid 3%" (11.103) zu Rate ziehen.

 

Anschrift des Verfassers:
Dr. Syed Laik Ali
Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker
Carl-Mannich-Straße 20
65760 Eschborn
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