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Therapie invasiver Mykosen in Not

13.09.2004  00:00 Uhr

Therapie invasiver Mykosen in Not

von Christiane Berg, Hamburg

In der medikamentösen Therapie systemischer Pilzinfektionen droht ein „Rückfall in die Amphotericin-Ära“. Dies befürchten jedenfalls Experten angesichts der gravierenden Finanznot der Krankenhäuser nach Einführung der DRGs.

Deutsche Kliniken stecken in einer „kritischen Situation“, ließ Privatdozent Dr. Markus Ruhnke aus Berlin auf einer Pressekonferenz anlässlich der 38. Wissenschaftlichen Tagung der Deutschsprachigen Mykologischen Gesellschaft erkennen. Da sie seit Einführung fixer Fallpauschalen (DRGs) die anfallenden Kosten nicht mehr in voller Höhe erstattet bekommen, seien Krankenhausmediziner nicht mehr in der Lage, Patienten mit Pilzinfektionen adäquat zu therapieren. „Wir werden gezwungen, nur noch die billigen, jedoch weniger wirksamen Präparate einzusetzen beziehungsweise die Behandlung der Patienten gänzlich zu verweigern“, beklagte Ruhnke.

Zwar habe sich das Spektrum an Antimykotika zur Therapie lebensbedrohlicher systemischer Pilzinfektionen wie der invasiven Aspergillose erweitert, doch kämen neue Substanzen wie Voriconazol und Caspofungin bei Tagestherapiekosten von 400 bis über 1000 Euro nicht ausreichend zum Einsatz. Eine lebensrettende Behandlung dürfe jedoch nicht an dem durch die Gesundheitsreform aufgebauten Kostendruck scheitern, so der Mediziner. Die Deutschsprachige Mykologische Gesellschaft habe daher an verantwortlicher Stelle Einspruch gegen die DRG-Regelung erhoben, zumal auch diagnostische Maßnahmen und die Prüfung auf opportunistisch-pathogene Erreger im Verlauf oder nach Therapie einer anderen Grunderkrankung möglicherweise künftig nicht mehr vergütet werden.

Fortschritt schafft Mykosen

Die derzeitige Situation in der Mykologie sei besonders fatal, da die Inzidenz von Pilzinfektionen mit dem technischen Fortschritt in der Medizin ansteigt, bestätigte Professor Dr. Peter Kujath aus Lübeck. Gerade in der Chirurgie und Intensivmedizin tauchten heute immer häufiger Krankheitsbilder auf, die früher als Raritäten galten. Besorgniserregend sei nicht nur die Zunahme von Schimmelpilzinfektionen der Lunge, sondern auch die gesteigerte Inzidenz peritonealer Mykosen, die in der Vergangenheit nur in Ausnahmefällen beobachtet wurden. Eine unnötig hohe Mortalität durch Pilzinfektionen, hervorgerufen durch schlechte Therapie und mangelnde Diagnostik infolge unüberlegter Sparmaßnahmen, dürfe nicht akzeptiert werden.

Gravierende Defizite sah Professor Dr. Uwe Groß aus Göttingen auch in der mykologischen Forschung. So sei das Wissen um Risikofaktoren für die Entstehung von Systemmykosen begrenzt. Ungeklärt sei bislang, wie der Übergang von der Pilz-Kolonisation zur Pilz-Infektion reguliert ist. Ebenso gelte es aufzudecken, warum die Mortalität invasiver Mykosen im Vergleich zur bakteriellen Sepsis extrem hoch ist.

Als weiteres Rätsel müssten Grundlagenforscher klären, warum gerade Candida albicans und Aspergillus fumigatus extrem häufig zu Infektionen beim Menschen führen, während eine Fülle anderer Pilzgattungen und -arten nicht als Krankheitserreger in Erscheinung tritt. Pathogenitätsmechanismen, Epidemiologie, spezifische Virulenzfaktoren, diagnostisch relevante Antigene sowie Möglichkeiten der Vakzinierung gelte es näher zu erforschen. Somit müsse der zunehmenden Bedeutung mykologischer Erkrankungen dringend nicht nur klinisch, soziökonomisch und pharmakotherapeutisch, sondern auch wissenschaftlich Rechnung getragen werden. Top

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